Spitzentöne
Adieu für Gerhard Tötschinger
Gerhard Tötschinger war ein Herr, wie es nicht viele gibt. Er war hochgebildet, ein Vielseitiger, schwer Definierbarer
Das letzte Mal trafen wir einander Ende Juni in Elisabeth Gürtlers Villa an der Wiener Peripherie. Eine kleine, betrübte Gesellschaft hatte sich an Helmuth Lohners erstem Todestag zusammengefunden, das Paar Christiane Hörbiger und Gerhard Tötschinger residierte mit unnachahmlicher altösterreichischer Diskretion im Zentrum des Geschehens. Erstmals in sieben Jahren schien Tötschinger durch sein Martyrium gezeichnet. Eine Blutvergiftung hatte die Amputation des linken Fußes nach sich gezogen, doch der große, stattliche Mann war weiter aufrecht und mit Würde durchs Leben gegangen. Zuletzt aber hatte sich sein Befinden verschlechtert, und das Schicksal ließ sich durch die Vorkehrungen zur Hochzeit nicht beirren.