Baumgartner will kein
Steuerflüchtling sein

Stratosphären-Springer übt scharfe Kritik an österreichischen Finanzbehörden

Stratosphären-Springer Felix Baumgartner wehrt sich gegen Anschuldigungen, er sei aus Steuergründen in die Schweiz gezogen. In einer Stellungnahme wies er am Freitag den Vorwurf der Steuerflucht zurück, der "aus Teilen der österreichischen Bevölkerung und natürlich von manchen Journalisten erhoben" werde.

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Stratos-Springer - Baumgartner will kein
Steuerflüchtling sein

Baumgartner übte in dem umfangreichen Schreiben an die APA heftige Kritik an der Vorgangsweise der österreichischen Finanzbehörden im Umgang mit ihm. Hintergrund des Verfahrens ist der sogenannte Sportlererlass aus dem Jahr 2000, wonach heimische Profisportler - selbstständig tätige Sportler, wie es im Gesetzestext heißt - pauschal ein Drittel ihrer Einkünfte an Preisgeldern und Werbeeinnahmen versteuern müssen. Dies umfasst auch im Ausland erworbene Einkünfte.

Baumgartner verteidigte zunächst den unter anderem vom Finanzexperten Werner Doralt heftig bekämpften Erlass, mit den Argumenten, dass Profisportler nur eine begrenzte Zeit zu verdienen hätten und dass der Erlass die Steuerflucht heimischer Sportler aus Österreich verhindere.

Sportler-Erlass seit 1997

Danach legte er umfassend den eigenen Fall dar: "Ich bin seit 1997 Profi Sportler und wurde durch meine damalige Steuerberaterin auch dementsprechend im Sportler-Erlass veranlagt", betonte der Stratosphären-Springer. Eine schriftliche Bestätigung seitens der Finanzbehörde gebe es nicht, auch eine einsehbare Liste, wer bei den Finanzbehörden als Sportler geführt werde, gebe es nicht.

"Als ich dann 2008 eine Steuerprüfung hatte, wurde mir die steuerliche Begünstigung aberkannt. Und das, obwohl ich seit Jahren jedes Jahr meine Steuererklärungen beim Finanzamt eingereicht habe", so Baumgartner weiter. "Die Finanz war plötzlich der Meinung, dass ich kein Sportler sei, und forderte für acht Jahre rückwirkend die Steuern zurück."

Verschiedene Institutionen hätten sich ausführlich mit seinem Fall beschäftigt. Baumgartner führte Franz Karl Leitgeb, Vorsitzender der Bundessport Organisation/Abteilung Rechtskommission, an, der "in einem ausführlichen Gutachten von 30. Mai 2008 eindeutig meinen Status als Sportler bestätigte".

"Warte seit Jahren auf ein Verfahren"

"Das alles interessierte die Finanz nicht und wurde dementsprechend abgelehnt", kritisierte der Salzburger. "Danach überschlugen sich die Ereignisse. In den Jahren danach reicht die Palette von Kontensperrungen, Blockieren von Sponsoren-Zahlungen bis hin zur Hausenteignung. Die österreichische Finanz kappte alle meine Lebensadern." Er habe gegen die seitens der Finanz ausgestellten Bescheide Berufung eingelegt und "warte seit Jahren auf ein Verfahren beim zuständigen Finanzsenat". Die Steuern habe er rückwirkend für die Jahre, in denen er im Sportlererlass gewesen sei, zur Gänze beglichen, "obwohl zahlreiche Gutachten das Gegenteil ergaben", betonte Baumgartner. Der Sportlererlass stehe ihm jedenfalls zu.

Rechtssicherheit "wurde mir in meiner Heimat Österreich leider verwehrt. Aus diesem Grund bin ich in die Schweiz gezogen und nicht, um Steuern zu sparen", sagte Baumgartner. Wäre Steuerschonung sein Ziel gewesen, wäre er schon vor vielen Jahren dort hingegangen. Er liebe und respektiere "Österreich und seine Menschen und habe diesem Land viel zu verdanken - der österreichischen Politik allerdings sehr wenig". Baumgartner weiter: "Wenn ein System, das einem schadet, nicht geändert werden kann, dann ist es manchmal klüger, sich dem System zu entziehen. Deshalb lebe ich jetzt in der Schweiz und eines Tages werde ich vielleicht auch Schweizer."

Kommentare

Ja, das Finanzamt hat nun mal Möglichkeiten, von denen jeder andere Gläubiger nur träumen kann. Wenn das nur annähernd der Wahrheit entspricht, so würde ich durchaus Amtsmißbrauch, Nötigung, etc. in Betracht ziehen, und diesen Streit mit den einzelnen Sachbearbeitern in die strafrechtliche Ebene ziehen. Das dürfte dieses Verfahren erheblich beschleunigen.

rogerine
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Unsympathisch war er ja schon immer, der arme bub. Jetzt wird er gar vom FA verfolgt. Geh Mama pack ihn ein und geh mit ihm in die Schweiz. Es wird ihm keiner eine träne nachweinen.

strizzi1949
strizzi1949 melden

Und was hat das, dass Sie den Mann nicht leiden können, damit zu tun, dass der sich gegen Amtswillkür und -missbrauch wehrt? Er muss nicht alles schlucken und er hat die Möglichkeit, für sich Konsequenzen zu ziehen! Was ist schlecht daran?

Ein Nichtsportler ist aus größerer Höhe gesprungen, ohne Sportler zu sein. Ich glaube man sollte Ihn beim verlassen von Österreich unterstützen

Baba und foi net !!! Ein Egoist bleibt ein Egoist !!

Wenn es wirklich stimmt, wie baumgartner es schildert, dann würde es wohl jeder so machen. Ein zick zack kurs der Finanz ist nicht akzeptabel.

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Wo er recht hat, hat er recht. Wie kann es sein, dass jahrelang etwas in Ordnung und korrekt ist und plötzlich wird die Korrektheit der Vergangenheit zur Unkorrektheit? Wie kann es sein, dass in diesem Land Verfahren jahrelang verzögert werden? Will man hier warten, bis die Angelegenheit verjährt ist und nachträglich stellt sich heraus, dass zu viel Steuern bezahlt wurden?

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Auch wenn mir Herr Baumgartner auch nicht so besonders sympathisch ist, kann ich ihn in der fraglichen Angelegenheit nicht so einfach beschimpfen. Als erwachsener Mensch muss ich in der Lage sein, Recht von Unrecht unterscheiden zu können. Ich habe selbst Erfahrungen mit dem FA gemacht und kenne von Bekannten noch schlimmere Storys.

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Wäre ich in dieser Situation und hätte die Möglichkeit, würde ich auch in ein anderes Land gehen. Niemand möchte sich freiwillig bestehlen lassen. Oh ja, die Hypo ist zu finanzieren. Aber ein Unrecht kann nun mal nicht durch ein anderes Unrecht aus der Welt geschafft werden.
Als Steuerflüchtling ist Herr Baumgartner also wahrlich nicht zu bezeichnen. In dieser Frage gebe ich ihm recht!

andy1911

Wenn ich sowas lese wird mir schlecht.
Baumgartner weiter: "Wenn ein System, das einem schadet, nicht geändert werden kann, dann ist es manchmal klüger, sich dem System zu entziehen. Deshalb lebe ich jetzt in der Schweiz und eines Tages werde ich vielleicht auch Schweizer."
Uns allen schadet das System indem wir zuviel Steuern zahlen,sollen wir jetzt alle weinen und davonlaufen???
Steuerflucht

Jede allein erziehende Mutter, die sich durchs Leben wurschtelt, leistet mehr als dieser Dolm.

higgs70

Naja, hier hat sich die Finanz wie schon oft wohl zu weit aus dem Fenster gelehnt.
Andererseits, wer weiß wie die Sache in einer "gemäßigten Diktatur" abgelaufen wäre und die wäre laut Herrn Baumgartner ja wünschenswert, wenn ich das richtig mitgekriegt habe;-)

Oberon

Man kann viel über den Baumgartner sagen, aber Rückgrat hat er keines! Wenn er schon mit Österreich unzufrieden ist und sich hier nicht wohl fühlt, dann soll er dazu stehen oder sich
zurückhalten. Er ist halt ein richtiger "Wendehals", nicht mehr und nicht weniger. :-(

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