Die EU-Klimaziele für Österreichs Verkehr:
Tanktourismus an hohen CO2-Werten schuld

ÖAMTC: "Ziele der EU-Kommission bereits erfüllt" VCÖ: "Von EU verordnete Klimaschutzziele zu lasch!"

ÖAMTC und ARBÖ haben auf die für den österreichischen Verkehr vorgelegten EU-Klimaziele für das Jahr 2020 mit dem Hinweis reagiert, dass es nicht die österreichischen Pkw-Fahrer seien, die für einen zu hohen CO2-Ausstoß verantwortlich seien.

Die EU-Klimaziele für Österreichs Verkehr:
Tanktourismus an hohen CO2-Werten schuld

Ohne "Tanktourismus" erfülle der heimische Verkehr praktisch schon heute die von der EU-Kommission für 2020 anvisierten CO2-Vorgaben, argumentierten die beiden Autofahrerklubs. Der VCÖ hält hingegen die von der EU verordneten Klimaschutzziele für zu lasch. Laut den bereits vorab veröffentlichten Zahlen darf Österreich 2020 im Sektor Verkehr 20,55 Millionen Tonnen Treibhausgase emittieren. 2006 betrug der CO2-Ausstoß gemäß der verkauften Kraftstoffmenge in Österreich 23,25 Tonnen.

Ziele "defacto" schon erfüllt
Die auf den Verkehr heruntergebrochenen Ziele der EU-Kommission würden "defacto bereits jetzt erfüllt", meinte Chef der ÖAMTC-Interessenvertretung, Mario Rohracher. Voraussetzung seiner Rechnung: Die Emissionen aus dem Tanktourismus sind in dieser Rechnung nicht enthalten. Nach de neuesten Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA) nehme er Tanktourismus in Österreich einen Anteil von 27,2 Prozent der Emissionen ein. Ohne diesen "Exportschlager" würde Österreich bereits jetzt mit rund 17 Tonnen die EU-Forderungen für 2020 unterschreiten.

Rückläufiger Pkw-Inlandsverbrauch
Der Pkw-Inlandsverbrauch sei 2006 gegenüber 2005 sogar rückläufig, betont der ÖAMTC. Auf den rückläufigen Kraftstoffverbrauch zwischen 2005 und 2006 weist auch der ARBÖ hin. "Der vom Verkehrsbereich geleistete Beitrag zur Klimaverbesserung soll endlich auch von den handelnden Politikern zur Kenntnis genommen werden", fordert der Autofahrerklub in einer ersten Reaktion auf das EU-Papier.

Rückgang des CO2-Ausstoßes
Selbst wenn man die Treibhausgase durch den Tanktourismus einrechne, habe es in Österreich im Jahr 2006 einen Rückgang des CO2-Ausstoßes durch den Verkehr um 1,2 Mio. Tonnen auf 23,25 Mio. gegeben. Der Verkehr habe 2006 am meisten zur gesamten Reduktion der Treibhausgas-Emissionen in Österreich beigetragen. Das von der EU bis 2020 vorgeschriebene Verbesserungsziel sei damit bereits zu einem Drittel erreicht worden. Dabei noch gar nicht berücksichtigt seien die inzwischen realisierte Beimischung von Ethanol zu Benzin im Jahr 2007 und die ebenfalls im vergangenen Jahr erfolgte Erhöhung der Mineralölsteuer: "Jeder dieser Schritte musste von den Autofahrern teuer erkauft werden."

VCÖ bleibt kritisch
Zu wenig ehrgeizig sind die EU-Vorgaben dagegen dem VCÖ. "Die EU-Ziele für Österreich sind viel schlechter als die Kyoto-Ziele. Dem Verkehr wird sogar eine Zunahme von 62 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zugestanden", kritisiert die Organisation. Die nun offiziellen EU-Klimaziele seien ein "Rückschritt".

Angst vor neuer Verkehrslawine
"Die EU gibt Österreich eine Lizenz zu mehr Luftverschmutzung", so VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen. Die Folge werde eine "neue Verkehrslawine durch Österreich" sein: "Anstatt grünes Licht für weitere Transitlawinen zu geben, solle die EU Maßnahmen zur Verringerung des Lkw-Verkehrs setzen." Österreich könne das EU-Klimaschutzziel für den Verkehr bereits 2008 erreichen, behauptet der VCÖ und weiter: Mit der richtigen Strategie könnten die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs um 50 Prozent reduziert werden. (APA/red)