Warum finden wir
Clowns so gruselig?

Aus den Spaßgaranten sind Angstmacher geworden. Das hat mehrere Gründe.

Die Zeiten, in denen Kinder lachend im Zirkus oder vorm Fernseher saßen, wenn ein Clown auftrat, scheinen vorbei. Immer mehr Menschen gruseln sich vor den einstigen Spaßgaranten. Das aktuelle mysteriöse Auftauchen von Grusel-Clowns in den USA und in Großbritannien ist der neueste Auswuchs der um sich greifenden Clown-Hysterie. Aber woran liegt das?

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Iiiih, ein Clown! - Warum finden wir
Clowns so gruselig?

"Iiiih, ein Clown! Wie gruselig" - Anfang der 80er hat man auf solch eine Aussage sicher länger gewartet als heutzutage. Damals trat Clown Enrico im Kinderfernsehen auf und im Circus Roncalli stolperten die Clownartisten über ihre riesigen Quadratlatschn, während sich im Publikum die Kinder vor Lachen zerkugelten. Heutzutage ist die Lage eine andere. Clowns empfinden viele mittlerweile als unheimlich und nicht mehr als komisch.

Mit "Es" fing alles an

Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe. Hauptverantwortlich dürften wohl die Populärmedien sein. Viele sehen den Anfang der clownesken Abwärtsspirale beim Horror-Clown von Stephen Kings "Es". Wer das 1986 erschienene Buch gelesen oder den Film (1990) gesehen hatte, verband mit Clownmasken plötzlich nicht mehr nur Fröhlichkeit. Der mordende "Es"-Clown Pennywise, gespielt von Tim Curry, wurde zum Symbol einer beginnenden Clownphobie. Seither tauchen Clowns oder clownähnliche Figuren mit bösem Hintergrund immer wieder in Filmen und Serien auf, etwa aktuell "Twisty, der Clown" (John Carroll Lynch) in "American Horror Story".

Seit "Es" sind auch die Clownmasken an sich unheimlicher geworden. Wie sich der typische "Clown-Look" verändert hat, zeigt etwa die Entwicklung des Jokers. Wurde der Erzfeind von Batman in ersten Verfilmungen noch simpel und cartoonartig gezeigt, ähneln die Masken der letzten Joker-Darsteller Heath Ledger und Jared Leto nur noch reinen Fratzen. In Faschingsgeschäften findet man mittlerweile mehr Grusel-Clown-Verkleidungen als Masken für lustige Clowns.

Angst vorm Killer Clown

Echte, clown-affine Verbrecher, wie der Serienmörder John Wayne Gacy (genannt "Killer Clown"), trugen ihr Übriges dazu bei, die Angst zu schüren. Gacy trat als "Pogo, der Clown" auf. Er missbrauchte und ermordete 33 Jugendliche, deren Leichen er unter seinem Haus versteckte. Er wurde 1994 hingerichtet. Seine Clownbilder, die er in Haft malte und die er bei Auktionen verkaufte, erzielten Verkaufspreise im fünfstelligen Bereich und zeigen, welche ambivalente Faszination das Böse der Clowns ausüben kann.

Neben der medialen Entwicklung gibt es auch eine psychologische Basis, die die Furcht vor Clowns begünstigt. Der japanische Robotikforscher Masahiro Mori prägte den Begriff "Uncanny Valley"-Effekt, der erklärt, warum man sich überhaupt vor Clowns fürchten kann. Der Begriff steht für Figuren, die menschlich aussehen und sich auch so bewegen, durch Details aber den Eindruck erzeugen, gar nicht menschlich zu sein. Diese Ambivalenz erzeugt beim Beobachter Angst. Im Fall von Clowns geht es etwa um das verschobene Verhältnis der Gliedmaßen (zu großer Kopf, zu lange Arme, riesige Füße und Hände) und die Maske, die es unmöglich macht, die genauen Emotionen des Clowns zu erkennen.

Clowns außerhalb ihres Kontexts

Die Maske ist dabei das größte Problem. Wer einem Clown ins Gesicht sieht, entdeckt auf den ersten Blick aufgemalte Gefühlsregungen. Ob mir der Mensch hinter der Maske positiv oder negativ gesinnt ist, weiß ich im ersten Moment nicht. Schwierig wird das vor allem dann, wenn man Clowns außerhalb des gewohnten Refugiums gegenübersteht - also wenn man das Clownkostüm aus dem Kontext von Zirkus oder Kindergeburtstag nimmt. Kaum jemand würde etwa behaupten, dass Clown Enrico bei der Kindersendung "Am Dam Des" großes Gruselpotenzial gehabt hätte. Steht einem aber mitten in der Nacht auf einer Straße ein Clown im Weg (so wie es jetzt gerade vielerorts geschieht), sieht das schon anders aus.

Auch wenn viele Erwachsene Clowns mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen, ist die echte, krankhafte Angst vor Clowns eher bei Kindern verbreitet und nimmt meistens mit dem Alter ab. "Coulrophobie" wird diese Angst genannt, die zu den zehn häufigsten Phobien zählt. Eine Studie der University of Sheffield belegte die Existenz dieser Phobie. Kindern zwischen vier und 16 Jahren wurden gemalte Clownbilder gezeigt. Sie mussten entscheiden, ob sie die Bilder an den Wänden hängen haben wollten - was zu einem großen Teil, unabhängig vom Alter, nicht der Fall war. Die Jüngeren fürchteten sich, die Älteren hatten zumindest ein mulmiges Gefühl.

Ein ewiges Lachen im Gesicht

Auch historisch gesehen gibt es Gründe, warum Clowns eine tragische Komponente haben, die sich in den letzten Jahren immer stärker in den Köpfen der Menschen manifestierte. Im Mittelalter dienten sie, um ihren Herren Vergnügen zu bereiten. Wer dies nicht schaffte und nicht genug Spaß verbreitete, wurde oft bestraft, indem man das Gesicht des Clowns entstellte und ihm ein ewiges Lachen ins Gesicht ritzte. Eine grausame Vorstellung, die als Inspiration für so manches Halloweenkostüm dient.

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Traurig ist die Entwicklung der letzten Jahre vor allem für die "guten" Clowns, die auch heutzutage im Zirkus oder auf Kinderpartys Freude verbreiten möchten. Auch diese Seite hat mittlerweile Einzug in die Welt der Serien gehalten. So leidet Cam in "Modern Family" darunter, dass Partner Mitchell sein Clown-Alter-Ego "Fizbo" so gar nicht lustig sondern eher zum Fürchten findet. Im wahren Leben haben übrigens auch die Cliniclowns, die Kindern im Krankenhaus ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, auf die Entwicklung reagiert. Bei ihnen gibt es keine Masken mehr, sondern nur noch eine rote Nase.

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