Wie viel Sonne uns gut tut

Warum auch zu viel Sonnenschutz dem Körper nicht gut tut, Sonne in Maßen aber schon

Sonne tut gut. Sie macht glücklich, stärkt das Immunsystem und schützt sogar vor Krebs. Es kommt nur auf die richtige Dosis an.

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Leben - Wie viel Sonne uns gut tut

Es gibt Menschen, die gehen einmal kurz in die Sonne und sind schon braun. Und dann gibt es Menschen wie Susanne Clemens. Sie sitzt nur maximal zehn Minuten auf der Terrasse, und schon ist ihre Haut knallrot wie eine Tomate.

Die 35-jährige Juristin aus Graz schmiert sich im Sommer deshalb dick mit Sonnenschutz ein, bevor sie das Haus verlässt. Außerdem geht sie alle fünf Monate zur Hautkrebsvorsorge. Schließlich, sagt sie, steigt die Zahl der Melanomerkrankungen von Jahr zu Jahr. Viele ihrer Freunde halten Clemens deshalb auch für ein wenig paranoid und hypochondrisch. Doch sicher ist sicher, lautet ihre Devise. Sie ist ein äußerst heller Typ und deshalb besonders gefährdet.

Bei jedem Muttermal-Check nimmt die Dermatologin ihre Haut genau unter die Lupe. Was Susanne Clemens in letzter Zeit jedoch wundert: Die Ärztin rät ihr, regelmäßiger in die Sonne zu gehen, und zwar in die pralle - ungeschützt.

Die Menschen sind im Zwiespalt, kennen sich nicht mehr aus. Der Zusammenhang zwischen intensiver Bräunung und der vorzeitigen Alterung der Haut bis hin zum Hautkrebs ist mittlerweile zu Recht fest in ihren Köpfen verankert. Viele benutzen Sonnencremes mit hohen Lichtschutzfaktoren, bleiben lieber bleich, als ihre Gesundheit zu riskieren. Doch zu wenig Sonne ist auch nicht gut, warnen immer mehr Experten. Sie empfehlen, ungeschützt in die Sonne zu gehen.

Vitamin-D-Status

Die Sonne ist gefährlich. Aber sie ist auch lebensnotwendig. Das Hormon Vitamin D bildet sich nur, wenn Sonnenstrahlen auf die Haut treffen. Untersuchungen haben ergeben, dass UV-B-Strahlung und ein optimaler Vitamin-D-Status das Erkrankungsrisiko für 20 Krebsarten um die Hälfte reduzieren. Es unterdrückt das Wachstum von Tumoren und hemmt die Bildung von Metastasen. Die Gefahr von Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und multipler Sklerose wird gemindert.

Tatsächlich hat die ständige Kritik am Sonnenbaden dazu geführt, dass sich Menschen kaum noch ungeschützt in die Sonne wagen. Die Hälfte der Österreicher ist unzureichend mit Vitamin D versorgt, auch deshalb, weil sich der Großteil des Lebens in geschlossenen Räumen abspielt.

Die Sonne ganz zu meiden ist falsch, meinen viele Experten. Der Verzicht könnte so gefährlich wie Rauchen sein. Die positive Wirkung soll aber auch nicht Anreiz sein, sich hemmungslos und ohne Schutz in der Sonne aufzuhalten. Die Dosis macht das Gift. Um die körpereigene Produktion von Vitamin D anzukurbeln, braucht es nicht mehr als eine Kaffeepause im Freien. Es genügt, an einem Sommertag Gesicht und Hände ungeschützt für fünf bis zwanzig Minuten - je nach Hauttyp - der Sonne auszusetzen. Wer glaubt, seine Depots durch stundenlanges Sonnen etwa im Urlaub oder im Schwimmbad auffüllen zu können, liegt übrigens falsch. Nach dreißig Minuten hat die Haut genug UV-B-Strahlen und stoppt die Aufnahme.

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