Zehn Fragen, zehn Antworten

NEWS bringt die Erklärungen für ein angeblich ungelöstes Kriminalrätsel

von
Natascha Kampusch - Zehn Fragen, zehn Antworten

1. Natascha sei von zwei Männern entführt worden; W. Priklopil habe also zumindest einen Mittäter gehabt.
Bereits kurz nach Kampuschs Entführung meldete sich ein Mädchen (Ischtar A.) bei der Polizei, das angab, gesehen zu haben, dass zwei Männer an der Tat beteiligt gewesen wären. Einer hätte das Opfer in den Wagen gezerrt, ein anderer sei am Steuer gesessen. Bei Analyse der Einvernahmeprotokolle stellt sich jedoch heraus: Die Zeugin hatte zunächst eine Person im Wagen wahrgenommen, und danach eine, die Natascha in den Wagen verbrachte. Aus Angst habe sie sich jedoch zwischen den beiden Beobachtungen hinter einem Gebüsch am Straßenrand versteckt. Die Theorie der Fahnder: Ischtar A. sah zunächst Priklopil am Steuer – und später ebenfals ihn, wie er Natascha in sein Fahrzeug verschleppte. Fakt ist zudem: Nach Kampuschs Selbstbefreiung erkannte die Zeugin Priklopil eindeutig als Entführer wieder; von einen angeblichen Mittäter konnte sie niemals eine Personsbeschreibung abgeben.

2. Natascha habe bei der Polizei zu Protokoll gegeben, dass Priklopil sie im Auftrag einer Tätergruppe kidnappte. Daher liege die Vermutung nahe, dass sie Opfer eines Kinderpornorings war.
Nachdem Wolfgang Priklopil das Mädchen entführt hatte, blieb er nach stundenlanger Irrfahrt in einem einsamen Waldstück in der Nähe seines Hauses in Strasshof stehen und gab vor, per Handy zu telefonieren. Mit den angeblichen Auftraggebern der Tat.

Und in den ersten Monaten ihrer Gefangenschaft erzählte er Natascha immer wieder, „andere Personen“ hätten das Kidnapping angeordnet. Lügen, die Kampusch bereits während ihrer Geiselhaft als solche erkannte; die der Peiniger ihr gegenüber tätigte, um sich selbst nicht als „das Böse“ darzustellen und das Kind einzuschüchtern. Ein Fahnder: „Seit ihrer ersten Einvernahme hat Frau Kampusch immer wieder dieselben Aussagen getätigt und sich nie widersprochen.“

Bis dato beteuert die junge Frau glaubwürdig, niemals einen Mittäter gesehen zu haben. Auch aufgrund einer Durchleuchtung der Psyche des Entführers scheint unmöglich, dass er bereit gewesen wäre, sein Opfer mit andern zu „teilen“.

3. Bewusst sei die Kripo nicht den Hinweisen eines Polizei-Hundeführers nachgegangen, der Priklopil wenige Tage nach der Entführung als möglichen Täter nannte.
Tatsächlich langte kurz nach dem Kidnapping im ehemaligen Wiener Sicherheitsbüro ein „Tipp“ eines Kollegen ein; allerdings war dieser wenig konkret. Seine Mutter – so der Beamte –, die in Strasshof wohne, habe einen Nachbarn, eben Wolfgang Priklopil, der ihr verdächtig schiene. Weil er einen weißen Kastenwagen besäße, ein „Muttersöhnchen“ sei und in der Ortschaft als Pädophiler bekannt wäre.

Bei einer Überprüfung des Mannes stellte sich allerdings heraus, dass er keine einschlägigen Vorstrafen hatte. Dennoch wurde bei ihm eine polizeiliche Nachschau gehalten. Bei der er sich – wie in diesbezüglichen Protokollen zu lesen ist – „unauffällig“ verhielt, und den Beamten sogar freiwillig seinen Lieferwagen zeigte. Für einen Hausdurchsuchungsbefehl reichte die Verdachtslage nicht aus.

4. Ernst H. kannte Natascha bereits vor ihrer Selbstbefreiung. Danach telefonierte sie Hunderte Male mit ihm. Der Verdacht: Schon während ihrer Entführung habe sie ein Naheverhältnis zu Priklopils bestem Freund gehabt.
Einige Monate vor ihrer Selbstbefreiung hatte Wolfgang Priklopil Natascha seinem Geschäftspartner (bei einem Besuch auf einer Baustelle) als seine Haushaltshilfe vorgestellt. Kampusch kannte Ernst H. jedoch schon länger, zumindest „vom Hören“. Seit sie 14 gewesen war, hatte der Peiniger ihr viel von seiner Mutter und von seinem „engsten Kumpel“ erzählt – und das Mädchen häufig mitlauschen lassen, wenn er mit den beiden abends telefonierte. Wodurch das Opfer indirekt „Beziehungen“ zu diesen zwei Menschen aufbaute. Und nach Ende ihrer Tragödie zu Ernst H. Kontakt suchte, um von ihm mehr über ihren Peiniger zu erfahren; über das Dasein, das er „offiziell“ geführt hatte.

5. Natascha habe während der Geiselhaft in dem Haus in Strasshof ein Kind geboren. Die Beweise dafür: Eine in einem Plastiksack deponierte Haarlocke und mehrere Babybücher, die im Verlies sichergestellt wurden. Und Kampuschs Frage bei einer Einvernahme: „Ist nachzuweisen, ob ich jemals schwanger gewesen bin?“
Laut Natascha Kampuschs Aussagen stammt die Haarlocke von ihr selbst; sie habe sie aufgehoben „wie einen Schatz“, nachdem Wolfgang Priklopil ihr zur Bestrafung eine Glatze geschoren hatte. Den Fund der Babybücher erklärt die junge Frau bis dato damit, dass sie immer gehofft hatte, irgendwann in Freiheit zu kommen – und dann Kinder bekommen wollte. In der Geiselhaft hätte sie aber mit Sicherheit kein Baby zur Welt gebracht.

6. Wolfgang Priklopils Grundstück sei nicht ausreichend untersucht worden, insbesondere zwei Hohlräume, die sich unterhalb des Gartens befinden.
Monatelang waren Tatortexperten auf den Anwesen in Strasshof auf Spurensuche; bis in sechs Meter Tiefe fanden umfangreiche Grabungen statt. Außer vergrabenen Eisschränken und Möbelstücken befanden sich allerdings keine Gegenstände im Erdreich. Warum der Peiniger diese Dinge im verscharrt hatte? Weil der als extrem geizig bekannte Mann sie als Füllmaterial für von ihm für Bauarbeiten ausgehobenen Kies verwendet habe.

7. Natascha habee unzählige Möglichkeiten zur Flucht gehabt. Priklopil nahm sie oftmals zu Ausflügen und Einkaufstouren mit. Und sie habe in seinem Bett geschlafen.
Bereits bei ihrer ersten Vernehmung warnte Kampusch die Polizei: „Überall in Priklopils Haus sind Bomben versteckt.“ Tatsächlich glaubte das Mädchen all die abstrusen Behauptungen, die ihr der Täter jahrelang eingebläut hatte. Dass er bei jedem Ausgang mit ihr Granaten bei sich trage und viele Menschen sterben würden, wenn sie Alarm schlüge. Außerdem war Natascha der festen Überzeugung, sein Haus in Strasshof wäre vom Keller bis zum Dachboden vermint. Mit Bomben, die nur er entschärfen könne – mittels einer (täuschend echt aussehenden) Alarmanlage, die er sogar ins Bett mitnahm.

8. In Priklopils Haus seien zahlreiche Videos gefunden worden, die von den Behörden aus unerfindlichen Grunden unter Verschluss gehalten wurden.
Außer harmlosen Spielfilmen stellten die Fahnder auf dem Anwesen in Strasshof zwei Privatfilme sicher, die Wolfgang Priklopil bei Familienfeiern gedreht hatte. Auf keinem dieser Videos ist Natascha zu sehen.

9. In Ernst H.s Handschuhfach befand sich Priklopils Schlüsselanhänger. Der Freund des Täters machte zu diesem Fund unterschiedliche Angaben. Was darauf schließen lasse, dass er nicht die Wahrheit sagt.
Die letzten Stunden vor seinem Tod verbrachte der Peiniger mit seinem Geschäftspartner. Zunächst gab Ernst H. zu Protokoll, bei diesem Treffen nichts nichts über die Entführung erfahren zu haben. Später gestand er, dass Priklopil ihm eine Lebensbeichte abgelegt und die Tat gestanden hätte. Den Schlüsselbund habe er von als „persönliches Geschenk“ erhalten.

10. Wolfgang Priklopil hinterließ einen Zettel, auf dem die Worte Wort „Für Mama“ zu lesen sind. Angeblich stimme das Schriftbild nicht mit dem des Täters überein.
Entgegen anderen Meldungen gibt es kein graphologisches Gutachten, das diese Behauptung belegt. Laut Ernst H. habe Wolfgang Priklopil, während des letzten Treffens versucht, seiner geliebten Mama einen erklärenden Brief zu schreiben. Was der Entführer letztlich „in seiner immensen Nervosität“ nicht mehr geschafft hätte.

Kommentare

HC-Krache melden

Und warum durfte vor den Augen des Innen + Justizministerium Ernst H am Tag der Befreiung Sachen wie z. B. den Computer (im Haus waren 2 Anschlüsse) von Prikopil aus dem Hause schaffen?!

freud0815 melden

Re: Und warum durfte vor den Augen des Innen Justizministerium news bringt erklärungen-aha-für mich brachte die verwirrungen und fragen. das ganze wurde runtergespielt und ich weiss nicht ob wir vielleicht alle annehmen sollen, die frau war auf jahrelangem abenteuerurluab oder sowas? da kommt ein hundeführer der polizei und es werden ermittlungen eingestellt, weil der kastenwagen freiwillig gezeigt wurde-es wird *angenommen* dass der fahrer und mann den das mädel gesehen hat, beides prikopil ist- das sind alles annahmen, vermutungern, deutungen und psychologische auswertungen. als die frau gerade entkam und der medienhype losging, hab ich alles absichtlich gemieden, denn ich dacht mir dass die wahrheit is ca 1 jahr rauskommt-hier bleibt die allerdings wie es aussieht für immer versteckt. wer steckt dahinter, dass alles vertuscht wird?

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