WM 2014: Team-Check Belgien

Von vielen als Geheimfavorit gehandelt - doch was kann die Star-Truppe wirklich?

In wenigen Tagen beginnt die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Um sich auf das Sportereignis des Jahres gebührend einzustimmen, stellt NEWS.AT jeden Tag einen WM-Teilnehmer im Porträt vor. Alle Erfolge, Stars und die Aussichten bei der Endrunde im Check. Heute: Belgien.

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Gruppe H - WM 2014: Team-Check Belgien

Gruppe A: Brasilien - Kroatien - Mexiko - Kamerun

Gruppe B: Spanien - Niederlande - Chile - Australien

Gruppe C: Kolumbien - Griechenland - Elfenbeinküste - Japan

Gruppe D: Uruguay - Costa Rica - England - Italien

Gruppe E: Schweiz - Ecuador - Frankreich - Honduras

Gruppe F: Argentinien - Bosnien und Herzegowina - Iran - Nigeria

Gruppe G: Deutschland - Portugal - Ghana - USA

Gruppe H: Belgien - Algerien - Russland - Südkorea

BELGIEN

Steckbrief

Verband: Königlich belgischer Fußballbund
WM-Teilnahmen: 11 - zuletzt 2002
Erfolge: Vierter 1986
Teamchef: Marc Wilmots

Die Qualifikation

Zwei Mal in Folge hatte Belgien die WM-Endrunde verpasst, auch bei Europameisterschaften war man seit dem Jahr 2000 und der EM im eigenen Land nur Zaungast. Höchste Zeit also, dass es wieder geklappt hat. Die ausgeglichene Gruppe A mit den Gegnern Kroatien, Wales, Serbien, Schottland und Mazedonien war keineswegs ein Selbstläufer, konnte von den “Roten Teufeln” aber mit acht Siegen und zwei Remis ungeschlagen auf Platz eins beendet werden. Marc Wilmots gelang es, aus den hoch veranlagten Einzelkickern ein schlagkräftiges Team zu formen, das in allen Mannschaftsbereichen funktioniert und defensiv zu den stärksten Europas zählt. Mit nur vier Gegentoren teilt sich Belgien diesen Platz in der Statistik mit den Minimalisten aus Griechenland sowie England und der Ukraine. Apropos vier: So viele Treffer konnte Kevin De Bruyne beisteuern, womit der Deutschland-Legionär gemeinsam mit Alexander Kolarov und Gareth Bale erfolgreichster Torschütze der Gruppe war.

Der Superstar

Der Kader Belgiens ist überragend, auf allen Positionen tummeln sich Spieler aus den besten Ligen der Welt. Ein Name sticht dennoch heraus: Eden Hazard. Der offensive Mittelfeldspieler verzaubert seit sieben Jahren auf den Plätzen dieser Welt und wurde schon früh als “neuer Messi” gepriesen. Angesichts der Körpergröße von 1,70-Meter und einer ähnlichen Ballbehandlung hinkt dieser Vergleich mit dem argentinischen Superstar gar nicht sehr. Mit unglaublicher Energie und perfekter Technik erfreute der älteste von vier fußballbegeisterten Brüdern (Thorgan schaffte den Sprung in den Kader nicht) zunächst fünf Saisonen lang seinen Stammverein OSC Lille, ehe er 2012 für 40 Millionen Euro Ablöse zum FC Chelsea wechselte und seitdem das Angriffsspiel der “Blues” dominiert. Die Auszeichnung zum Nachwuchsspieler des Jahres, die Hazard heuer von der englischen Spielervereinigung verliehen wurde, verdeutlicht aber eines: Der gute Mann ist erst 23 Jahre alt. Nun liegt vor dem “Kobold”, wie der 45-fache Teamspieler genannt wird, das erste große Turnier, bei dem es seine Klasse auf allerhöchstem Niveau zu zeigen gilt. Denn Talent alleine ist manchmal zu wenig. Selbst die Fans an der Stamford Bridge ärgern sich regelmäßig über die Verspieltheit oder den mangelnden Einsatz des Belgiers. Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten kann ihm indes niemand absprechen, wie folgendes Video eindrucksvoll unterstreicht.

Der Kader

PositionNameVerein
TorThibaut CourtoisAtletico Madrid
-Simon MignoletLiverpool
-Sammy BossutSV Zulte-Waregem
AbwehrToby AlderweireldAtletico Madrid
-Thomas VermaelenArsenal
-Vincent KompanyManchester City
-Jan VertonghenTottenham Hotspur
-Daniel Van BuytenBayern München
-Nicolas LombaertsZenit St. Petersburg
-Anthony Vanden BorreAnderlecht
-Laurent CimanStandard Lüttich
MittelfeldAxel WitselZenit St. Petersburg
-Kevin De BruyneVfL Wolfsburg
-Marouane FellainiManchester United
-Steven DefourFC Porto
-Moussa DembeleTottenham Hotspur
-Nacer ChadliTottenham Hotspur
-Eden HazardChelsea
AngriffRomelu LukakuEverton
-Kevin MirallasEverton
-Dries MertensSSC Napoli
-Divock OrigiOSC Lille
-Adnan JanuzajManchester United


Vergessene Legenden

So wie heute war in Belgien schon in den späten 80er und 90er Jahren eine “Goldene Generation” am Werk und der Eden Hazard von damals hörte auf den Namen Enzo Scifo. In seinem Jugendverein noch Torschütze vom Fließband (Quellen sprechen von 432 Treffern in vier Jahren), entwickelte sich aus dem heute 48-Jährigen einer der besten Spielmacher seiner Zeit. Den RSC Anderlecht führte er 1984 ebenso ins UEFA-Cup-Endspiel wie acht Jahre danach den AC Torino. Dazwischen liegt eine Ära, in der Scifo nach schwächeren Leistungen für Inter Mailand bereits als ewiges Talent abgeschrieben wurde. Doch der Sohn sizilianischer Einwanderer strafte seine Kritiker Lügen und spielte noch ein knappes Jahrzehnt auf Weltniveau. Beim AS Monaco fütterte der Kreativkopf die damaligen Jungstars Thierry Henry und David Trezeguet mit Vorlagen, bei Anderlecht holte er 2000 seine vierte belgische Meisterschaft und bei Charleroi ließ er seine Karriere ausklingen. Besser gesagt, war er zu diesem Schritt wegen Knieproblemen gezwungen. Deshalb vertrat der Rechtsfuß Belgien auch "nur "bei vier Weltmeisterschaften. Ein Kunststück, das lediglich 20 Spielern weltweit gelungen ist.

Die Chancen

"Die Belgier haben eine super Mannschaft, sie sind mein Geheimtipp”, gab Zlatko Junuzovic seine WM-Prognose ab. Der ÖFB-Kicker ist nicht der einzige, der das Team von Marc Wilmots auf der Rechnung hat. Mittlerweile sehen schon so viele Belgien als Geheimfavoriten, dass von geheim keine Rede mehr sein kann. Das Überraschungsmoment fällt beim WM-Rückkehrer also weg, bei so viel spielerischer Klasse ist das aber auch gar nicht von Nöten. Belgien hat tatsächlich die Qualität und die Kaderdichte, um ein Wort um den Titel mitzureden.

NEWS.AT-Tipp

Belgien dominiert die Gruppe, muss in der K.o.-Phase dann aber der mangelnden Turnier-Erfahrung Tribut zollen. Ein trauriges und zu frühes Aus.

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