Vorschau
Gewinner 2017
Stilfragen von Ela Angerer: Eine Vorschau auf das kommende Jahr
Es war das gefühlt hundertste Mega-Modeevent in diesem Jahr: Die Pofalten der Frauen schimmerten durch Netzstoffe, vorne waren ihre Brustwarzen nur notdürftig mit etwas Glitzer bedeckt. „Ich komme mir vor wie auf einer Porno-Messe“, meinte der nicht eben als empfindlich bekannte Skandalmusiker Marilyn Manson. Ratlos stand er vergangene Woche auf dem roten Teppich einer Fashion-Award-Gala in London herum, während fast nackte Topmodels und Showsternchen in Domina-Stiefeln an ihm vorbeistolzierten.
Zeitgleich meldete sich Kim Kardashian mit einem Video aus ihrer Social-Media-Pause zurück: Der Reality-Star posiert darin in Pelz und Unterwäsche auf einem fremden Planeten, wirkt dabei aber nicht wie eine außerirdische Göttin, sondern wie eine russische Prostituierte.
Aus einer anderen Umlau ahn erreicht uns Kims Ehemann Kanye West: Er hält sich für die Wiedergeburt von Jesus und musste vorübergehend in die Psychiatrie eingewiesen werden. Gleich nach seiner Entlassung traf er sich mit Donald Trump. Der designierte US-Präsident erklärte im Foyer seines goldenen New Yorker Wolkenkratzers: „Wir haben übers Leben gesprochen und uns bestens verstanden.“
Gleich ist 2016 vorbei, dieser große Parcours der Geschmacklosigkeiten. Aber was kann man tun, damit einem das Internet mit seinen Bildern im neuen Jahr nicht endgültig den Kopf wegsprengt? Am besten macht man es wie die französische Schauspielerin Marion Cotillard: Man trägt extraweite Tops und lächelt damit souverän überflüssige Kilos oder Babybäuche weg. Wenn es sein muss, peppt man das Ganze mit rotem Lippenstift und tollen Schuhen auf. Wer es sich leisten kann, legt sein Facebook- und Instagram-Profil auf Eis. Man macht seine Arbeit. Und lebt sein Leben.
Ja, ich glaube, genau so sehen wir als Gewinner 2017 aus.