Sparen als Drahtseilakt

Der Aktienanteil bei Investmentfonds bringt mehr Dynamik, aber auch mehr Risiko

Die Österreicher haben Ende 2015 über 600 Milliarden Euro an Privatvermögen angespart. Neben beliebten Sparformen, wie dem Bausparer, hat das Zinsen-Rekordtief Investmentfonds wieder in den Fokus der Anleger gerückt - auch der vorsichtigen. Im zweiten Teil der News-Anlagenserie stehen dynamischere Fonds im Fokus. Während wir zuvor Mischfonds mit höchstens 35 Prozent Aktienanteil analysierten, sind es diesmal Aktienfonds mit einem Aktienanteil von 50 bis 100 Prozent. Diese versprechen höhere Renditen, bergen allerdings auch höhere Gefahren. Diese lassen sich aber mit einfachen Maßnahmen individuell verringern. So finden Sie die richtige Balance.

von Drahtseilakt Illu © Bild: iStockphoto.com/Jorgenmac

Für Anton Zeiler, 47, war es ein Lehrstück über Beherrschung: Der technische Bauzeichner kaufte 2011 einen Fonds. "Dieser Investmentfonds legte zu 90 Prozent in Aktien an. Und gleich zu Beginn fiel der Kurs beträchtlich - um 17 Prozent", sagt Zeiler. Er wollte sofort wieder aussteigen und verkaufen, doch sein Bankbetreuer riet ihm davon ab. Zeiler hielt sich daran. Die Börsen erholten sich, das Minus am Wertpapierdepot wich einem kleinen Ertrag, der dann größer wurde. Seither hat Zeiler eine Rendite von 9,4 Prozent pro Jahr erzielt. Als zu Beginn dieses Jahres die Aktienmärkte erneut verrücktspielten, war Zeiler abgebrüht genug, um sich nicht irritieren zu lassen. Nach kurzem Zögern folgte er einem weiteren Rat seiner Hausbank: die niedrigen Kurse ausnutzen, um weitere Fondsanteile einzukaufen.

Fonds im Jeansvergleich

Uli Krämer, Chef der oberösterreichischen Kepler-Fonds, sagt: "Wenn in einem Laden Markenjeans um 50 Prozent günstiger verkauft werden, dann stürmen die Kunden das Geschäft. Wenn eine Aktie oder ein Fonds um 50 Prozent billiger wird, weil die Kurse nachgeben, will kaum jemand kaufen. Das ist paradox, aber auch verständlich."

»Fonds mit einem hohen Aktienanteil sollten mindestens sieben Jahre gehalten werden«

Entscheidend für ein Wertpapierinvestment ist, wie lange man es behält. "Fonds mit einem hohen Aktienanteil sollten mindestens sieben Jahre gehalten werden", sagt Andreas Stoschka, Privatkundenleiter bei der Bank Austria. Das lässt sich sogar empirisch nachweisen (siehe Tabelle auf der nächsten Seite): In diesem Jahr sind die meisten Aktienfonds im Minus. Doch im Verlauf der letzten drei und fünf Jahre sind alle abgebildeten Fonds positiv. Wer vor drei Jahren etwa einen "Espa Stock Techno"-Fonds kaufte, konnte sich Jahr für Jahr über ein Plus von 20 Prozent freuen. Und wer vor fünf Jahren Pioneer-Healthcare- Fondsanteile kaufte, hat im Durchschnitt 17 Prozent pro anno dazugewonnen.

Renditen von Aktienfonds mit höherem Risiko

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Wie ausgesuchte Dachfonds performen

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ISIN ist eine Identifikationsnummer für ein Wertpapier.

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Wertpapiere zu lange zu behalten, ist aber auch nicht immer weise. Wer die oben genannten Fonds vor zehn Jahren kaufte, konnte nur 6,46 bzw. 7,88 Prozent an jährlichem Gewinn realisieren - angesichts der mickrigen Sparbuchzinsen aber immer noch fast paradiesisch. Die Verlockung, von den süßen Früchten der Investmentfonds zu naschen, steigt daher. Heinz Bednar, Chef von Österreichs größter Fondsgesellschaft Sparinvest, sagt: "Wir sahen im März eine Stabilisierung des Fondsgeschäfts und sind zuversichtlich, dass sich dieses im weiteren Jahresverlauf deutlich verbessert. Dabei kommt der Fondsbranche das Niedrigzinsumfeld zugute. Investoren sind weltweit auf der Suche nach Rendite, und die Alternativen zu Investmentfonds sind überschaubar."

Doch wie kann man Fondsanteile kaufen? Ein erster Weg führt über die Hausbank. Für Fonds muss der sogenannte Ausgabeaufschlag bezahlt werden. In den meisten Fällen wird keine zusätzliche Gebühr verlangt. Man braucht aber ein Wertpapierdepot, auf dem die Fondsanteile lagern. Wer national und international Fondsanteile kaufen möchte, kann dies über Discountbroker wie die Hello Bank machen, über die man Zugriff auf mehr als 6000 Fonds hat. Für Fonds wird keine Depotgebühr fällig, und der Ausgabeaufschlag ist je nach Veranlagungssumme um 50 bis 80 Prozent reduziert.

Das Gute an Aktienfonds ist, dass sie nach thematischen Schwerpunkten sortiert werden können. Wenn jemand an Solarenergie und Elektrofahrzeuge glaubt, kann er in Umweltfonds investieren. Für nachhaltige Themen stehen Ethikfonds zur Verfügung. Sogar für Luxusartikel gibt es eigene Fonds: Wer sich Produkte von Hermès, Tiffany und Dior nicht leisten kann, kann sich zumindest Aktienanteile sichern. "Eine besondere Nähe zum Investment braucht man nicht, aber es hilft einem vielleicht dabei, in performanceschwachen Zeiten durchzuhalten, weil man an ein bestimmtes Thema glaubt", sagt Uli Krämer.

Ein Fonds für Fonds

Wer viele Aktien im Depot halten, aber etwas weniger Risiko nehmen will, kann sich auch für einen Dachfonds entscheiden. Dieser kauft über sein Fondsvermögen nicht einzelne Aktien direkt, sondern investiert sein Kapital in viele verschiedene Fonds. So wird das Risiko reduziert. Und es wird auch die Expertise verschiedener Fondsmanager genutzt.

Eine neuere Generation von Dachfonds sind die "You Invest"-Fonds der Sparinvest. Hier kann aus vier Risikoklassen gewählt werden - von solide bis progressiv. Ob das erfolgreich ist, lässt sich in ein paar Monaten sagen, da die Fonds erst seit Ende 2015 erhältlich sind. Allzu oft wird beim Fondskauf bloß auf die Vergangenheit geschielt - also auf die Performance. Sie ist ein verlässlicher Quell, aber als Garant für künftige Renditen nicht geeignet.

Wer sich für Fonds interessiert, sollte sich jedenfalls ernsthaft mit ihnen beschäftigen. Wichtigstes Dokument ist das KID, das Kundeninformationsdokument. Aus diesem Begleitschreiben des Fonds lässt sich (fast) alles ablesen - von den Kosten bis zur Volatilität.

Kommentare

Ich habe mich in letzter Zeit mit dem Kapitalmarkt befasst und finde das Fonds immer noch attraktive sind aber teilweise schon zu teuer sind. Bei einem Fond weißt man nie was genau damit gemacht wird, ich habe mich dann mit ETFs befasst und mit die Robo-Advisor, ich finde das die die gleiche Arbeit wie Fond machen, aber für einer deutlich kleineren Gebühr.

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