Warum gibt es Gästehandtücher?

Deutlich kleiner als normale Handtücher, ist es nicht wirklich zu gebrauchen.

von Wolfgang Kralicek © Bild: NEWS

Das Gästehandtuch zählt zu den großen Mysterien der Textilindustrie. Das Stück Frottee, das zuvorkommende Gastgeber im Gästezimmer liebevoll bereitstellen, ist mit freiem Auge kaum von den anderen Handtüchern im Haushalt zu unterscheiden: gleiche Farbe, gleiches Material, gleiches Design. Dass es sich um ein sogenanntes Gästehandtuch handelt, merkt der Gast in der Regel erst dann, wenn er es auseinanderfaltet: Es ist nämlich deutlich kleiner als normale Handtücher. So klein, dass es nicht wirklich zu gebrauchen ist.

Gute Gastgeber wissen das natürlich, weshalb sie zum Gästehandtuch auch andere Handtücher, oft sogar ein praktisches Badetuch zur Verfügung stellen. Das aber macht das Rätsel nur noch größer: Wozu gibt es dann überhaupt Gästehandtücher, und warum sind sie so klein? Steht vielleicht die Überlegung dahinter, dass das Gästehandtuch ja nur für einen begrenzten Zeitraum gebraucht wird, das volle Format deshalb übertrieben wäre? Geht es also darum, Geld zu sparen und Ressourcen zu schonen? Wenn, dann höchstens auf einer symbolischen Ebene.

Vor allem geht es wohl um etwas ganz anderes. Das Gästehandtuch ist eine flauschige und doch unmissverständliche Botschaft an den Gast: "Du bist hier willkommen, aber nicht zu Hause, ist das klar?"

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