AHS und BHS in Ordnung - Rest schwach: Große Unterschiede zwischen Schultypen

Lesen: Abstand AHS-"Poly" größer als Finnen-Tunesien Auch in Mathematik und Naturwissenschaften ähnlich

"In Österreich gehören 20 Prozent aller 15-/16-jährigen Schüler/innen, also ein Fünftel eines beschulten Jahrgangs, zur Lese-Risikogruppe. In absoluten Zahlen sind das derzeit rund 18.000 Österreicher/innen jährlich, die nach zumindestens 8 bis 9 Jahren allgemein bildender Schule nicht ausreichend fließend und sinnentnehmend Lesen gelernt haben", heißt es in den zusammenfassenden Ergebnissen der PISA-Studie. Dabei hat sich die Größe dieser Gruppe in Österreich in wenigen Jahren um sechs Prozentpunkte von 14 Prozent auf 20 Prozent der Schüler - und damit fast um die Hälfte - vergrößert, der drittgrößte Anstieg weltweit.

Jeder zweite "Polytechniker" in Lese-Risikogruppe
An den Polytechnischen Schulen zählt jeder zweite Schüler zu dieser Risikogruppe (54 Prozent), an den Berufsschulen 39 Prozent, an berufsbildenden mittleren Schulen (BMS) immerhin noch 21 Prozent und an berufsbildenden sowie allgemeinbildenden höheren Schulen drei bzw. zwei Prozent. Dabei hat sich das Ergebnis an den Polytechnischen und Berufsschulen gegenüber dem letzten PISA-Test dramatisch verschlechtert: Damals gehörten an den "Poly" erst 43 Prozent zur Risikogruppe, an den Berufsschulen 30 Prozent.

Deutliche Auswirkungen auf die Lese-Kompetenz eines 15- bis 16-Jährigen hat seine bisherige Schulkarriere: Unter jenen, die eine AHS-Unterstufe besucht haben, finden sich nur zwei Prozent in der Risikogruppe, unter jenen, die aus der Hauptschule kommen, dagegen 27 Prozent.

Auch in der Mathematik große Unterschiede
Ähnlich das Bild in Mathematik: Österreich erreicht mit 506 Punkten den 15. Platz, wobei Schüler an AHS 571 Punkte und Jugendliche an Polytechnischen Schulen 438 Punkte (jeweils Mittelwert) erreichen. Insgesamt zählen 19 Prozent zur Mathe-Risikogruppe, wobei der Anteil an den AHS mit zwei und an BHS mit vier Prozent relativ gering ist. Dagegen zählt an BMS bereis fast jeder Vierte (23 Prozent) zur Risikogruppe, an Berufsschulen jeder Dritte (32 Prozent) und an Polytechnischen Schulen 40 Prozent. Auch bei den Mathematik-Kompetenzen gibt es deutlich mehr Schüler in der Risikogruppe, die aus der Hauptschule kommen (24 Prozent), als jene, die aus der AHS-Unterstufe kommen (rund zwei Prozent).

Problemlösen: AHS und BHS im Landesmittel der Besten
Beim erstmals getesteten Bereich Problemlösen sind erwartungsgemäß die AHS- (572 Punkte) und BHS-Schüler (549) führend, mit großem Abstand (77 Punkte) folgen die anderen Schulsparten. Die führenden Nationen in diesem Bereich (Korea, Hongkong, Finnland) haben Landes-Mittelwerte, die den mittleren Leistungen der AHS- und BHS-Schüler in Österreich entsprechen, "jeweils ein ganzes Land befindet sich dort im Schnitt auf dem Niveau, das hierzulande nur unsere 40 Prozent Besten erreichen".

Nur kleine Naturwissenschaft-Verluste in AHS
Bei den Naturwissenschaften, wo Österreich ja den international größten Leistungsabfall gegenüber PISA 2000 verzeichnen musste, gibt es an den AHS nur kleine Verluste (minus sieben Punkte), in allen anderen Schulsparten dagegen signifikante Verluste: BHS minus 16, Berufsschulen minus 20, Polytechnische Schulen minus 30 und BMS minus 33 Punkte. Wie groß der Unterschied sein kann, zeigt folgender Vergleich: die beste Untergruppe in der Naturwissenschafts-Kompetenz sind die männlichen AHS-Schüler mit 577 Punkten gegenüber den "Poly"-Schülerinnen mit 400 Punkten.

Bei der Interpretation der Leistungsdifferenzen muss laut Studienautoren berücksichtigt werden, dass ein Großteil der getesteten Schüler in den beiden Jahren vor den Tests die Schule bzw. die Schulsparte gewechselt haben. Die Leistungen seien deshalb kein "Verdienst" der aktuellen Schulsparten, sondern der zuvor besuchten allgemein bildenden Schulen. Damit würden die Ergebnisse "vielmehr die Selektivität des österreichischen Schulsystems auf der Sekundarstufe II widerspiegeln". (apa)