Der Chuenisbärgli ruft

3.500 Einwohner, 42.000 Fans am legendären Hang. Marcel Hirscher freut sich.

Der Chuenisbärgli in Adelboden ist einer der legendärsten und für die Techniker schwierigsten Hänge im alpinen Ski-Weltcup. Kein Wunder also, dass er regelmäßig für einen Fanansturm der Sonderklasse sorgt. 42.000 Zuschauer kamen im vergangenen Jahr in den 3.500-Einwohner-Ort Adelboden. Erstmals wurde dort 1955 gefahren, seit 1995 war der Weltcup jedes Jahr zu Gast. Den Auftakt des Spektakels macht am Samstag der Riesentorlauf, am Sonntag folgt der Slalom (jeweils 10.30 und 13.30 Uhr).

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Weltcup in Adelboden - Der Chuenisbärgli ruft

Marcel Hirscher hat sich mit seinem bereits dritten Saison-Sieg zum Slalom-König von Zagreb gekrönt. Auf Schweizer Schnee, der aufgrund des Wetters ähnlich problematisch wie jener in Kroatien werden könnte, hat der Salzburger nun die große Chance, seine sensationelle Führung im Gesamt-Weltcup sogar auszubauen. Hirscher zählt in beiden Rennen zu den Top-Favoriten und fühlt sich in Adelboden traditionell sehr wohl.

"Adelboden ist für mich immer ganz fein", freute sich Hirscher. 2008 brauste er in Adelboden als 18-Jähriger mit Startnummer 48 auf Slalom-Platz neun und damit erstmals groß in die Schlagzeilen, 2010 und 2011 wurde er im Slalom jeweils Zweiter.

Der Erfolgslauflauf von Hirscher ist beeindruckend. Wenn der 22-Jährige ins Ziel kam, war er in dieser Saison nie schlechter als Sechster, leer ging er nur bei seinem Out in Flachau aus. "Ich fühle mich allgemein, sehr, sehr wohl. Auch im Training läuft es gut", berichtete Hirscher, für den Vater Ferdinand, Servicemann Edi Unterberger und die neuen Atomic-Schuhe entscheidende Erfolgsfaktoren sind. "Ich habe alles in allem ein super Team."

Führung im Gesamtweltcup
Die perfekten Rahmenbedingungen führten dazu, dass der wieselflinke Jungstar im Gesamt-Weltcup derzeit 69 Punkte Guthaben auf den ersten Verfolger Aksel Lund Svindal hat. Große Töne wird man von Hirscher aber zum Thema Gesamt-Weltcup ganz sicher nicht so schnell hören. "Ich reiße den Mund nicht so weit auf. Dass ich sage, es kann alles passieren, hat keine taktischen Gründe. Ich bin einfach realistisch. Es kann genauso passieren, dass ich heuer nicht mehr auf dem Stockerl bin."

Im Fußball würde man aber sagen, dass die Jänner-Auslosung für Hirscher spricht. In den nächsten zehn Bewerben bis 24. Jänner stehen ein Riesentorlauf, vier Slaloms, zwei Kombinationen und lediglich zwei Abfahrten sowie ein Super-G auf dem Programm. Genau in dieser Zeit hat Ivica Kostelic vor einem Jahr mit einem Sensations-Jänner mit 999 Punkten die Konkurrenz demoralisiert und abgehängt.

An so einen Jänner wie 2011 glaubt Hirscher nicht. "Momentan ist alles so knapp beieinander, dass in den nächsten Wochen keine Entscheidung fallen wird. Außer die anderen machen einen kompletten Blödsinn, aber daran denke ich nicht. Ich schaue von Rennen zu Rennen." Das Selbstvertrauen bei Hirscher passt derzeit klarerweise, der dreifache Junioren-Weltmeister relativierte aber: "Ich hätte gerne das Gefühl, dass ich sage, jetzt geht es so weiter. Aber ich glaube, das spielt es im Skifahren nicht."

Riesentorlaufteam ist stark
Im Riesentorlauf-Weltcup ist Hirscher aktuell hinter dem US-Amerikaner Ted Ligety die Nummer zwei. Mit Philipp Schörghofer (3.) und Hannes Reichelt (5.) mischen zwei weitere Österreicher an der Spitze mit. Romed Baumann und Benjamin Raich, der in Adelboden schon dreimal den Riesentorlauf gewonnen hat, fehlt noch ein absolutes Spitzenergebnis in dieser Disziplin im laufenden Winter. ÖSV-Trainer Andreas Puelacher ist Kurssetzer des ersten Durchgangs.

Ein Eishang wie so oft in der Vergangenheit wird diesmal in Adelboden nicht zu erwarten sein. Schnee, Regen, Sturm und neuerlich Schnee bereiten den Veranstaltern große Sorgen. Die Schweizer trotzen aber dem Wettertief "Andrea" und vermeldeten trotz der schwierigen Verhältnisse einen "hervorragenden Pistenzustand".