Arkans Kriegsfreunde sitzen im serbischen Parlament

Echtes Waffenarsenal im Haus seiner Witwe sichergestellt

Arkans Kriegsfreunde sitzen im serbischen Parlament

Der geschützte Zeuge unter dem Tarnnamen "C-1738" berichtete ausführlich über eine erste große Operation der Milizen Arkans. Seine Leute hatten am 31. März 1992 in einer achtstündigen Aktion die ostbosnische Stadt Bijeljina besetzt. Über 40 Menschen kamen ums Leben, mit Arkans Leuten waren den Weg nach Erdut bei Vukovar, wo sich damals der Stützpunkt der "Tiger" befunden hatte, auch gleich rund 40 Luxuswagen und ein Bus angetreten. Arkan persönlich soll bei der "Befreiungsaktion" in Bijeljina auch die Kasse der größten Lokalbank geknackt haben.

Der berüchtigte Mafiaboss war im Jänner 2000 in einem Belgrader Hotel ermordet worden. Seine Ermordung trägt die Handschrift der serbischen Polizei der Ära Slobodan Milosevic und ihres Staatssicherheitsdienstes.

In der Luxusvilla der Witwe, einem festungsartigen Gebäude in der Nähe des Stadions des Vereins "Roter Stern", hatte die Polizei am Montag in einem speziell gebauten Bunker ein riesiges Waffenarsenal sichergestellt. Die Bewaffnung des Turbo-Folkstars soll sich nicht nur aus 5.000 Geschoßen von Kaliber 7,62 mm, 22 Pistolen und Revolvern, sondern auch aus sonstiger Militär- und Polizeiausrüstung, darunter einem Handwerfer, zusammensetzen.

Obwohl längst bekannt war, dass Svetlana mit dem einstigen Kommandanten der Spezialpolizeieinheit JSO, Milorad Lukovic "Legija", dem Anführer der Mafia-Gruppe von Zemun, der die Ermordung von Ministerpräsident Zoran Djindjic angelastet wird, eng befreundet war, war im Haus des Stars nicht einmal im Vorjahr eine Durchsuchung vorgenommen worden, als in unmittelbarer Nähe ein hoher jugoslawischer Polizeifunktionär ermordet worden war.

Arkans einstige engste Mitkämpfer sitzen unterdessen weiterhin im serbischen Parlament. Der Chef der von Raznatovic im Jahr 1993 gegründeten Partei der Serbischen Einheit (SSJ), Borislav Pelevic, war dieser Tage in Tarnuniform in einer Archivaufnahme auch an der Seite Legijas zu sehen.

Im Lauf der aktuellen Polizeiaktion wurde am vergangenen Freitag auch ein SSJ-Abgeordneter und Spitzenfunktionär des FC "Obilic", dessen Inhaberin Svetalana Raznatovic ist, festgenommen. Dem ehemaligen Fußballspieler Dragisa Binic wird Rauschgifthandel nachgesagt, er wurde allerdings laut Medienberichten schon Stunden später wieder freigelassen.

Polizeiberichte über die Festnahmen von Angehörigen der bekannten Mafiagruppen in Serbien - insgesamt waren im Vorjahr seitens des Innenministeriums 150 solche Gruppen mit 550 Angehörigen registriert worden - ähneln einander dieser Tage enorm. Immer wieder heißt es, dass in den Wohnungen der Festgenommenen illegal gelagerte Waffen, Geschoße, Rauschgift, falsche oder echte heimische oder ausländische Kennzeichen, gestohlene Wagen und Hartwährung in kleineren oder größeren Mengen sichergestellt worden seien. Zwei der Anführer der Zemun-Mafia - Mladjan Micic alias "Ratte" und Dragan Nikolic alias "Betrüger" - befinden sich mit rund 400 weiteren Verdächtigten hinter Gittern.

Eine plausible Antwort auf die Frage, warum die gefährliche Zeitbombe in Serbien so lange ungehindert ticken konnte, warum die Gefahr unterschätzt worden war, gab es aber noch nicht.