Auch psychische Misshandlung ist Folter: Wissenschafter widerlegen US-Richtlinien

Selbe Folgeerkrankungen wie bei physisch Gequälten US-Behörden dürfen psychische Folter praktizieren

"Eine Unterscheidung zwischen Folter und erniedrigender Behandlung ist nicht nur nutzlos, sondern auch gefährlich", resümiert der Psychologieprofessor Steven Miles von der Universität Minnesota in dem Magazin. Die Untersuchung von 279 Folteropfern aus der Zeit der Balkan-Kriege in den 90er Jahren habe gezeigt, dass die Opfer psychischer Folter in gleichem Maße unter Folgeerkrankungen wie Depressionen oder traumatischen Störungen leiden wie die Opfer körperlicher Folter.

Die Studie führt den Wissenschaftlern zufolge zu dem Schluss, dass die Traumatisierung bei den unterschiedlichen Folterarten gleichartig ist: Sie resultiere allgemein aus einem Gefühl der absoluten Angst und Hilfslosigkeit in den Händen ihrer Schergen. "Schlechte Behandlung während der Gefangenschaft - wie etwa psychische Manipulationen, Erniedrigungen und Stress - scheinen sich in bezug auf die Schwere der seelischen Leiden nicht grundsätzlich von physischer Folter zu unterscheiden", heißt es in der Untersuchung.

Die Befunde ließen darauf schließen, dass solche psychischen Misshandlungen "der Folter gleichkommen und deshalb völkerrechtlich verboten werden" müssen. Dies gelte insbesondere auch für die internen Richtlinien der US-Behörden im Umgang mit Terrorverdächtigen. Das US-Verteidigungsministerium und das Justizministerium hatten im Jahr 2003 Richtlinien ausgearbeitet, die nicht-körperliche Misshandlungen zulassen, um den Willen von Gefangenen zu brechen.

(apa/red)