Alien-Schach gefällig?

XCOM lebt: Entwickler Firaxis lässt Strategie-Legende aus 1994 wieder auferstehen.

Es gibt sie also doch...wieder! 18 Jahre nach der Strategie-Legende "UFO: Enemy Unknown" von Microprose lässt der renommierte Entwickler Firaxis ("Pirates!", "Civilization")den Mix aus rundenbasierter Strategie und Rollenspiel wieder auferstehen. Das Remake "XCOM: Enemy Unknown" ist vor kurzem für PC, Xbox 360 und Playstation 3 erschienen - NEWS.AT ist in den außerirdischen Fallout eingetaucht.

von XCOM: Enemy Unknown (Packshot) © Bild: 2K Games

Der Schock lässt nicht lange auf sich warten: Aliens haben die Erde überrannt. Mustergültig klischeehaft wie in den schlechtesten B-Movies der 50er und 60er Jahre landen eierköpfige Zwerge mit fliegenden Untertassen auf unserem Planeten und versetzen die Weltbevölkerung mit ihrem Plasma-Waffenarsenal in Angst und Schrecken.

Offizieller Trailer "Last Stand" zu XCOM: Enemy Unknown

Grund zur Panik hat vorerst nur die Zivilbevölkerung: Als Spieler übernimmt man das Kommando über die paramilitärische Organisation XCOM, um der Invasion in ihren unterschiedlichsten Auswüchsen zu Leibe rücken zu können. Soviel schon vorab: Was auch gut und gern der Plot für einen beliebigen 08/15-Shooter sein könnte, entpuppt sich bereits nach kurzer Zeit als komplexe Schach-Variation mit extrem hohem Suchtfaktor.

Vorbereitung unter der Erde

XCOM besteht im Prinzip aus zwei Teilen: Ein Teil besteht aus dem quasi Rollenspiel-ähnlichen Element, das unterirdische Hauptquartier im Kampf gegen die Aliens auszubauen und damit einhergehend die XCOM-Streitmacht aufzurüsten. Wissenschaftler und Ingenieure treiben dabei Waffentechnologien und neue Infrastrukturen voran, die den Kampf gegen die Bedrohung erheblich unterstützen und erleichtern.

Drei maßgebliche Faktoren sind dabei zu beachten: Erstens benötigt jeder Auftrag eine gewisse Zeit, um fertiggestellt zu werden und je aufwendiger dieses Projekt ist, umso länger muss man darauf warten. Sofortigen Zugriff hat ma nur äußerst selten, man kann die Fertigungsprozesse lediglich ein wenig beschleunigen. Zweitens benötigt jeder Auftrag bestimmte Ressourcen, die man aus dem direkten Kampf gegen Aliens lukriert (mehr dazu später). Last but not least muss man darauf achten, dass das Panik-Level der einzelnen Länder nicht zu hoch ist. Jedes Land, das nämlich aus dem XCOM-Programm aussteigt, bedeutet nicht nur weniger Geld (oder zumindest die Aussicht darauf). Steigen mehr als zehn Länder aus, bedeutet das den Sieg der Aliens und das unwiderrufliche Game Over. Egal, zu welchem Zeitpunkt im Spiel.

Die Vielzahl an Parametern, die es dabei zu beachten gitl, ist am Anfang nahezu erdrückend. Nach einiger Zeit findet man aber gut in den Rhythmus hinein. Sind genügend Kampfjets vorhanden, um UFOs vom Himmel zu holen? Sind sie stark genug ausgerüstet? Kreisen genügend Satelliten in der Erdumlaufbahn, um die Überwachung der Kontinente hoch und die Panik niedrig zu halten? Ist es schlauer jetzt einen einfachen Generator zu bauen, um ausreichend Energie für eine neue Offiziersschule zu haben oder soll man zuwarten, bis man einen leistungsfähigeren Thermo-Generator in Auftrag geben kann? Oder wäre die Entwicklung einer neuen Kampfpanzerung für die Infanterie nicht überhaupt besser?

An der Front

Das ist aber nur eine Hälfte der Herausforderung. Der zweite nicht minder fordernde Teil besteht darin, in rundenbasierten Missionen direkt gegen die Aliens anzutreten. Diese Einsätze sind zunächst eine wesentliche Grundlage, um das Panik-Level in der Bevölkerung nicht eskalieren zu lassen. Desweiteren bringt der direkte Kampf gegen die Aliens wesentliche Ressourcen wie Geld, Rohstoffe und neues Personal, um das Hauptquartier in Schuss zu halten.

Mit bis zu sechs Einheiten unterschiedlicher Klassen sieht man sich rund um den Globus meist einer Überzahl an Gegnern konfrontiert. Salopp formuliert stehen jeder Einheit zwei Aktionen pro Runde zu, ist die Runde vorüber, sind die Aliens am Zug. In isometrischer Ansicht wechseln sich Spieler und Computer so bis zum bitteren Ende ab.

Vom Prinzip her wiederholen sich die zufallsgenerierten Missionen zwar, sind aber variantenreich genug, um den Spieler bei Laune zu halten: Mal geht es einfach darum, ein Terrain von Außerirdischen zu säubern, mal einzelne Personen oder möglichst viele Zivilisten vor einem Alien-Angriff zu retten. In einem anderen Szenario ist wiederum eine Bombe rechtzeitig zu entschärfen.

NEWS.AT-FAZIT

XCOM ist definitiv nichts für Gelegenheitsspieler, soviel steht fest. Gerade auf höherem Schwierigkeitsgrad muss man schon genügend Sitzfleisch haben und/oder passionierter Hobby-Stratege sein, um in die anfangs über einen hereinbrechenden Tiefen dieses Alien-Schachs einzutauchen. Hat man den Dreh aber nach ein paar Stunden heraus, wird man mit dem Jackpot belohnt, den heutzutage nur noch wenige Spiele bieten: Man verliert das Zeitgefühl und wird von der spielerisch anspruchsvollen Herausforderung, dieser Invasion ein Ende zu bereiten, regelrecht aufgesogen. Auch wenn die audiovisuelle Präsentation vielleicht nicht "State of the Art" sein mag, zählt XCOM somit dennoch zu den wertvollsten Spielen seines Jahrgangs.

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