Ärzte verkaufen Daten

350 Mediziner sollen Verschreibungsdaten anbieten –Konsequenzen angekündigt

von Arzt und Patient © Bild: Thinkstock

Eine Sprecherin von IMS Österreich versicherte, dass die Daten durch ein Dritt-Unternehmen verschlüsselt würden und die Verschlüsselung anders als in Deutschland vorgenommen werde. Sie betonte auch, dass Rückschlüsse auf die einzelnen Patienten "absolut nicht" möglich wären. Gleichzeitig gestand sie aber auch zu, dass die Daten differenziert werden nach Altersgruppen und Geschlecht.

Rechtswidrige Weitergabe

Ärztekammer-Vizepräsident Karl Forstner erklärte dazu, wenn die Daten verschlüsselt und nicht gänzlich anonymisiert weitergegeben werden, sei das "nicht rechtskonform". Persönlich hält der Kammer-Präsident die Vorgangsweise dieser Ärzte für "ethisch bedenklich". Für ihn ist diese Form der wirtschaftlichen Beeinflussung von Ärzten auch unzulässig. "Patienten sollen das bekommen, was sie brauchen, und nicht, was die Pharma-Industrie allenfalls sich wünscht." Die Ärztekammer wolle jedenfalls eruieren, welche Daten genau weitergegeben wurden und inwieweit das rechtskonform ist.

Die FPÖ forderte als Konsequenz aus dem Deutschen Vorfall Gesundheitsminister Alois Stöger auf, das schon beschlossene und im Aufbau befindliche Projekt der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) sofort zu stoppen.

Apotheker weisen Vorwürfe zurück

Angesichts des Datenskandals haben die Apothekerkammer und die Pharmazeutische Gehaltskasse am Montag versichert, dass in Österreich von den beiden Institutionen keine Medikamentendaten an Privatunternehmen weitergegeben würden. In Deutschland sind die Apothekerrechenzentren, die die Daten nicht ausreichend verschlüsselt weitergegeben haben sollen, in privater Hand, in Österreich nicht. Gesundheitsminister Alois Stöger forderte die Ärztekammer zur Aufklärung der Affäre auf.

"Ich kann einen derartigen Datenskandal für Österreich ausschließen. Es ist nicht unsere Aufgabe und entspricht auch nicht unserem Selbstverständnis als öffentlich-rechtliche Körperschaft, Medikamentendaten an Dritte zu verkaufen", erklärte Gottfried Bahr, Obmann der Pharmazeutischen Gehaltskasse, in einer Aussendung. Die Rezeptverrechnung zwischen den öffentlichen Apotheken und den Krankenversicherungsträgern ist eine der gesetzlichen Aufgaben der Pharmazeutischen Gehaltskasse. Apothekerkammer-Präsident Max Wellan versicherte, dass sich die Apothekerschaft immer für höchste Standards im Datenschutz eingesetzt habe. "Unsere Patienten und deren Daten sind in den Apotheken sicher und gut aufgehoben." Die Firma IMS Health habe sich in Österreich an strenge datenschutzrechtliche Regeln zu halten.

Stöger forderte die Ärztekammer auf, die Vorwürfe des Verkaufs von Medikamentendaten der Patienten restlos aufzuklären, wie sein Sprecher erklärte. Gleichzeitig betonte er, dass der Datenschutz oberste Priorität habe.

Steirische Ärztekammer warnte bereits im April 2012

Die steirische Ärztekammer hat bereits im April 2012 vor einer Teilnahme an der Datenerhebung der IMS Health in einem Rundschreiben an alle niedergelassenen Ärzte in der Steiermark gewarnt: "Da es keine Informationen dazu gibt, wozu diese Daten genau verwendet werden sollen, empfehlen wir dringend, an dieser Datenerhebung nicht teilzunehmen und das Angebot nicht anzunehmen", hieß es damals in der Information der Kammer.

Die steirische Interessensvertretung erklärte in dem Schreiben, dass den Ärzten in dem Angebot eine Zuverdienstmöglichkeit von 432 Euro pro Jahr geboten wurde. Dafür sei eine monatliche Datenerhebung nötig. Konkret seien Verordnungs- sowie Diagnostikdaten gewünscht gewesen, die anonymisiert und vollautomatisch aus dem System bereitgestellt werden sollten.

280 österreichische Apotheken beteiligt

Die Kammer erklärte ihren Ärzten weiter, dass die Firma IMS Health GmbH mit Firmensitz in Darmstadt ein Ableger eines internationalen Marktforschungsunternehmens sei und sich hauptsächlich mit pharmazeutisch-medizinischer Marktforschung beschäftige: "Daraus ist zu schließen, dass die gesammelten Daten an Pharmaunternehmen weiterverkauft werden könnten", wurde die Warnung erklärt. Ob nun steirische Ärzte an der Datenerhebung teilgenommen haben, könne die Kammer jedoch nicht kontrollieren.

Von konkreten Teilnehmerzahlen aufseiten der Pharmazeuten berichtet indes die Tageszeitung "Die Presse" (Dienstag-Ausgabe). Etwa 280 Apotheken in Österreich würden gegen Honorar Verkaufsdaten direkt an IMS Health liefern, hieß es unter Berufung auf ein Mitglied der Apothekerkammer. Dies geschehe ohne Namen der Patienten, aber mit Standort der Apotheke, was in dünn besiedelten Regionen Rückschlüsse auf die Verschreibepraxis der ansässigen Ärzte zulasse.

Kommentare

Ignaz-Kutschnberger

Wir schreiben das Jahr 2013...da in den unendlichen Weiten der Erdatmosphäre wieder giftige Krebsstoffe aus Kriegslaboren entwichen sind, man aber die Bevölkerung darüber nicht innformiert hat, Fürth man nun STUDIEN darüber, wie viele Personen schon mit Krebs verseucht sind....

Jeder Arzt oder Apotheker der nachweislich Patientendaten (auch MetaDaten hinsichtlich der Verschreibungen) verkauft hat muss angeklagt werden. Sammelklagen und Schadenersatzforderungen sind ebenso vorzusehen wie der Verlust der Zulassung als Arzt.

unsere armen Ärzte!!
Bitte, wie Geldgeil muß man den sein, wenn man so was als Arzt macht?????

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