Banden in Haiti wollen Rückkehr von Premier verhindern

von Banden in Haiti wollen Rückkehr von Premier verhindern © Bild: APA/APA/AFP/RICHARD PIERRIN

Kriminelle wollen Rückkehr von Interimspremier Henry verhindern

In Teilen von Haitis Hauptstadt haben Medienberichten zufolge kriminelle Banden während einer Auslandsreise des Regierungschefs mit Waffengewalt das öffentliche Leben lahmgelegt. Schüsse fielen am Donnerstag unter anderem am internationalen Flughafen von Port-au-Prince. In einem Video sagte der berüchtigte Bandenanführer und Ex-Polizist Jimmy "Barbecue" Chérizier, man wolle eine Rückkehr des Interimspremierministers Ariel Henry von einer Kenia-Reise verhindern.

Auch sollten der Polizeichef und Kabinettsmitglieder des Karibik-Staates gefangen genommen werden, heißt es in dem Video. Laut der Zeitung "Le Nouvelliste" und anderen haitianischen Medien führte der Gewaltausbruch zu Flugausfällen. Mindestens ein Flugzeug soll beschädigt worden sein.

Brutal agierende Banden kontrollieren nach UNO-Schätzung rund 80 Prozent von Port-au-Prince und breiten ihr Einflussgebiet zunehmend auch außerhalb der Hauptstadt aus. Die Gewalt verschärft die prekäre Versorgungslage - fast die Hälfte der elf Millionen Bewohner Haitis leidet laut Vereinten Nationen unter akutem Hunger.

Kurz nach der Ermordung des haitianischen Präsidenten Jovenel Moïse am 7. Juli 2021 übernahm Henry die Regierungsgeschäfte in Haiti. Wahlen gab es seitdem keine, das Land hat weder einen Präsidenten noch ein Parlament. Zuletzt gab es Proteste gegen den Interimsregierungschef. Nach einem Treffen der karibischen Staatengemeinschaft CARICOM wurde der Premierminister der Bahamas, Philip Davis, vom "Miami Herald" mit den Worten zitiert, Henry habe sich bereit erklärt, bis Ende August 2025 Wahlen abzuhalten.

Der UNO-Sicherheitsrat hatte im Oktober auf Bitten der haitianischen Regierung einen internationalen Polizeieinsatz gegen die Bandengewalt genehmigt. Kenia wollte die Federführung übernehmen. Eine Entscheidung eines kenianischen Gerichts im Jänner blockierte die Pläne bisher. Am Donnerstag weilte Henry zu Gesprächen in dem ostafrikanischen Land.