WM 2014: Team-Check Argentinien

Gelingt dem zweifachen Weltmeister der Titel-Hattrick ausgerechnet beim Erzrivalen?

In wenigen Tagen beginnt die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Um sich auf das Sportereignis des Jahres gebührend einzustimmen, stellt NEWS.AT jeden Tag einen WM-Teilnehmer im Porträt vor. Alle Erfolge, Stars und die Aussichten bei der Endrunde im Check. Heute: Argentinien.

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Gruppe F - WM 2014: Team-Check Argentinien

Gruppe A: Brasilien - Kroatien - Mexiko - Kamerun

Gruppe B: Spanien - Niederlande - Chile - Australien

Gruppe C: Kolumbien - Griechenland - Elfenbeinküste - Japan

Gruppe D: Uruguay - Costa Rica - England - Italien

Gruppe E: Schweiz - Ecuador - Frankreich - Honduras

Gruppe F: Argentinien - Bosnien und Herzegowina - Iran - Nigeria

Gruppe G: Deutschland - Portugal - Ghana - USA

Gruppe H: Belgien - Algerien - Russland - Südkorea

ARGENTINIEN

Steckbrief

Verband: Asociacion del Futbol Argentino
WM-Teilnahmen: 15 - zuletzt 2010
Erfolge: Weltmeister 1978 und 1986
Teamchef: Alejandro Sabella

Die Qualifikation

Ohne den WM-Gastgeber Brasilien startete Argentinien als klarer Favorit in der Südamerika-Qualifikation und konnte dieser Rolle durch den Gruppensieg letztlich auch gerecht werden. Nach einem klaren 4:1-Sieg zum Auftakt gegen Chile schien alles nach Plan zu laufen, eine 0:1-Niederlage in Venezuela und ein Remis zu Hause gegen Bolivien später schrillten beim zweifachen Weltmeister jedoch bereits die Alarmglocken. Der 4. Spieltag, als Lionel Messi und Kun Aguero ein 0:1 in Kolumbien noch in einen 2:1-Auswärtssieg umwandelten, stellte jedoch die Wende dar. Argentinien verlor von den nächsten zehn Spielen kein einziges mehr und musste sich erst wieder am letzten Spieltag, als das WM-Ticket längst gelöst war, wieder geschlagen geben. Die Pleite in Uruguay ist aber zu verkraften, schließlich war da der Fokus schon auf das eigentliche Ziel gerichtet: Die Brasilianer in ihrer Heimat aus allen Titel-Träumen zu reißen.

Der Superstar

Wochenlang erklärten spanische Medien die schlechten Leistungen im Dress des FC Barcelona mit der Tatsache, dass sich Lionel Messi bereits für die Weltmeisterschaft schont. Als Anhänger der argentinischen Nationalmannschaft kann man nur sagen: Hoffentlich! Was von Mitspielern als Medien-Humbug abgetan wurde, könnte aber durchaus einen wahren Kern haben, schließlich muss sich „La Pulga“ seit Jahren eigentlich nur einer Kritik stellen – dem fehlenden Erfolg mit der „Albiceleste“. Die Erfolge mit Barca aufzuzählen, würde sämtliche Rahmen sprengen, individuelle Auszeichnungen Messis erst recht. Doch mit Argentinien kann der viermalige Weltfußballer lediglich auf eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2008 und bei der U20-WM 2005 zurückblicken. Zeit also, diese Scharte auszuwetzen und seine Heimat zu einem großen Titel zu führen. Diego Maradona und vor allem Pele werden erst einsehen, dass der 26-Jährige der beste Fußballer aller Zeiten ist, wenn er auch einen WM-Pokal in der Hand hält. Wie das mit einem Sieg im Traumfinale der Fans gegen Brasilien aussehen könnte, wurde in einem Freundschaftsspiel vor genau zwei Jahren schon einmal vorweggenommen. Das Ergebnis damals: 4:3 für die „Gauchos“ – Dreifacher Torschütze: Lionel Messi.

Der Kader

PositionNameVerein
TorSergio Romero AS Monaco
-Mariano AndujarCatania Calcio
-Agustín OrionBoca Juniors
AbwehrEzequiel Garay Benfica
-Federico FernandezSSC Napoli
-Pablo ZabaletaManchester City
-Marcos Rojo Sporting Lissabon
-José Maria Basanta CF Monterrey
-Hugo Campagnaro Inter Mailand
-Martín Demichelis Manchester City
MittelfeldFernando Gago Boca Juniors
-Lucas Biglia Lazio
-Javier Mascherano FC Barcelona
-Angel Di MariaReal Madrid
-Maxi RodriguezNewell's Old Boys
-Ricardo Alvarez Inter Mailand
-Augusto Fernandez Celta Vigo
-Enzo Perez Benfica
AngriffSergio Aguero Manchester City
-Lionel Messi FC Barcelona
-Gonzalo Higuain SSC Napoli
-Ezequiel Lavezzi Paris St. Germain
-Rodrigo PalacioInter Mailand

Nicht viele Teamchefs können es sich wohl wohl leisten, Carlos Tevez nicht einmal in den vorläufigen WM-Kader aufzunehmen. Wer sich Alejandro Sabellas Alternativen ansieht, kann dessen Entscheidung allerdings nachvollziehen.

Vergessene Legenden

„Der wollte immer nur Fußball spielen. Das war dem wurscht, ob vor 50.000 oder vor 50 Zuschauern.“ So erklärte Alfred Tatar einst das Engagement von Mario Kempes in Österreich. Man muss sich vorstellen, da wird einer Weltmeister, Bester Spieler und Torschützenkönig bei der Endrunde 1978 und kickt dann einige Jahre später bei Vereinen mit international so „glanzvollen“ Namen wie Vienna, St. Pölten und Krems. Ein kaputtes Knie und sehr gute Beziehungen machten es möglich, dass einer der größten Fußballer der argentinischen Geschichte zu einem der größten Legionäre in der Bundesliga wurde. „Bei Passübungen hat er dir den Ball auch zehnmal hintereinander auf die linke Brustwarze spielen können, so eine gute Technik hat der gehabt“, erinnerte sich Helmut Slezak, zwei Jahre lang Mitspieler von Kempes in der Fußball-Fachzeitschrift „ballesterer“. Ebenso legendär wie die Qualitäten des heute 59-Jährigen ist aber auch seine Sturheit. Als ihn Trainer Ernst Dokupil einst auf die Bank setzte, zündete sich der dort einfach eine Zigarette an. Vielleicht schreckten Kempes derartige Dispute auch ein wenig ab, auch als Coach eine Weltkarriere hinzulegen. Seine Stationen in Indonesien, Bolivien, Albanien oder Venezuela rochen nicht nach Glamour – sein aktueller Beruf als Analyst und Kommentator (also das Pendant zu Herbert Prohaska) bei ESPN schon eher.

Die Chancen

Keine Frage: Argentinien ist absolut titelreif. Vor allem die Offensive mit Leo Messi, Kun Aguero, Gonzalo Higuain, Angel di Maria und Ezequiel Lavezzi sticht heraus und ist von keinem anderen Team in punkto Torgefahr und Kreativität zu überbieten. Je weiter man in die Defensive geht, desto mehr nimmt die Qualität allerdings ab und es offenbaren sich Stellen, auf denen die „Albiceleste“ verwundbar ist. Für die Stars von Alejandro Sabella heißt das also, einfach möglich viele Tore zu schießen, um für etwaige Abwehr-Fehler gerüstet zu sein. Denn wer Martin Demichelis im Kader hat, muss damit immer rechnen.

NEWS.AT-Tipp

Das schier unendliche Potenzial der „Gauchos“ verspricht ein langes Turnier, für den Titel reicht es aufgrund der angesprochenen Mängel jedoch nicht. Sieg im Spiel um Platz drei!

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