Warum finden wir Kotzen komisch?

Der Schas ist der beste Komiker. Ähnliches lässt sich über das Kotzen sagen

von Wolfgang Kralicek © Bild: News

Der Schas, so heißt es, ist der beste Komiker. Ähnliches lässt sich über das Kotzen sagen. In einer aktuellen Nestroy-Inszenierung am Wiener Volkstheater gibt es eine Szene, in der eine ganze Familie das eben erst zu sich genommene Mahl brechend wieder von sich gibt. Die Szene ist derb, geschmacklos – und verdammt komisch. Anderes Beispiel: Die beste Szene in Yasmina Rezas Salonkomödie "Der Gott des Gemetzels" ist jene, in der sich jemand auf einen kostbaren Bildband übergibt. Warum ist es so komisch, wenn wer speibt? Weil peinliche Situationen grundsätzlich witzig sind? Auch, ja. Noch lustiger aber ist es, wenn mit dem Erbrochenen auch eine Botschaft transportiert wird.

In der Comedy-Serie "Little Britain" gibt es die wunderbare Figur einer reizenden und wohltätigen alten Dame, deren homophobe, rassistische Einstellung sich durch schwallartiges Erbrechen angesichts von Schwarzen oder Schwulen offenbart. In diesem Fall hat das Kotzen etwas Entlarvendes. Worte kann man – meistens – kontrollieren, seine Gedärme aber hat der Mensch nicht im Griff. Wer bricht, sagt die Wahrheit. Und die ist oft viel peinlicher – und damit komischer – als alles andere.

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