Belastete Straßennamen - Leoben bringt drei Zusatztafeln an

Beschluss im Gemeinderat noch ausständig - Erklärungstexte zu Kernstock, Kloepfer und Mayer-Beck

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Die Untersuchung der 249 Straßennamen in der Stadt der Montanuniversität wurde auf Anregung des Bundes Sozialistischer Freiheitskämpfer, der ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich, des KZ Verbandes Steiermark und der Jüdischen Gemeinde Graz im vergangenen Jahr in die Realität umgesetzt. Drei Straßennamen wurden als "nationalsozialistisch belastet" identifiziert. Bei den "Namensgebern" handle es sich laut einer Aussendung der Stadt am Dienstag um die beiden Schriftsteller Ottokar Kernstock und Hans Kloepfer, nach denen 1951 im Stadtteil Leitendorf Gassen benannt wurden. Der Maler Friedrich Mayer-Beck wurde noch im Jahr 1988 Namenspate einer Straße im Siedlungsgebiet von Göß. Kernstock und Kloepfer wurden aktuell auch von der im Auftrag der Stadt Graz seit 2014 tätigen Historikerkommission als "sehr problematisch" eingestuft.

"Die Stadt Leoben hat sich daher entschlossen, nunmehr Erläuterungstafeln zu den Namenspaten anbringen zu lassen, die ihre problematische Biografie thematisieren, sagte Wallner. In der nächsten Gemeinderatssitzung werde dazu der entsprechende Antrag eingebracht. Zudem werde es auch einen Antrag auf Aberkennung der Leobener Ehrenbürgerschaft des Lehrers und Lokalhistorikers Josef Freudenthaler (1874-1955) geben, der den Nationalsozialismus wiederholt verherrlichte. Laut dem Zeitgeschichtler Werner Anzenberger hätten die Opferverbände ursprünglich um Umbenennung der Straßen ersucht. Dies hätten andere Gemeinden wie Wien oder Mürzzuschlag in gleich gelagerten Fällen getan. Mit den Erläuterungstafeln seien sie aber ebenfalls einverstanden. "Erläuterungen haben den Vorteil, dass belastete Personen aus dem kollektiven Gedächtnis nicht verschwinden, sondern sich die Menschen mit ihrer - einer freien und demokratischen Gesellschaft abträglichen - Biografie auseinandersetzen", sieht der Zeithistoriker Werner Anzenberger in der Anbringung von Zusatztafeln eine passende Maßnahme.

Der Priester und Lyriker Kernstock hatte im Ersten Weltkrieg slawenfeindlich-rassistisch gereimt ("Steirische Holzer, holzt mir gut/Mit Büchsenkolben die Serbenbrut! ... Steirische Winzer, presst mir fein/Aus Welschlandtrauben blutroten Wein") und ein "Hakenkreuzlied" verfasst. Der Arzt und Dichter Kloepfer hatte u.a. das Gedicht "Steirischer Bergbauerngruß", eine Huldigung an Hitler geschrieben: "Schreibm tuat er si Hitler, und uns so guat gsinnt, wia ma weit in der Welt net an Liabern wo findt". Der Maler Friedrich Mayer-Beck (1907-1977) habe "seine grafische Begabung vorbehaltlos der Nazipropaganda zur Verfügung" gestellt, bekannt sei seine Plakatserie "Herr Semperer und Frau Keppelmeier", eine "Propagandaaktion gegen Gerüchtemacher und Meckerer im Gau Steiermark" 1941/42.

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