Adieu für Gerhard Tötschinger

von Heinz Sichrovsky © Bild: NEWS

Das letzte Mal trafen wir einander Ende Juni in Elisabeth Gürtlers Villa an der Wiener Peripherie. Eine kleine, betrübte Gesellschaft hatte sich an Helmuth Lohners erstem Todestag zusammengefunden, das Paar Christiane Hörbiger und Gerhard Tötschinger residierte mit unnachahmlicher altösterreichischer Diskretion im Zentrum des Geschehens. Erstmals in sieben Jahren schien Tötschinger durch sein Martyrium gezeichnet. Eine Blutvergiftung hatte die Amputation des linken Fußes nach sich gezogen, doch der große, stattliche Mann war weiter aufrecht und mit Würde durchs Leben gegangen. Zuletzt aber hatte sich sein Befinden verschlechtert, und das Schicksal ließ sich durch die Vorkehrungen zur Hochzeit nicht beirren.

Gerhard Tötschinger war ein Herr, wie es nicht viele gibt. Er war hochgebildet, ein Vielseitiger, schwer Definierbarer: Sein Werkverzeichnis führt 32 federleichte, aber seriös recherchierte Bücher populärhistorischanekdotischen Inhalts; er war ein souveräner Theaterintendant, der in Perchtoldsdorf einen unprovinziellen Traditionalismus pflegte; er moderierte als junger Mann ein Fernsehquiz, wie es heute viele gern könnten; er war ausgebildeter Schauspieler und kannte, was viel ist, seine Grenzen. Am 1o. August ist er mit 70 Jahren den Folgen einer Embolie erlegen.

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