Liebeserklärung an Maria Bill

Dass man sie nicht mehr auf Wiener Bühnen sehen kann, schadet den Bühnen mehr als ihr

von Heinz Sichrovsky © Bild: NEWS

Dass man die Schauspielerin Maria Bill nicht mehr auf Wiener Bühnen sehen kann, schadet den Bühnen mehr als ihr. So implantiert sie ihr Können, ihre Aura und ihre Authentizität eben solistisch in eine Szene, aus der sich diese Tugenden zu verflüchtigen drohen. Das neue, antipsychologische Theater ist nicht für Wahrheitssucher und Verwandlungskünstler gemacht. Heute beobachtet man bei jungen Regisseuren zwar Versuche der Gegensteuerung, aber mittlerweile sind auch die Personen, die dergleichen lehren könnten, selten geworden (wie der unersetzliche Gert Voss zu beklagen nicht müde wurde).

Am 19. Oktober wird man, atemlos wie zur Premiere vor 34 Jahren, der Bill im Konzerthaus bei der Verwandlung in die Selbstverwüsterin Edith Piaf zusehen. Unablässig ist sie mit mehreren Programmen – auch mit ihren eigenen klugen und herzenswarmen Liedern – unterwegs, nie wurde man der Wunder müde. Es ist noch nicht lange her, dass Maria Bill mit ihrer Scheidung Jahrzehnte der Sicherheit als gegenstandslos abschreiben musste. Dann kam eine neue Volkstheaterdirektion, die auf ererbte Pretiosen wie Maria Bill nicht zurückgreifen wollte. Der Bill hat es wenig geschadet. Aber am (prinzipiell spannenden) Haus wird man bald begreifen, dass man in dieser schauspielerversessenen Stadt scheitert, wenn man ihre Größen nicht ehrt.

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