Leitartikel
Bitte, ihr seid
nicht ehrlich
Kurz und Co. fordern ein Burkaverbot oder 1-Euro-Jobs, sie sagen aber nicht, was das bewirkt
Wenn Sie in letzter Zeit keinem Journalisten in Burka auf Investigativ-Ausflug begegnet sind, dann haben Sie Glück gehabt – immerhin las man noch wenige Selbsterfahrungs-Geschichten von männlichen Kollegen in Burkinis, auch beruhigend. Wenn Sie in letzter Zeit keine Diskussion über die Mindestsicherung geführt haben oder sich nicht einmal die Idee der Ein-Euro-Jobs für Flüchtlinge durch den Kopf gehen ließen, dann waren Sie auf Urlaub in sehr, sehr weiter Ferne. Das Verbot der Vollverschleierung oder die Reduktion der Mindestsicherung für arbeitslose anerkannte Asylwerber, falls sie keine 1-Euro-Jobs annehmen – das sind die neuesten Vorschläge aus der selbst ernannten Politiker-Neigungsgruppe „hart, aber fair“, also Vorschläge von Außenminister Sebastian Kurz. Die Volkspartei fordert heute unverblümt Verbote und Restriktionen ein, die man bei der FPÖ noch vor zwei Jahren als Schmuddelkram abgetan hätte. Das Motto von Kurz und Co.: Bitte, wir sind nur ehrlich, wir sprechen halt die Tatsachen und Probleme an!