Der New Nintendo 3DS im Test:
Ein Extraleben auf Vorrat

Nintendo spendiert tragbaren Konsolen eine Überraschungstüte an Neuerungen.

Knapp vier Jahre nach dem Startschuss für die tragbare Konsole Nintendo 3DS hat sich Nintendo dazu entschlossen, dem erfolgreichen Handheld eine Frischzellenkur zu verpassen. Am 13. Februar erscheint auch in Österreich der New Nintendo 3DS und der New Nintendo 3DS XL. Ein neuer "Gameboy"? Nicht ganz: Die Revision der tragbaren Konsole entpuppt sich als Überraschungstüte, die zunächst eine optische Modellpflege deutlich übersteigt. Sie ist aber auch zu klein, um von einem "vollwertigen" Nachfolger zu sprechen. NEWS.AT konnte den Handheld vorab unter die Lupe nehmen.

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    New Nintendo 3DS (XL)

    Der New Nintendo 3DS und New Nintendo 3DS XL erscheinen am 13. Februar in Österreich. Wir haben die neue Handheld-Generation vorab getestet.

    WEITER: Impressionen zum nächsten Handheld von Nintendo.

  • Bild 2 von 10 © Bild: Nintendo

    New Nintendo 3DS (XL)

Hinsichtlich Design und Abmessungen unterscheiden sich New Nintendo 3DS und New Nintendo 3DS XL auf den ersten Blick kaum von ihren Vorgängern. Das Klappdesign ist geblieben, Gewicht und Größe sind nahezu unverändert. Neu sind auswechselbare Zierblenden für das kleinere Modell: Wem die Grundfarbe Schwarz oder Weiß zu langweilig ist, kann sich das Gerät gegen Aufpreis mit schicken (Nintendo-)Motiven personalisieren. Unverständlich: Beim XL-Modell gibt es diese Option nicht. Hier bleibt es bei den zwei Modellfarben Schwarz und Blau. Beides leider in einer Metallic-Optik, die beim Auspacken noch schön aussieht. Nach kurzer Zeit wird sie aber gezwungenermaßen mit deutlich sichtbaren Fingerabdrücken verunstaltet. Das matte Finish des alten XL-Modells wusste im Alltag deutlich besser zu gefallen.

© Nintendo Der New Nintendo 3DS lässt sich mit Zierblenden gegen Aufpreis personalisieren.

Neue Tastenspiele

Erst bei genauerem Blick fällt auf, dass der Kartenslot für die Spiele an die Unterseite des Geräts gewandert ist. Dadurch ist der Kopfhöreranschluss in die Mitte gerückt. Rechts daneben befinden sich zwei Designänderungen, die negativ auffallen: Der Einschub für den Bedienstift ist unkomfortabel von seitlich rechts nach unten gewandert und die neue Position des Power-Buttons zum Ein- und Ausschalten des Geräts konnte mit rechts unten auf der Gerätekante nicht unglücklicher gewählt werden. Eine sehr willkommene Neuerung findet sich hingegen an der Rückseite des Geräts: Die Schulter-Tasten L und R haben mit den komplett neuen Buttons ZL und ZR Verstärkung bekommen, sind gut erreichbar und nähern das Controllererlebnis an Heimkonsolen an.

Klappt man den neuen 3DS auf, sticht sofort der komplett neue C-Stick in Form einer grauen Gummischeibe über den vier rechten Funktionstasten ins Auge. Er funktioniert ähnlich wie der TrackPoint von IBM und übernimmt somit die Rolle eines zweiten Analogsticks. Diese Funktion wurde beim Vorgängermodell sehnlich vermisst und bringt endlich auch auf diesem Gerät die für 3D-Welten so wichtige unabhängige Kamerakontrolle ins Spiel. Einen echten Analogstick ersetzt dieser "Knubbel" zwar nicht, aber im Test überraschte die Lösung mit einer recht akkuraten Reaktion durchaus positiv. Die neuen Games "Monster Hunter 4 Ultimate" und das Remake "Legend Of Zelda: Majora's Mask" unterstützen den C-Stick voll, aber auch ältere Games machen davon Gebrauch, wie etwa "Resident Evil: Revelations" oder "Kid Icarus Uprising".

Die offizielle Vorstellung des New Nintendo 3DS.

Willkommen ist der Positionswechsel von Start- und Select-Taste, die unter dem Touchscreen der Vorgänger komplett deplatziert waren und nun direkt unter den Funktionstasten gut erreichbar sind. Die Funktionstasten A, B, X und Y an sich sind für höheren Komfort nicht mehr so gedrungen beinanderliegend. Gut so. Der Lautstärkeregler ist an die linke Kante der oberen Gerätehälfte gerutscht und somit auch besser erreichbar. Komplett verschwunden ist der Schieberegler für die WLAN-Aktivierung. Wird niemand vermissen: Das lässt sich jetzt einfach in den Geräteeinstellungen der Software anpassen.

Unabhängigeres 3D-Erlebnis

Während der Bildschirm auf dem kleinen 3DS im Vergleich zum Vorgängermodell ein wenig gewachsen ist, hat sich beim XL nichts verändert. Die Bildschirmauflösung ist auf beiden Geräten die gleiche geblieben, das grafische Erlebnis also vorerst das gleiche. Böse Zungen könnten behaupten, dass man als Pixelzähler bei Nintendo sowieso schon lange an der falschen Adresse gewesen wäre.

© Nintendo Der New Nintendo 3DS in der XL-Version.

Fakt ist aber, dass der 3D-Effekt von Nintendo gut stabilisiert und somit klar verbessert worden ist. War man am alten 3DS bis jetzt eher dazu geneigt, bei längeren Spielsessions den 3D-Effekt abzudrehen, weil die hohe Blickwinkelabhängigkeit tendenziell unangenehm ist, erwischt man sich jetzt dabei, alte Titel wieder mit vollem 3D-Programm auszuprobieren. Verantwortlich dafür ist die neue Kamera- und Sensoreinheit über dem 3D-Bildschirm, die die Kopfbewegungen des Spielers misst und den 3D-Effekt daran angleicht. Diese Einheit ist übrigens auch dafür verantwortlich, dass sich der Bildschirm auf Wunsch bei dunkler Umgebung automatisch dimmt, um wertvolle Akkulaufzeit bis zum nächsten Endgegner zu sparen. Praktisch.

Unter der Haube versteckt

Gut verborgen ist der Umstand, dass der New Nintendo 3DS auch mehr Rechenpower verpasst bekommen hat. Inwieweit sich das auf die Spielegrafik auswirken kann, wird sich erst bei Spielen wie "Xenoblade Chronicles" zeigen, die von dieser Mehrleistung angeblich Gebrauch machen sollen. Man merkt aber jetzt schon, dass etwa Spiele wie "Monster Hunter 4 Ultimate" oder "Super Smash Bros." und Anwendungen am Gerät merkbar schneller laden als auf dem Vorgängermodell. Auch nicht sofort ersichtlich ist die neue NFC-Konnektivität, mit der die erfolgreiche Serie der Amiibo-Figuren auf tragbaren Konsolen Einzug findet. Nur mit den Ohren vernehmbar ist die willkommene Anhebung des Maximalpegels der Lautsprecher, die auf dem Vorgängermodell recht bescheiden ausgefallen war.

© Nintendo Amiibo-Figuren sind mit dem New Nintendo 3DS kompatibel.

Der Wechsel von einem SD- zu einem microSD-Kartenslot birgt für Umsteiger leider eine Reihe von Tücken. Zunächst kann man die SD-Karte mit Profilen, Nintendo ID, Spielen und Speicherdaten nicht einfach vom alten 3DS in den neuen stecken. Das funktioniert allein schon deshalb nicht, weil man die rückwärtige Abdeckung des neuen 3DS zuerst abschrauben muss, bevor man an den versteckten SD-Kartenslot gelangen kann. Wer keinen passenden Mini-Schraubenzieher zuhause hat, ist schon einmal aufgeschmissen.

Hatte man als Nutzer zudem den Speicher des 3DS seinerzeit mit einer größeren Karte bestückt, muss man eine dementsprechend große microSD-Karte kaufen, um alle Daten aufs neue Gerät "mitnehmen" zu können. Im Kauf ist leider nur eine 4GB-Karte inkludiert, mit einem größeren Exemplar hätte Nintendo dieses Problem für Power-Gamer lösen können. Der Transfer der Daten, der Umsteigern somit nicht erspart bleibt, geht nicht nur direkt von Gerät zu Gerät über WLAN, sondern auch über einen Windows-PC (ab Version 7), mit dem der 3DS auch Fotos und Musik austauschen kann. Je nach Datenmenge sollte man sich viel Zeit nehmen, wenn man seinen alten 3DS-Content übersiedeln will. Im Test dauerte dieser Umzug nämlich unerträglich lange zweieinhalb Stunden.

Preise und Verfügbarkeit

Der New Nintendo 3DS und der New Nintendo 3DS XL erscheinen am 13. Februar 2015 im österreichischen Handel. Die Preise für die Konsolen betragen rund 170 Euro bzw. 200 Euro. Zierblenden für das kleine Modell kosten jeweils rund 20 Euro. Netzteil ist bei beiden Modellen nicht vorhanden und kostet rund 7 Euro.

NEWS.AT-Fazit

In beiden Modellvarianten bietet der New Nintendo 3DS sinnvolle Neuerungen, die Komfort des Systems verbessern und Lebensdauer der 3DS-Generation an sich empfindlich verlängern werden. Wie bei jeder neuer Nintendo-Hardware jüngerer Zeitrechnung haben sich die gelungenen Upgrades auch mit belanglosen bis unglücklichen Neuausrichtungen vermischt. Unterm Strich hat Super Mario in den Nintendo-Laboren jedenfalls durchaus ein Extraleben für den "Gameboy" entdeckt, aber keine neue Welt.

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