Die Vorbereitungen für die gerichtlich angeordnete Räumung des von den Aktivisten verbarrikadierten Hauses liefen bereits zeitig in der Früh an. Ab 5.00 Uhr errichtete die Polizei eine Platzsperre, der Einsatz der Polizisten - unter denen auch Sondereinheiten wie die WEGA waren - begann kurz vor 10.00 Uhr. Vor allem die anscheinend in tagelanger Arbeit angefertigten Barrikaden der Aktivisten, darunter verschweißte Stahltüren und Dutzende Kubikmeter Sperrmüll, stellten die Einsatzkräfte vor Probleme.
Die Aktivisten hatten auch Sperrgitter der Polizei verwendet, die diese Stunden zuvor am Einsatzort deponiert hatte. Ein "logistischer Fehler", wie die Exekutive später eingestand. Die Polizei berichtete auch von Hindernissen im Haus. So sei zum Beispiel eine "lebensgefährliche Falle" errichtet worden, bei der ein Herd aus großer Höhe auf die Einsatzkräfte hätte fallen sollen.
Langsames Weiterkommen
Dementsprechend konnten die Beamten nur mühsam Schritt für Schritt in das Haus in der Mühlfeldgasse 12 eindringen. Die Aktivisten reagierten mit Gegenwehr: Sie bewarfen die Polizisten mit Eiern, Federn, Farbe und Buttersäure, wodurch auch der zum Einsatz gekommene Räumpanzer in (optische) Mitleidenschaft gezogen wurde. Auch ein aus dem Fenster urinierender Besetzer machte den Einsatzkräften das Leben schwer. Die Polizei antwortete mit Wasserschläuchen.
NEWS.AT war vor Ort und hat die Stimmung eingefangen:
Wohnung für Wohnung geräumt
Am Nachmittag ging die Exekutive dann zunächst gegen jene Demonstranten vor, die sich trotz Platzverbots vor der "Pizzeria Anarchia" befunden hatten. Rund 30 Personen wurden dabei abgeführt. Zwölf wurden wegen Verwaltungsübertretungen festgenommen. Bis 18.30 Uhr war es schließlich gelungen, bis ins oberste der drei Stockwerke vorzudringen und die ersten Hausbewohner nach draußen zu begleiten. Danach wurde Wohnung für Wohnung geräumt. Die Aktion ging äußerst friedlich vor sich. Die 16 Personen, die nach 20 Uhr aus der Pizzeria geholt wurden, waren zuvor laut Behördensprecher Roman Hahslinger "von der Polizei unbemerkt" vom dritten Stock ins Erdgeschoß gelangt. Sie hatten sich angeblich abgeseilt.
Debatte um Großeinsatz
Noch vor dem Beginn der eigentlichen Räumung hatte die Causa bereits die Kommunalpolitik beschäftigt. Debattiert wurde vor allem die Frage, ob der hohe Personalaufwand angesichts der überschaubaren Anzahl an Aktivisten gerechtfertigt sei. Vor allem die FPÖ, aber auch die ÖVP, stellten sich hinter die Exekutive und verwiesen auf die Rechtsgültigkeit der angeordneten Räumung. Die Grünen übten indes massive Kritik am "überbordenden" Einsatz und zweifelten zudem an der Kompetenz von Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl.
Die Polizei selbst wollte die Mannstärke von kolportierten 1.700 Beamten nicht bestätigen. Sprecher Roman Hahslinger sprach im Laufe des Tages von "sicher nicht weniger als 1.000", wobei man die genaue Zahl nicht wisse, wie er später ergänzte. "Die Anzahl der eingesetzten Polizeikräfte betrug im Aktionsbereich im Schnitt um die 400, zu Spitzenzeiten 500 Beamte", hieß es am Abend.
Vorgeschichte
Die "Pizzeria Anarchia" war zweieinhalb Jahre lang besetzt. Zuvor war den Besetzern von den Hauseigentümern selbst angeboten worden, in die Immobilie kostenfrei für sechs Monate einzuziehen. Vermutetes Ziel: Die vermeintlichen Störenfriede sollten die letzten Mieter des Hauses gewissermaßen hinausekeln, damit die Liegenschaft danach umgebaut und gewinnbringend verwertet werden könne. Die Neo-Bewohner solidarisierten sich jedoch mit den Stammmietern und blieben nach Ablauf der Halbjahresfrist.
Kommentare
Danke für den Anhang :-)
Warum kommen die Besetzer nicht zu WORT? Steckt eine Bank dahinter, will man die alten Mieter los werden? So einseitige Berichte können doch nur eines wollen, falsch informieren um finanzielle Interessen durch zu setzten.
Zustände wie in Frankreich! Wasserwerfer einsetzen und ab in den Donaukanal zum Schwimmen!? Wie lange will sich die Zivilgesellschaft von solchen Chaoten und Aufrührern terrorisieren lassen?
Also von Zuständen wie in Frankreich sind wir noch sehr weit entfernt. Ich kenne die genaue Situation nicht, aber wenn es stimmt dass die Besetzer in Solidarität mit den Mietern handeln, kann ich kein verwerfliches Verhalten erkennen - im Gegenteil.
Und dann möchte ich noch anmerken dass ihr zweiter Satz menschlich gesehen ziemlich bedenklich ist. Nicht alle stimmen mit dem vorherrschenden System überein, das sollte man respektieren.
Ich respektiere, daß man mit Systemen nicht konform geht. Das rechtfertigt jedoch KEINESWEGS derartige Aktionen dieser Chaoten! Dadurch wird Protest unglaubwürdig.
Interessant wäre sicher noch die die Antwort auf die Frage wieso die Pizzeria überhaupt besetzt wurde. Ob es der Warheit entspricht, weiß ich nicht, aber mir wurde erzählt, dass das Haus umgebaut werden sollte, und sich die Jugendlichen mit den restlichen Mietern im Haus solidarisiert hätten, um deren Auszug vermeiden zu können. Stimmt das?
genau das steht in der Geschichte vorhin. Wer lesen kann ist halt allemal im Vorteil.
Zu verdanken haben wir es den Herren in diesem Link.
Unglaublich, dass Österreicher sich von diesen "Herrschaften" an der Nase herumführen lassen. Dieser Spekulationsmafia gehört ein Riegel vorgeschoben. Aber wahrscheinlich verdienen so manche Politiker mit. Wie einst ein FPÖ Politiker, der seinen Keller an Asylanten zu Wucherpreisen vermietete.
https://linksunten.indymedia.org/de/node/63616
Lieber Wallenstein55, danke für deinen Tip, aber da dieser Artikel am heutigen Tag immer wieder aktualisiert wird, kann ich dir nur sagen, dass die Vorgeschichte erst nach meinem Posting angehängt wurde, und der Artikel zu Beginn noch nicht so ausgiebig war. ;-)