Slalom-Ass rettet ÖSV-Team vor Debakel:
Schönfelder in Chamonix-Abfahrt Vierter

US-Läufer Marco Sullivan feiert ersten Weltcup-Sieg Kröll als bester Speed-Spezialist nur auf Rang zehn

Der bisherige Technik-Spezialist Rainer Schönfelder hat Österreichs alpine Ski-Herren in der Chamonix-Abfahrt vor einem Debakel bewahrt. Der Kärntner raste mit Nummer 33 sensationell noch auf Platz vier, lediglich 4/100 fehlten ihm am Ende auf den drittplatzierten Slowenen Andrej Jerman. Der Sieg ging an Marco Sullivan aus den USA, der 0,4 Sekunden vor dem Schweizer Kitzbühel-Triumphator Didier Cuche den ersten Weltcup-Erfolg seiner Karriere feierte.

Slalom-Ass rettet ÖSV-Team vor Debakel:
Schönfelder in Chamonix-Abfahrt Vierter

Neben Schönfelder (+0,50) landete lediglich noch der Steirer Klaus Kröll, der mit einer Sekunde Rückstand auf Sullivan Zehnter wurde, in den Top Ten. Ohne die tolle Fahrt des Olympia-Dritten in Slalom und Kombination von Turin/Sestriere 2006 hätte es also das schlechteste ÖSV-Abschneiden in der Königsdisziplin seit 12. Dezember 1998 gesetzt: Damals war Norbert Holzknecht in Val d'Isere als 15. bester Österreicher gewesen.

"Meine gute Trainingsleistung (Achter, Anm.) hat mir Auftrieb gegeben. Da habe ich gemerkt, dass die Abfahrer auch nur mit Wasser kochen. Ich habe also einfach mein Wasser genommen und es dann gekocht", meinte Schönfelder in der für ihn typischen Manier auf die Frage nach seinem Erfolgsrezept, um dann etwas ernster zu werden. "Dieses Ergebnis bestätigt meinen Weg, den ich vor zwei Jahren eingeschlagen habe, um ein kompletterer Skifahrer zu werden."

Top-Favorit für Kombi
Damit ist der 30-jährige Bleiburger nun natürlich auch Top-Favorit für die Kombination in Chamonix. Und sein Langzeitziel - einmal im Sieg um den Gesamt-Weltcup eine gewichtiges Wort mitzureden - scheint damit auch deutlich näher gerückt zu sein.

Sullivan, der bisher den zweiten Platz im November 2007 in der Lake-Louise-Abfahrt als bestes Weltcup-Ergebnis zu Buche stehen hatte, strahlte aber noch mehr als Schönfelder. "Der Sieg ist traumhaft. Ich hatte einen Superlauf, nur oben hatte ich einen kleinen Fehler, durch den ich dann aber danach noch mehr riskiert habe. Das ist voll aufgegangen, ich bin überglücklich", betonte der 27-jährige Kalifornier.

Cuche rückt Raich auf die Pelle
Auch Didier Cuche, der seine Führung im Abfahrts-Weltcup weiter ausbaute und in der Gesamtwertung dem Tiroler Spitzenreiter Benjamin Raich (als 33. ohne Abfahrtspunkte in Chamonix) bis auf 18 Punkte nahe kam, war "sehr zufrieden und überglücklich, wieder auf dem Podest zu stehen".

Die anderen Abfahrts-Stars hatten dagegen sichtlich Probleme mit der angeblich so leichten, 3.370 m langen Piste, die sich laut Cuche "oben weich, unten sehr hart und unruhig" präsentierte. Der Liechtensteiner Marco Büchel verlor im unteren Teil die entscheidende Zeit auf Sullivan und landete unmittelbar vor dem US-Amerikaner Bode Miller auf Platz sechs.

Walchhofer und Maier weit zurück
Bei Michael Walchhofer, der nicht über Rang 18 hinauskam, lag es dagegen an einem grippalen Infekt, dass er diesmal klar am Podest vorbeifuhr. "Ich habe relativ stark Hals- und Kopfweh. Oben ist es noch relativ gut gegangen, doch unten ist mir die 'Goaß' ausgegangen. Ich hatte im Ziel weiche Knie", beklagte der Salzburger konditionelle Probleme. "Doch ich war nicht nur körperlich stark geschwächt. Auch vom Kopf her ist es schwer, alles zu geben, wenn man krank ist."

Noch schlimmer erging es Hermann Maier, der auf der von ihm ungeliebten "Autobahn" gar nur 44. unter 62 klassierten Läufern wurde. "Wenn man so weit hinten ist, braucht man sich keine Gedanken mehr machen", lautete der lapidare Kommentar des 35-jährigen Salzburgers, der damit das Rennen ganz schnell abhakte. "In Kitzbühel vorne, jetzt ganz hinten - in sechs Tagen verlernt man das Skifahren nicht. Ich hoffe aber, in Val d'Isere geht's besser."

Endstand:
1. Marco Sullivan USA 2:00,11 Min.
2. Didier Cuche SUI +0,40
3. Andrej Jerman SLO +0,46
4. Rainer Schönfelder AUT +0,50
5. Manuel Osborne-Paradis CAN +0,62
6. Marco Büchel LIE +0,74
7. Bode Miller USA +0,80
8. Ambrosi Hoffmann SUI +0,88
. Ivica Kostelic CRO +0,88
10. Klaus Kröll AUT +1,00
11. Christoph Gruber AUT +1,03
12. Christof Innerhofer ITA +1,06
13. Werner Heel ITA +1,10
14. Peter Fill ITA +1,13
15. Yannick Bertrand FRA +1,16
16. Georg Streitberger AUT +1,18
17. Erik Guay CAN +1,21
18. Michael Walchhofer AUT +1,22
19. Francois Bourque CAN +1,40
20. John Kucera CAN +1,44
21. David Poisson FRA +1,45
22. Romed Baumann AUT +1,53
23. Thomas Lanning USA +1,56
24. Tobias Grünenfelder SUI +1,60
25. Didier Defago SUI +1,64
26. Guillermo Fayed FRA +1,69
27. Daniel Albrecht SUI +1,90
28. Patrick Staudacher ITA +1,94
29. Andrej Sporn SLO +2,02
. Craig Branch AUS +2,02
. Robbie Dixon CAN +2,02
32. Mario Scheiber AUT +2,03
33. Benjamin Raich AUT +2,06

(apa/red)