Laktoseintoleranz: Ursachen, Symptome und Behandlung

Wussten Sie, dass der Großteil der Weltbevölkerung keine Milch verträgt? Menschen mitteleuropäischer Herkunft ausgenommen. Denn diese sind mehrheitlich in der Lage, Milchzucker zu verdauen. Doch auch hierzulande leiden viele Menschen an Laktoseintoleranz. Wie erkenne ich eine solche? Und was kann ich gegen sie tun? Der Internist und Gastroenterologe Prof. Harald Vogelsang klärt auf.

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Was ist Laktoseintoleranz?

20 bis 25 Prozent der Österreicher leiden an einer sogenannten Laktosemalabsorption. Ihnen fehlt die für die Verdauung von Milchzucker notwendige Laktase. Laktase ist ein körpereigenes Enzym, das im Dünndarm angesiedelt ist. Nicht jeder aber, der von oben genannter Verdauungsstörung betroffen ist, hat auch tatsächlich Beschwerden. Erst wenn solche zutage treten, spricht man, so der Experte von der MedUni Wien, von einer Laktoseintoleranz.

Welche Symptome treten auf?

Nimmt der von einer Laktoseintoleranz Betroffene über die Nahrung Milchzucker zu sich, so treten Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen, Bauchgeräusche, Völlegefühl und Durchfälle auf. Kinder können auch mit Übelkeit und Erbrechen reagieren. Doch nicht alle Betroffenen haben Beschwerden. "Das hängt mit der Bakterienflora im Dickdarm zusammen oder mit der Empfindlichkeit der Betroffenen", erklärt der Internist. "Manche sind sehr empfindlich auf Dehnungsreize im Dickdarm." Andere wiederum nicht.

Was tut sich dabei im Körper?

Um Laktose verdauen zu können, braucht der Körper Laktase. Fehlt dieses Enzym, so kann die Laktose im Dünndarm nicht aufgespalten werden. Sie gelangt in den Dickdarm, wo sie schließlich von den dort ansässigen Bakterien verstoffwechselt wird. Dabei bilden sich Gase, genauer gesagt Kohlendioxid, Wasserstoff und Methan, die von den Betroffenen als Blähungen wahrgenommen werden. Andere Teile des Milchzuckers werden zu abführenden Stoffen verarbeitet, die wiederum zu Durchfällen führen können.

Warum tritt Laktoseintoleranz oft plötzlich auf?

Laktoseintoleranz ist in den meisten Fällen genetisch bedingt. Während der Körper im Babyalter noch genügend Laktase produziert - "Sonst könnte man die Muttermilch ja nicht verdauen" -, sorgt das sogenannte LCT-Gen dafür, dass die Herstellung des Enzyms im Laufe des Kindes- oder frühen Erwachsenenalters abnimmt. Eine Laktoseintoleranz tritt also nicht von einem Tag auf den anderen auf. Die Symptome können aber zum Beispiel durch Stress verstärkt werden.

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Ist Laktoseintoleranz vererbbar?

Leiden beide Elternteile an einer Laktoseintoleranz, so ist auch das Kind davon betroffen. Das liegt daran, dass sowohl Vater als auch Mutter besagtes LCT-Gen an ihren Nachwuchs weitergeben. Trägt nur einer der beiden das Gen in sich, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Sprössling Milchzucker verträgt. Zwar haben sich Menschen in Mitteleuropa im Laufe der Jahrhunderte die Fähigkeit angeeignet, Laktose zu verdauen. Von einer Gen-Mutation würde der Experte aber nicht sprechen.

Kann Laktoseintoleranz wieder verschwinden?

"Alles, was genetisch programmiert ist, ist so fix wie die Augenfarbe", betont Vogelsang. Das gilt auch für die Laktoseintoleranz, die in der Regel ein Leben lang bestehen bleibt. Anders sieht die Sache allerdings aus, wenn die Unverträglichkeit im Zuge einer Erkrankung, etwa eines Darminfekts, auftritt. Hier spricht man von einer sekundären Laktoseintoleranz. Der Körper ist vorübergehend nicht in der Lage, genügend Laktase herzustellen. Mit Abklingen der Krankheit pendelt sich die Laktaseproduktion aber wieder ein und die Intoleranz verschwindet.

Wie kann man Laktoseintoleranz testen?

Die zwei gängigsten Diagnoseverfahren sind der H2-Atemtest und ein Gentest. Für den Atemtest erhält der Patient in Wasser aufgelöste Laktose zum Trinken. Anschließend wird der Gehalt an Wasserstoff (H2) in der Ausatemluft gemessen. Dieser gibt Aufschluss darüber, ob man Laktose verdauen kann oder nicht. Fällt der Test positiv aus, heißt das aber nicht zwingend, dass der Betroffene auch tatsächlich laktoseintolerant ist. "Manche haben keine Verdauungsstörung, aber trotzdem Symptome einer Unverträglichkeit", erklärt Vogelsang. Möglicherweise steckt hier ein Reizdarmsyndrom dahinter.

Diagnose Laktoseintoleranz - was nun?

Der Experte von der MedUni Wien rät zu einer vierwöchigen strengen laktosefreien Diät. "Dann sieht man auch: Bleiben die Beschwerden bestehen oder nicht?". Sind sie verschwunden, so kann man davon ausgehen, dass tatsächlich eine Laktoseintoleranz hinter den Symptomen steckt. Sind sie nach wie vor vorhanden, dann geht die Suche nach der Ursache weiter. Ein möglicher Auslöser wäre ein Reizdarmsyndrom. Vielleicht auch eine Fruktoseintoleranz.

Der Konsum von Milchprodukten führt bei einer Laktoseintoleranz meist zu Beschwerden.
© Elke Mayr

Welche Lebensmittel sollte man meiden?

Es gilt, sämtliche Lebensmittel, die Laktose enthalten, zu meiden. Wobei Milchprodukt nicht gleich Milchprodukt ist. "Sehr fette und lang gereifte Milchprodukte wie Butter oder Hartkäse enthalten so gut wie gar keine Laktose", erklärt der Internist. Auf diese zu verzichten sei daher für gewöhnlich nicht notwendig. Dagegen empfiehlt es sich, bei jenen Produkten, die schon von Haus aus mehr Milchzucker enthalten, auf die laktosefreie Variante zu setzen. So zum Beispiel bei Milch oder Joghurt.

Was, wenn ich nicht auf Milch verzichte?

Wer an einer Unverträglichkeit leidet und dennoch laktosehaltige Lebensmittel zu sich nimmt, wird mit den oben genannten Beschwerden zu kämpfen haben. Nachhaltig schädigt der Konsum aber nicht. Wer dagegen gänzlich auf Milchprodukte verzichtet, läuft Gefahr, an Osteoporose zu erkranken. Milchprodukte gelten nach wie vor als wichtiger Kalziumlieferant. In dem Fall ist es wichtig, seinem Körper über andere Wege, etwa entsprechende Präparate, Kalzium zuzuführen.

Kann ich Laktosetoleranz trainieren?

Der sogenannten Enzyminduktionstheorie zufolge kann man durch vermehrten Konsum eines bestimmten Stoffs die Produktion des für dessen Abbau notwendigen Enzyms ankurbeln. Der Körper wird sozusagen darauf trainiert, den Stoff abzubauen, mit der Folge, dass er ihn besser verträgt. Das mag beispielsweise bei Alkohol funktionieren, nicht aber bei einem genetisch bedingten Enzymdefekt, wie es bei einer Laktoseintoleranz meist der Fall ist.

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Wie kann ich Laktoseintoleranz behandeln?

Tatsächlich Abhilfe schaffen dagegen Laktasepräparate. Durch sie wird dem Körper jenes Enzym zugeführt, das er selbst zu produzieren nicht imstande ist. In Kombination mit entsprechenden Präparaten können Patienten Milchprodukte problemlos konsumieren. Der Experte gibt allerdings zu bedenken, dass es meist schon reicht, wenn man 50 Prozent der Laktose verdauen kann, um beschwerdefrei zu sein. Demnach sollten Laktasepräparate stets mit Maß und Ziel eingesetzt werden.

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