Hausbesetzung in Leopoldstadt:
Pizzeria Anarchia von Polizei geräumt

19 Besetzer nach 10 Stunden aus Haus entfernt. Debatte um personelles Großaufgebot.

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  • Die Polizei räumt ein besetztes Haus in Wien-Leopoldstadt.
    Bild 1 von 17 © Bild: BPD Wien

    Hausräumung in Wien-Leopoldstadt: Beamte kämpfen gegen die Barrikaden der Hausbesetzer im Inneren der Pizzeria "Anarchia" an.

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    Mehrere Sympathisanten hat die Polizei bereits abgeführt.

Die Vorbereitungen für die gerichtlich angeordnete Räumung des von den Aktivisten verbarrikadierten Hauses liefen bereits zeitig in der Früh an. Ab 5.00 Uhr errichtete die Polizei eine Platzsperre, der Einsatz der Polizisten - unter denen auch Sondereinheiten wie die WEGA waren - begann kurz vor 10.00 Uhr. Vor allem die anscheinend in tagelanger Arbeit angefertigten Barrikaden der Aktivisten, darunter verschweißte Stahltüren und Dutzende Kubikmeter Sperrmüll, stellten die Einsatzkräfte vor Probleme.

Die Aktivisten hatten auch Sperrgitter der Polizei verwendet, die diese Stunden zuvor am Einsatzort deponiert hatte. Ein "logistischer Fehler", wie die Exekutive später eingestand. Die Polizei berichtete auch von Hindernissen im Haus. So sei zum Beispiel eine "lebensgefährliche Falle" errichtet worden, bei der ein Herd aus großer Höhe auf die Einsatzkräfte hätte fallen sollen.

Langsames Weiterkommen

Dementsprechend konnten die Beamten nur mühsam Schritt für Schritt in das Haus in der Mühlfeldgasse 12 eindringen. Die Aktivisten reagierten mit Gegenwehr: Sie bewarfen die Polizisten mit Eiern, Federn, Farbe und Buttersäure, wodurch auch der zum Einsatz gekommene Räumpanzer in (optische) Mitleidenschaft gezogen wurde. Auch ein aus dem Fenster urinierender Besetzer machte den Einsatzkräften das Leben schwer. Die Polizei antwortete mit Wasserschläuchen.

NEWS.AT war vor Ort und hat die Stimmung eingefangen:

© Video: NEWS.AT

Wohnung für Wohnung geräumt

Am Nachmittag ging die Exekutive dann zunächst gegen jene Demonstranten vor, die sich trotz Platzverbots vor der "Pizzeria Anarchia" befunden hatten. Rund 30 Personen wurden dabei abgeführt. Zwölf wurden wegen Verwaltungsübertretungen festgenommen. Bis 18.30 Uhr war es schließlich gelungen, bis ins oberste der drei Stockwerke vorzudringen und die ersten Hausbewohner nach draußen zu begleiten. Danach wurde Wohnung für Wohnung geräumt. Die Aktion ging äußerst friedlich vor sich. Die 16 Personen, die nach 20 Uhr aus der Pizzeria geholt wurden, waren zuvor laut Behördensprecher Roman Hahslinger "von der Polizei unbemerkt" vom dritten Stock ins Erdgeschoß gelangt. Sie hatten sich angeblich abgeseilt.

Die Polizei räumt ein besetztes Haus in Wien-Leopoldstadt.
© BPD Wien Beamte versuchen ins Innere des Hauses zu gelangen. Die Hausbesetzer haben sich aber stark verbarrikadiert.

Debatte um Großeinsatz

Noch vor dem Beginn der eigentlichen Räumung hatte die Causa bereits die Kommunalpolitik beschäftigt. Debattiert wurde vor allem die Frage, ob der hohe Personalaufwand angesichts der überschaubaren Anzahl an Aktivisten gerechtfertigt sei. Vor allem die FPÖ, aber auch die ÖVP, stellten sich hinter die Exekutive und verwiesen auf die Rechtsgültigkeit der angeordneten Räumung. Die Grünen übten indes massive Kritik am "überbordenden" Einsatz und zweifelten zudem an der Kompetenz von Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl.

Die Polizei selbst wollte die Mannstärke von kolportierten 1.700 Beamten nicht bestätigen. Sprecher Roman Hahslinger sprach im Laufe des Tages von "sicher nicht weniger als 1.000", wobei man die genaue Zahl nicht wisse, wie er später ergänzte. "Die Anzahl der eingesetzten Polizeikräfte betrug im Aktionsbereich im Schnitt um die 400, zu Spitzenzeiten 500 Beamte", hieß es am Abend.

Vorgeschichte

Die "Pizzeria Anarchia" war zweieinhalb Jahre lang besetzt. Zuvor war den Besetzern von den Hauseigentümern selbst angeboten worden, in die Immobilie kostenfrei für sechs Monate einzuziehen. Vermutetes Ziel: Die vermeintlichen Störenfriede sollten die letzten Mieter des Hauses gewissermaßen hinausekeln, damit die Liegenschaft danach umgebaut und gewinnbringend verwertet werden könne. Die Neo-Bewohner solidarisierten sich jedoch mit den Stammmietern und blieben nach Ablauf der Halbjahresfrist.

Kommentare

dageier melden

higgs70.
1700 Polizisten.
No a bissl mehr übertreibn und du bist schon bei der kompletten 6ten Armee der Deutschen Wehrmacht.
Aber vieleicht warn da noch 80 Blackhawks und 25 Eurofighter dabei..

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Ja wer weiß, verwundern würd auch das nicht. Aber aus Spargründen behält man die sich wahrscheinlich vor, wenns dann mal um 50 Hansln geht.

Fast 12 Stunden und mehr als 1100 Polizisten !!? In Russland wird so ein Problem schneller,billiger und nachhaltiger erledigt........

Saubere Aktion der Sichereitsbehörden! Straftäter und Egoisten, die lediglich auf Kosten der Allgemeinheit meinen sich alles herausnehmen zu können, müssen hart und konsequent in die Strafschranken gewiesen werden.

und die stammmieter müssen nun auch raus, damit die whgen renoviert und die miete auf das 5 fache erhöht werden kann. gesetzeskonform empfinde ich die einladung mieter *rauszuekeln* nicht gerade. da die besetzer friedlich waren, hätten 10 mann auch gereicht, da ging es ums prinzip

Der Irrsinn kennt keine Grenzen. 1700 Polizisten und Räumpanzer für 19 Besetzer. Solltens wirklich nur 500 gewesen sein, kommen immer noch 26 Mann pro Person. Welches Genie zeichnet hierfür verantwortlich? Vortreten!

Die Methoden der Hauseigentümer dürften übrigens System haben: http://vimeo.com/49986140
S..bande!

Fast 70.000 Wohnungen (vorher im Besitz aller Steuerzahler) wurden auf Betreiben von ÖVP u. FPÖ an Banken einfach so an Banken verscherbelt.........
Abgesehen, dass diese Wohnungen mit viel Schmiergeld (mehrere Konten auf Zypern usw.) fast verschenkt wurden, zeigt eigentlich nur dass die Gier von Banken (den neuen Mieter wie eine Weihnachtsgans ausnehmen) keine Grenzen mehr kennt. Das Wohnen in Österreich ist im Vergleich in Europa einzigartig abnorm hoch..........

galileo2

tja u wer zahlt den einsatz wieder ""der STEUERZAHLER"" man oh man, dieses gesindel sollten den einsatz selbst bezahlen, damit sie wissen, wie viel so was dem steuerzahler kostet.

mikem65 melden

Ich finde es interessant, das einige hier die Hausbesetzer kritisieren und als Gesindel bezeichnen obwohl im Bericht steht, das sie von den Hauseigentümern eingeladen wurden, dort zu wohnen um die alten Mieter zur vertreiben.

Eigentlich sollten die Immobilienfirmen, die zu so miesen Methoden greifen um Leute aus den Mietwohnungen zu vertreiben bzw. Gerichte, die der Räumungsklage stattgeben an

mikem65 melden

Pranger stellen. Jetzt da die Rechnung der Immobilien-Spekulanten nicht aufgegangen ist, muss die Polizei die von Ihnen selbst einquartierten Leute aus dem Gebäude entfernen.

Also ich würde von dieser Firma keine Wohnung kaufen oder mieten!

smarterpetzie melden

Würd ich auch nicht, die sind schäbig, aber nicht blöd. Die Mietverträge waren befristet und diese Frist ist im Oktober oder Dezember vorigen Jahres abgelaufen. Deshalb war die Räumung gesetzeskonform.

Tja. Und wieder mal kostet das linke Gesindel den Steuerzahler viel Geld. Gleich alle einsammeln und die Kosten abarbeiten lassen!!!

Interessant wäre, wer hinter den diversen Hauseigentümergesellschaften, sowie Casino- und Wettbüroinhabern steht: Da bunkern PolitikerInnen des rechten und linken Coleurs Millionen.
Klar dass Nationalrat und Gemeinderäte keine Wünsche nach Mietpreissenkungen verspüren, wenn fette Gewinne zwischen 10 und 40% erzielbar sind.
Ebenso erklärbar dass hunderte Kleinlokale mit Automaten das Stadtbild überschwemmen.
Durch Executive wird grundsätzlich nur mehr eingeschritten wenn es dem finanziellen Schutz der politischen Machthaber dient.
Und das ist in einem angeblichen Rechtstaat mehr als bedenklich...

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