Ist Wegelagerei
für die gute Sache okay?

Wolfgang Kralicek über die Keilerei vieler NGOs

von Wolfgang Kralicek © Bild: NEWS

Organisationen wie Amnesty International, Greenpeace oder das Rote Kreuz genießen zu Recht hohe Sympathiewerte. Trotzdem möchte man sich am liebsten unsichtbar machen, wenn man ihnen einmal persönlich begegnet. Viele NGOs setzen bei der Spendenakquisition nämlich auf das fragwürdige Mittel der Wegelagerei. An stark frequentierten Plätzen lauern junge, extrem extrovertierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arglosen Passanten auf und quatschen mit markerschütternder Herzlichkeit alles an, was nicht schnell genug wegschaut.

Von den freundlichen Gesichtern darf man sich nicht täuschen lassen: Es geht nicht um uns, es geht nur um unser Geld. Wir sollen unsere Bankdaten bekannt geben und einen Einziehungsauftrag unterschreiben. Würden Gebrauchtwagenhändler oder Immobilienmakler so arbeiten, träten umgehend Konsumentenschützer und Volksanwaltschaft auf den Plan. Hier ist das anders, es geht ja um die gute Sache. „Fishy“ ist es trotzdem. Erstens geht es den Keilern selbst wohl weniger um die Sache als um die Provision, die sie für jeden Abschluss kassieren. Und zweitens sind ihre Opfer mehrheitlich eher egoschwache Zeitgenossen, die sich solcher Aufdringlichkeiten nicht erwehren können.

Menschen, denen nichts peinlich ist, luchsen Menschen, die es eh schon nicht leicht haben, Geld für Organisationen ab, die damit Gutes für Menschen tun, die es noch schwerer haben. Sympathisch ist das nicht. Wer trotzdem mit einer NGO sympathisiert, sollte freiwillig einen „Abbucher“ einrichten. Und ihn gegebenenfalls triumphierend aus der Tasche ziehen, wenn er blöd angequatscht wird.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: kralicek.wolfgang@news.at

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