Belvedere-Nachfolge ist geklärt: Agnes Husslein als neue Direktorin präsentiert

Leiterin des Salzburger Rupertinums folgt auf Frodl Erste Frau die die Österreichische Galerie leitet

Belvedere-Nachfolge ist geklärt: Agnes Husslein als neue Direktorin präsentiert

Die Bestellungsurkunde sei heute unterschrieben worden, Husslein übernimmt den Posten am 1. Jänner 2007, schilderte die Bildungsministerin. Die Vertragsdauer der Nachfolgerin des jetzigen Direktors Gerbert Frodl sei noch nicht ausverhandelt. Jedoch seien Fünfjahresverträge üblich. Husslein, die als erste Frau die Österreichische Galerie leiten wird, freut sich "riesig, dass mir diese große Aufgabe übertragen wird. Ich finde das Belvedere ein wunderbares Haus, das ich seit Kindheit liebe."

Die am 22. Mai 1954 geborene Kunstmanagerin und studierte Kunsthistorikerin will die Mittelaltersammlungen und den Barock wieder mehr ins Zentrum rücken sowie die Vernetzung von oberem und unterem Belvedere verbessern. Das Belvedere solle nicht nur mit Klimt und der Jahrhundertwende assoziiert werden, sagte Husslein. Auch will die langjährige Geschäftsführerin von Sotheby's Österreich ihre weit reichende Vernetzung in Österreich und auch der internationalen Kunstszene nützen, um zusätzliche Sponsoren für das Museum zu finden.

Negative Stimmen
Die bei ihrer Salzburger Direktion von Anfang an von Kritik begleitete Husslein sah sich bei ihrer Ernennung mit negativen Stimmen konfrontiert, die insbesondere der Ausschreibung galten. SPÖ und Grünen bezeichneten diese als "äußerst dubios" und "inszeniertes Schauspiel". Auch Mitbewerber Peter Assmann (Oberösterreichische Landesmuseen) empfand die "Pro-Forma-Ausschreibung" als "beschämend für alle Beteiligten".

Gehrer wies dies zurück: "Ich verwahre mich dagegen, dass, wenn eine Frau bestellt wird, ständig davon gesprochen wird, dass irgendwelche Beziehungen eine Rolle gespielt haben. Ich lege größten Wert auf die Bewertung nach den Qualifikationen", sagte die Bildungsministerin. Eine sechsköpfige internationale Jury habe einstimmig Husslein vor Peter Pakesch (Landesmuseum Joanneum) und Peter Bogner (Künstlerhaus) wegen Hussleins "Zugang, Kompetenz, Erfahrungen und auch von ihrem Umfeld her" (Gehrer) erstgereiht. Das Kuratorium habe sich dem angeschlossen.

Husslein selbst meinte, es sei wichtig, dass "ich mich selber in den Spiegel schauen kann". Nach Kritik an ihrer Personalpolitik, die sie in Salzburg von Anfang an begleitet hat und die Husslein als "Mediengebrabbel" bezeichnete, freut sie sich auf die Mitarbeiter in der Österreichischen Galerie. Frodl betonte, es gebe "keine Animosität im Haus oder Angst vor 'der Neuen'."

Lob von Kollegenseite
Lob kam jedenfalls von Kollegenseite: Der Direktor des Kunsthistorischen Museums, Wilfried Seipel, freut sich auf gute Zusammenarbeit, Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder lobte die "hervorragende Entscheidung" für die "ausgezeichnete Museums-Direktorin". Frodl, der mit Jahresende in Pension geht, ist sicher, "dass mit Husslein eine Person gefunden ist, der man das Belvedere mit ruhigem Gewissen anvertrauen kann."

Die Sammlung der Österreichischen Galerie Belvedere reicht vom Mittelalter bis zur zeitgenössischen Moderne. 2005 hatte das Museum nach Angaben des Bildungsministeriums 419.746 (rpt. 419.746) Besucher, das ist ein Plus von 15,2 Prozent gegenüber 2004. Bei einer Basisabgeltung von 4,4 Mio. Euro verfügte die Österreichische Galerie 2005 über Mittel in Höhe von insgesamt 10,9 Mio. Euro, was einen Eigenerlös in Höhe von rund 60 Prozent bedeutet.

Agnes Husslein-Arco (51) zählt zu den schillerndsten, aber auch umstrittensten Persönlichkeiten der österreichischen Museumsszene. Sie ist eine Nichte Herbert Boeckls, dem derzeit eine Schau im Belvedere gewidmet ist. Von 1981 bis 2000 war sie die erste Geschäftsführerin von Sotheby's Österreich und leitete später auch Sotheby's Prag und Sotheby's Budapest. Zehn Jahre lang war sie Senior Director für Sotheby's Europa. Bei den Nationalratswahlen kandidierte sie 1994 auf der ÖVP-Bundesliste, die Regierung sandte sie 1995 auf einem ÖVP-Ticket in das ORF-Kuratorium.

Am 1. Jänner 2001 übernahm Husslein die Direktion des Salzburger Rupertinums und des Museums der Moderne am Mönchsberg, das 2004 eröffnete. Ihr Vertrag endete am 31. Dezember 2005, Husslein strebte keine Verlängerung an. "Ich will nach Wien zurück, dort ist mein Lebensmittelpunkt", sagte sie damals. Dies ist ihr nun geglückt.

(apa)