Gestern und Heute
70 Jahre Denkwerkstatt
Peter Pelinka über das Jubiläum des Europäischen Forum Alpbach
Alpbach: Was wäre das Tiroler Bergdorf ohne das Europäische Forum, das nun schon seit 70 Jahren Politiker und Manager, Wissenschaftler und Künstler, Experten und Studenten im August zusammenbringt? „Nur“ ein kleines, hübsches, auch im August oft von kühlem Wetter geprägtes Bergdorf. So aber kommen inzwischen mehr als 4.000 Intellektuelle aus mehr als 70 Ländern zusammen, um in mehreren Blöcken das zu nutzen, was ein anspruchsvolles Programm anbietet: Zeit zum Nachdenken, Diskutieren, zum Aufsaugen neuen Wissens, auch zur Selbstdarstellung und Vernetzung. So auch diesmal: „Ungleichheit“ lautet 2015 das Generalmotto und soll beleuchten, wie gefährlich es für Gesellschaften werden kann, wenn allzu große Diskrepanzen zwischen Arm und Reich entstehen. Gefährlich gerade auch für Wohlhabende, die – wie in weiten Teilen Lateinamerikas und Asiens – nur mehr hinter hohen Mauern, Stacheldraht, schwer bewacht von Bodyguards, ihren Reichtum „genießen“ können. Generalsekretär Philippe Narval zitiert dazu OECD- Studien, wonach auch in Europa die reichsten zehn Prozent über zehnmal mehr Vermögen verfügen als die ärmsten – vor 30 Jahren war es „nur“ siebenmal so viel. Und Präsident Franz Fischler glaubt gar, dass an der aktuellsten Form europäischer Ungleichheit die EU scheitern kann: wenn keine solidarische Aufteilung der Kriegsflüchtlinge möglich wird.