Stilfragen
Hausaufgaben
Ela Angerer über Hauspantoffeln
Wissen wir noch, was das schöne Wort „verknallt“ bedeutet? Nun, einer Freundin ist unlängst genau das passiert. Nach einer respektablen Anzahl von auswärtigen Abendessen und ein oder zwei Kinobesuchen war es so weit: Um Mitternacht, die Sterne funkelten über der Stadt, willigte sie ein, mit dem Herzbuben in seine Wohnung zu fahren. Er, sie, das Taxi, die ersten Küsse … Es hätte der Beginn einer großen Sache werden können, wenn – ja, wenn ihr Romeo beim Nachhausekommen nicht automatisch aus seinen Straßenschuhen und stattdessen in ein paar Hausschuhe geschlüpft wäre. Hier stand er nun, der Mann ihrer wildesten Träume, in einer Anzughose und dunkelgrauen Filzpantoffeln.
Wollen wir hiermit ein für alle Mal festhalten: Hausschuhe, egal ob von Damen oder Herren getragen, sind der stilistische Reaktorunfall im eigenen Heim. Der Mensch von Welt trägt daheim leichtes, aber festes Schuhwerk oder geht barfuß. Alles dazwischen sollte man nur den eigenen Kindern durchgehen lassen.
„Nach zwei Stunden in Socken oder Pantoffeln bist du nicht mehr derselbe, beide Varianten werden dir das Rückgrat brechen“, vertraute mir einmal der große Burgschauspieler Roland Koch auf einer Party an. Ja, man ist heute schon dankbar, wenn man bei privaten Einladungen von spießigen Gastgebern nicht gezwungen wird, beim Übertreten der Schwelle die sorgsam ausgewählten Stilettos von sich zu schmeißen. „Aber das ist ein Outfit!“, wehrte sich einst Carrie in „Sex and the City“, damals übrigens mit wenig Erfolg. Sie hätte sich an den Rat meines Freundes, eines Starfriseurs in Hollywood, halten sollen. Der pflegte auf so eine Demütigung schon einmal zu sagen: „Es tut mir wahnsinnig leid, aber ich habe Fußpilz.“ Manchmal, erklärte er hinterher, könne man eine degoutante Situation nämlich nur mit einer noch degoutanteren torpedieren.