Ausgewedelt: Weltmeister Hannes Trinkl stellt seine Ski endgültig in die Ecke

Weltmeister will sich mehr um seine Familie kümmern Größter Erfolg der Karriere war Abfahrtsweltmeistertitel

Hannes Trinkl, der 2001 in St. Anton bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften Gold in der Abfahrt holte, gab im Juli dieses Jahres seinen Rücktritt vom aktiven Sport bekannt. Der 36-jährige Oberösterreicher hatte vergangene Saison den Anschluss an die absolute Spitze verloren und nun im Training trotz Technikumstellung nicht ausreichend Fortschritte gemacht. Zudem hätte ein Eingriff am Knie eine zweimonatige Pause erfordert. Beste Ergebnisse im Wettkampfjahr 2003/2004 waren fünfte Plätze in den Abfahrten von Chamonix und Garmisch-Partenkirchen. Er will sich künftig mit einer Firma im Rallyesport engagieren.

Trinkl hat nach Plan die Vorbereitung auf die neue Saison in Angriff genommen, und auch im Ausdauer- und Kraftbereich hart gearbeitet. Nach einer Analyse des vergangenen Jahres hat er eine Technikumstellung vorgenommen - in der Hoffnung, damit den Rückstand wettmachen zu können. "Aber trotzdem habe ich mich auf fünfzig Fahrsekunden gegenüber dem Vorjahr nur um ein, zwei Zehntel verbessert. Das war mir nicht genug, denn ich will nicht zwischen fünf und 15 klassiert sein, sondern aufs Podest", begründetet Trinkl seine Entscheidung.

Zudem macht ihm eine alte Verletzung im rechten Knie, die vom Sturz 1988 in Gröden herrührt, zu schaffen; vergangene Woche war er bei Dr. Hans-Paul Kutschera zum medizinischen Check in Wien. "Der Knorpel ist nur noch eine dünne Haut, es wäre ein Schnitt in den Knorpel nötig gewesen, um den Druck von der Kniescheibe zu nehmen. Das hätte eine zweimonatige Pause bedeutet, das hab ich lieber sein lassen", erklärte Trinkl.

Entscheidung per SMS mitgeteilt
Der dreifache Familienvater ("Mein Sohn hat gesagt, ich darf nicht aufhören, denn ich habe ja in Kitzbühel noch nicht gewonnen"), der den in den USA weilenden ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel Ende vergangener Woche per SMS seine Entscheidung mitteilte, aber mit ihm auch bereits telefoniert hat, hat neben WM-Gold auch eine olympische Medaille zu Hause hängen; 1998 nahm er aus Nagano Abfahrts-Bronze mit. Zudem hat er sechs Einzelsiege im Weltcup gefeiert. Zu seinen traurigen Erinnerungen zählen die menschlichen Verluste im Skirennsport - von Rudi Nierlich bis Ulrike Maier - die er miterlebt hat.

Trinkls Dank gilt seiner Familie, allen voran Ehefrau Edith, sowie Trainer Robert Trenkwalder ("Er hat mit Fleiß und Mühe aus einer vermeintlich technisch veralterten Truppe ein Weltklasseteam gemacht") und der Familie Sykora, den Eltern von Ex-Slalom-Ass Thomas Sykora. "Ohne die Familie Sykora hätte es die Karriere des Hannes Trinkl nicht gegeben", weiß Trinkl. Als er 1987 aus allen Kadern gefallen war, hatten sie ihn am Hochkar bei sich wohnen und trainieren lassen. Zudem verhalfen sie ihm zu einem HSNS-Platz.

Der Oberösterreicher freut sich nun u. a. auf ausgedehnte Waldaufenthalte (Forstarbeiten) und hat auch beruflich bereits vorgesorgt. Mit Raimund Baumschlager hat er eine Firma, die sich im Rallyesport engagiert (Promotion, Technisches Rüstzeug, Fahrersichtung). Als Rallyepilot wird man ihn in Zukunft aber nicht sehen: "Ich bin kein guter Autofahrer."
(red)