Albertina Klosterneuburg in der Zielgeraden

von Albertina Klosterneuburg in der Zielgeraden © Bild: APA/APA/TOBIAS STEINMAURER/TOBIAS STEINMAURER

Direktor Schröder gab erste Einblicke in den neuen Standort

Rund drei Wochen vor Eröffnung der Albertina Klosterneuburg am 9. April bat Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder zum Rundgang durch das ehemalige Essl Museum. Noch sind sowohl innen als auch außen letzte Arbeiten im Gang, doch in den Räumlichkeiten bietet sich bereits ein instruktiver Eindruck der kommenden opulenten Präsentation von Kunstwerken nach 1945.

Gleich im ersten Raum des rechten Obergeschosses werden die Besucher von großformatigen Warhol-Gemälden empfangen. Die Sammlung der Albertina an Gegenwartskunst umfasst ca. 65.000 Kunstwerke. "In der Albertina Klosterneuburg zeigen wir dieselbe hohe Qualität, die wir in der Albertina und in der Albertina Modern präsentieren. Also man braucht nicht befürchten, dass hier Ausschussware zu sehen sein wird, sondern das Gegenteil wird der Fall sein", betont Schröder. "Ich könnte jetzt zehn Ausstellungen in derselben Größe wie hier zeigen, auf 3.000 Quadratmetern, und es würde sich nicht ein einziges Werk wiederholen."

Die Albertina-Bestände zeitgenössischer Kunst beruhen auf drei Pfeilern: der Schenkung von Karlheinz und Agnes Essl, der Stiftung der Familiensammlung Haselsteiner und dem hauseigenen Bestand. Und so begegnet man von Alex Katz über Peter Pongratz bis Franz Zadrazil immer wieder Werken, die auch im Essl Museum schon zu sehen gewesen sind.

Von der amerikanischen Pop-Art über entsprechende österreichische Positionen geht es zu internationaler Malerei des 21. Jahrhunderts. Im linken Flügel ist abstrakte Kunst der 50er- und 60er-Jahre präsent, weiter geht es zu den Wiener Aktionisten (u.a. Nitsch, Brus, Frohner) und zur deutschen Gegenständlichkeit. Ein Raum ist Anselm Kiefer gewidmet, ein weiterer Maria Lassnig (Schröder: "Die wichtigste Malerin des 20. Jahrhunderts, nicht nur Österreichs, sondern überhaupt"). Im zweiten Obergeschoss bilden Skulpturen einen Schwerpunkt (u.a. West, Wurm, Meese, Quinn). Hier, so Schröder, wird "das Leiden, das durch den Menschen in die Welt kommt", zum Thema.

Durch Umbauten der Durchgänge konnten die Hängeflächen wesentlich vergrößert werden. Heinz Tesar war vor seinem Ableben - Schröder und Karlheinz Essl hatten ihn noch im Künstlerheim Baden besucht - in die Pläne der erforderlichen Adaptierungen (betreffend u.a. Raumstruktur, Lichtverhältnisse, Klimatechnik, Photovoltaik, Isolierung, Sicherheitssystem) involviert und zeigte sich einverstanden.

Für die Öffnung des ehemaligen Essl Museums als Albertina Klosterneuburg werden keine zusätzlichen öffentlichen Fördermittel in Anspruch genommen. Allerdings ist Schröder dankbar für die Partnerschaft mit dem Verbund, der die laufenden Kosten in den kommenden Jahren übernehmen wird. Ob es neben dem Ausstellungs- und Kunstvermittlungsbetrieb - z.B. wird wieder ein Kinderatelier ins Leben gerufen - auch ein musikalisches und/oder literarisches Veranstaltungsprogramm geben wird, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen: "Grundsätzlich werde ich immer auf den Bedarf, auf die Nachfrage reagieren. Zusatzangebote sind auch eine Frage der Finanzierung", so Schröder, der hofft, dass sich die "Museumsmarke" Albertina als starker Publikumsmagnet erweisen wird.

Apropos Museumsmarke: "Albertina Klosterneuburg - Essl Museum" wird am Eingang zu lesen sein, nicht zuletzt als "Reverenz gegenüber demjenigen, der dieses Haus initiiert und gegründet hat. Allein durch die gewaltige Schenkung verdient es die Familie Essl, mit diesem Bau verknüpft zu werden. Alles andere erschiene mir unfair. Aber ich nütze natürlich die Strahlkraft des Namens 'Albertina'", erklärt Schröder.

"Mir ist schon daran gelegen, dass das Museum auch in Klosterneuburg angenommen wird und als Ausflugsziel für die Niederösterreicher reüssiert", so der Albertina-Direktor. Unglücklich ist Schröder allerdings mit der derzeitigen Bebauung der unmittelbaren Umgebung des Hauses durch provisorische Standorte für ein Privatgymnasium und wünscht sich eine schnellstmögliche "Beseitigung dieser Baracken" zugunsten eines Areals, das sich als englischer Park und Skulpturengarten ideal eignen würde. Zuständig fühle sich letztlich niemand: "Da haben alle Butter am Kopf."

(S E R V I C E - Albertina Klosterneuburg, Eröffnung am 9. April, Öffnungstage: Donnerstag bis Sonntag 10-18 Uhr, bis 2. November 2024. Information: )