44 Tote bei Luftangriffen in Syrien - UN wegen Eskalation alarmiert

Bereits in den vergangenen Tagen flogen russische und syrische Jets heftige Luftangriffe

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Ost-Ghouta nahe Damaskus und die Provinz Idlib im Nordwesten Syriens gehören zu den letzten Gebieten Syriens unter Rebellenkontrolle. In den vergangenen Wochen war die Gewalt dort eskaliert. In Idlib haben die Kämpfe nach UN-Angaben fast 250.000 Menschen vertrieben. In Ost-Ghouta sind wegen einer Blockade der Regierung nach UN-Schätzungen rund 400.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Weil kaum Hilfe in das Gebiet kommt, spielt sich dort nach Angaben von Hilfsorganisationen eine humanitäre Katastrophe ab.

Die Vereinten Nationen zeigten sich angesichts der jüngsten Gewalt in dem Bürgerkriegsland alarmiert. UN-Vertreter beklagten, sie könnten tonnenweise bereitstehende humanitäre Hilfe wegen anhaltender Kämpfe und umständlicher Genehmigungsverfahren nicht verteilen. Mehr als 13 Millionen notleidende Menschen im Land brauchen solche Unterstützung.

Die Menschenrechtsbeobachter erklärten, Jets der syrischen Luftwaffe hätten mehrere Orte in der von Regierungstruppen eingeschlossenen Region Ost-Ghouta nahe Damaskus bombardiert. Ihnen zufolge handelt es sich um die höchste Opferzahl an einem Tag in Ost-Ghouta seit Beginn der Eskalation Ende Dezember.

Bereits am Montag waren dort bei Bombardierungen nach Angaben der Menschenrechtler mehr als 30 Zivilisten gestorben. Syrische und russische Jets flogen in den vergangenen Tagen auch in der ebenfalls von Regierungsgegnern kontrollierten Provinz Idlib im Nordwesten Syriens heftige Luftangriffe mit Dutzenden zivilen Opfern. Moskau unterstützt in dem Bürgerkrieg die Truppen der Regierung.

Die UN-Ermittlungskommission für Syrien kündigte an, sie werde Berichte über einen Angriff mit Chemiewaffen auf die von Rebellen gehaltene Stadt Sarakib im Nordwesten des Landes untersuchen. Rettungshelfer und Aktivisten werfen der Regierung vor, sie habe dort am Montag eine Bombe mit Chlorgas abgeworfen. Nach Angaben der Rettungsorganisation Weißhelme wurden dabei zwölf Menschen verletzt.

Auch die US-Regierung äußerste schwere Bedenken wegen des erneuten Verdachts auf den Einsatz von Giftgas. "Dies ist nach Berichten der sechste Vorfall dieser Art in den vergangenen 30 Tagen", heißt es in einer Stellungnahme der Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert. Außenminister Rex Tillerson habe deutlich gemacht, dass am Ende Russland seit seiner Beteiligung an den Kämpfen für die Toten in Syrien Verantwortung zu tragen habe. "Indem Russland die syrische Regierung aus der Verantwortung nimmt, wird auch Russland seinen eigenen Verpflichtungen nicht gerecht", schrieb Nauert weiter. "Die Menschen in Syrien leiden. Der Rest der Welt sieht zu."

Ausmaß und Heftigkeit der Angriffe in Ost-Ghouta und in Idlib hätten "dramatisch zugenommen", teilte die UN-Ermittlungskommission mit. Die Luftangriffe hätten Berichten zufolge auch drei Klinken getroffen. "Diese Berichte sind äußerst verstörend und verhöhnen die sogenannten "De-Eskalationzonen"", erklärte der Leiter der Kommission, Paulo Pinheiro. Russland und der Iran als Verbündete der syrischen Regierung und die Türkei als Unterstützer der Opposition hatten im vergangenen Jahr mehrere solcher Zonen errichtet.

UN-Vertreter in Syrien verlangten umgehend eine mindestens einmonatige Kampfpause, um Millionen Menschen versorgen sowie Kranke und Verwundete retten zu können. Besonders in den belagerten und schwer erreichbaren Regionen gebe es seit Wochen keinen Zugang. Die meisten Gebiete in Syrien werden von Regierungsanhängern blockiert.

Der Jänner sei ein verheerender Monat in Syrien gewesen, sagte Fran Equiza, Vertreter des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Syrien. Fast 60 Kinder seien durch Kämpfe getötet worden. Am Sonntag sei ein von UNICEF unterstütztes Krankenhaus in Maarat al-Numan im Nordwesten Syriens angegriffen worden und nun außer Betrieb.

Seit Ausbruch des Konflikts sind im syrischen Bürgerkrieg mehr als 400.000 Menschen ums Leben gekommen. Die Regierungstruppen konnten in den vergangenen Monaten große Geländegewinne erzielen.

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