AUA fällt bei Flugsicherheit weit zurück: Von bestem Wert auf Platz 19 abgestürzt

Notlandung Anfang 2004 kostete AUA Top-Position Australische Qantas vor finnischer Fluglinie Finnair<br>Auch Billigflieger wie Air Berlin und Ryanair an Spitze

Damit liegt die AUA unmittelbar hinter der Lufthansa, die seit 1973 immerhin 61 Todesfälle zu beklagen hat. Andere Airlines konnten ihre Spitzenstellung aus dem Vorjahr halten: Unverändert liegen die australische Qantas vor der Finnair und Cathay Pacific (Hongkong) an der Spitze, geht aus der jüngsten Übersicht des deutschen Flugunfallbüros JACDEC ("Jet Airliners Crashes Evaluation Centre") hervor, die das deutsche Fachmagazin "Aero International" in seiner Märzausgabe veröffentlicht.

50 größte Fluggesellschaften berücksichtigt
Das diesjährige "JACDEC-Safety-Ranking" berücksichtigt die 50 größten Fluggesellschaften, die Sicherheit wurde auf Basis von Unfällen und Personenschäden - zwischen 1973 und Ende 2005 - in Bezug auf die gesamte Beförderungsleistung (per Ende 2004) ermittelt. Reine Charter-, Fracht- und Regionalfluglinien sind nicht in der "Top 50-Liste" aufgeführt. Aussagen auf die Zukunft lassen sich daraus nicht ableiten, hält JACDEC fest.

Die AUA verwies in einer Stellungnahme darauf, dass es bei ihr - ebenso wie bei den Spitzenreitern der Wertung - seit mehr als 40 Jahren keine Todesopfer mehr gegeben habe.

Keine Todesopfer bei großen Fluglinien
Zwar gab es 2005 insgesamt 1.054 (2004: 516) Todesopfer in der zivilen Luftfahrt weltweit, doch die großen Fluglinien waren davon ausgenommen. Ein Kind kam in einem Auto ums Leben, als eine Boeing 737 von Southwest Airlines in Chicago über die Landebahn hinausschoss. Laut "Aero" kam im Vorjahr kein einziger Passagier durch Sabotage, Entführung oder Terroranschläge ums Leben.

Zwölf Airlines erreichten die bestmögliche Sicherheitsrate von "0,0", bei fünf davon - Qantas, Finnair, Cathay, El Al und All Nippon Airways (ANA) - gab es keinen einzigen Unfall seit 1973. Weiters in der Spitzengruppe landeten Air Berlin, Virgin Atlantic, Emirates, Ryanair, EVA Air, Easyjet und Jet Blue. El Al kommt erstmals in der Wertung vor, zuvor war sie nicht unter den 50 größten Fluggesellschaften.

Billigairlines stark
Auffallend ist das starke Abschneiden von Billig-Airlines: Ein Drittel der Spitzengruppe - Air Berlin, Ryanair, EasyJet und Jet Blue - gehören diesem Segment an. Allerdings handelt es sich bei diesen im Vergleich zu den Branchenveteranen um relativ junge Airlines. Zum Vergleich: Qantas wurde bereits 1922 gegründet, Finnair 1923. Das "JACDEC-Safety-Ranking" zeigt, dass die "Low Fare"-Airlines in Sachen Sicherheit den etablierten Fluglinien bisher in nichts nachstehen.

Nur sehr wenige der 50 größten Fluglinien hatten in jüngster Zeit schwerere Unfälle zu beklagen. "Totalverluste" von Flugzeugen gab es lediglich bei Air France (am 2. August verunglückte ein Airbus A340-300 bei der Landung in Toronto) und Northwest Airlines (eine Boeing 747-200 wurde bei der Landung auf der Insel Guam irreparabel beschädigt sowie eine DC-9 bei einer Bodenkollision in Minneapolis) - lagen schon vorher im Mittelfeld des Rankings.

Turkish Airlines am Ende der Wertung
Schlusslichter in der Wertung sind wie in den Vorjahren Turkish Airlines mit 844 Toten (Sicherheitsfaktor 3,88), Air India (556 Tote/1,73), China Airlines (755 Tote/1,67), Gulf Air (255 Tote/1,57), Garuda Indonesia (411 Tote/1,43) und Saudi Arabian Airlines (611 Tote/1,24). Trotz vergleichsweise vielen Todesopfern - nämlich 895 - liegt American Airlines auf Grund der hohen Beförderungsleistung auf Platz 28. Überdurchschnittlich viele Todesopfer gab es auch bei Korean (702 Tote, Platz 44) und Japan Airlines (579 Tote, Platz 30).

Auffällig ist das unterschiedliche Abschneiden der großen taiwanesischen Fluglinien. Während die kleinere EVA Air seit ihrer Betriebsaufnahme 1991 unfallfrei fliegt (Rang 10), verzeichnet Marktführer China Airlines (Rang 48) seit 1980 sieben Unfälle, davon fast alle mit Todesopfern.

AUA-Reaktion: Ranking lässt Verschuldensfrage außer Acht
"Das Ranking berücksichtigt nicht die Verschuldensfrage von Flugunfällen. Dies muss man auch im Zusammenhang mit der Außenlandung der Austrian Fokker 70 ins Treffen führen", sagte AUA-Sprecher Johannes Davoras. Die Untersuchung der deutschen Flugunfallkommission habe ergeben, dass die Austrian Airlines kein Verschulden getroffen habe.

Laut Abschlussbericht sei die technische Wartung des Flugzeuges einwandfrei gewesen, und es sei dem fliegerischen Können und der professionellen Reaktion der Austrian-Piloten zu verdanken, dass Passagiere und Besatzung nicht zu Schaden kamen, betonte Davoras. Die Austrian Airlines Group zähle zu den sichersten Fluggesellschaften der Welt. Mit einem Flottenalter von durchschnittlich sieben Jahren betreibe Austrian eine der modernsten Flotten.

Der Einsatz und finanzielle Aufwand für die Wartung der Flugzeuge belaufe sich jährlich auf rund 270 Millionen Euro, führte der Unternehmenssprecher aus. Das seien etwa zwölf Prozent des Gesamtaufwands der Austrian Airlines Group.
(apa/red)