Erklärungsversuch
Unbeliebter Ronaldo
"Erklärungsversuch" von Wolfgang Kralicek: Warum der Superstar so unbeliebt ist
Karl-Heinz Grasser war für das harte Pflaster der österreichischen Innenpolitik zu jung, zu intelligent und zu schön. Womit wir auch schon bei Cristiano Ronaldo wären. Der Vergleich hinkt zwar, weil der Real-Madrid-Star unbestritten einer der weltbesten Fußballer ist, während man beim Ex-Finanzminister lang diskutieren kann, wo seine Leistung war. Gemeinsam aber haben die beiden, dass sie schöne Männer sind. Ist das vielleicht der Grund dafür, dass der Portugiese der wahrscheinlich unbeliebteste Superstar aller Zeiten ist? Sind die Männer ihm seinen makellosen Körper neidig? Wenn es so wäre, müsste jeder zweite italienische Fußballer verhasst sein, die sehen nämlich noch besser aus. Ronaldos Macho-Posen wiederum sind eher peinlich als unsympathisch, weil sie so aufgesetzt wirken. Hier kommen wir dem Problem aber schon näher: Der Mann ist nicht authentisch, was es schwer macht, sich mit ihm zu identifizieren. Das Hauptproblem aber ist, dass es ihm an Demut fehlt. Hochbegabte, die beliebt sein wollen, müssen dem Rest der Menschheit glaubhaft machen, dass ihr Talent sie nicht zu Außerirdischen macht. Sie müssen besonders nett, besonders höflich, besonders empathisch sein. Das Problem ist nicht, dass Ronaldo der Beste ist. Sondern dass er sich für was Besseres hält.