20-jähriges Jubiläum für Reinhold Messner:
"Achttausender-König" bezwang 1986 Lhotse

Damit alle 14 Berg-Giganten der Welt bezwungen Messner durch Drama am Nanga Parbat berühmt

20-jähriges Jubiläum für Reinhold Messner:
"Achttausender-König" bezwang 1986 Lhotse

"Das Gleiche lässt uns in Ruhe, aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht." - Fast scheint es so, als ob Messner diesen Spruch von Johann Wolfgang von Goethe auf seine Fahnen geheftet hatte, die er zwischen 1970 und 1986 auf den höchsten Gipfeln der Welt anbrachte. Und sein Ausspruch ist für ihn gleichsam ein Programm geworden: "Ich bin ein Mensch der Widersprüche. An meinen Kritikern und Neidern bin ich gewachsen."

Drama am Nanga Parbat
Zu internationaler Berühmtheit gelangte der 1954 geborene Villnösser Bauernbub im Mai 1970, als er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Günther den Himalaya-Riesen Nanga Parbat (8.125 m) nicht nur erstmals über die gefürchtete Rupal-Wand bezwang, sondern auch eine Überschreitung schaffte, indem er auf der Diamir-Flanke abstieg. Bei dieser riskanten Unternehmung kam Günther unter bis heute nicht ganz geklärten Umständen ums Leben.

Reihenweise Ausnahme-Leistungen
Messners Bergsteigerkarriere lässt sich aber trotz der bis heute andauernden Medienberichte über die fatale Expedition von 1970 nicht auf diese allein reduzieren. Als Extremalpinist setzte er reihenweise neue Maßstäbe und revolutionierte die Methoden: Als erster Mensch stand er auf dem Gipfel aller 14 Achttausender; auf einigen sogar mehrmals. Bei keiner einzigen Expedition verwendete Messner Flaschen-Sauerstoff. Eine bemerkenswerte Leistung, die noch 1978, als Messner gemeinsam mit dem Tiroler Peter Habeler den Mount Everest (8.850 m) bezwang, für unmöglich gehalten wurde.

Neuen Ethos begründet
Heute gehört es zur Ehre eines jeden "echten" Bergsteigers, auf künstlichen Sauerstoff zu verzichten. "Achttausender-Gipfel mit künstlichem Sauerstoff zu besteigen ist so, wie den Giro d'Italia mit einem Moped statt einem Rennrad zu fahren: Uninteressant und unfair", charakterisiert der Südtiroler Alpinist Hans Kammerlander, ein ehemaliger Seilgefährte Messners, das aktuelle bergsteigerische Ethos.

Wüsten als neue Herausforderung
Nachdem Messner Mitte der achtziger Jahre alle Achttausender erklommen hatte, begab er sich in die Ebene und suchte dort das ultimative Abenteuer. Fortan baute er seinen Ruhm mit Durchquerungen von Eis- und Sandwüsten aus - und wurde nebenher publizistisch immer aktiver.

Extrembergsteigen ist Vergangenheit
In den neunziger Jahren, als Messner wegen einer Fußverletzung weitere extremalpinistische Ambitionen begraben musste, widmete sich der Südtiroler verstärkt der Politik. Höhepunkt seiner Politlaufbahn war die Europawahl 1999, wo er als Parteiloser auf der Liste der Grünen einen Sitz im EU-Parlament errang. Der Ruhelose kandidierte 2004 allerdings kein zweites Mal. Stattdessen widmet er sich nun intensiv um das Bergmuseum in Sigmundskron bei Bozen, das im vergangenen Sommer eröffnet wurde. Das extreme Bergsteigen hat er mittlerweile aufgegeben.

(apa/red)