"Mit Ängsten zu spielen
ist das Allerletzte"

Skirennläufer Marcel Hirscher bezieht auch in der Flüchtlingsdebatte klar Stellung

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News-Interview - "Mit Ängsten zu spielen
ist das Allerletzte" © Bild: News Zach - Kiesling Roman

News: Herr Hirscher, Sie haben sich auf Facebook im Rahmen der #showyourfacechallenge zur Flüchtlingsproblematik geäußert und sich deutlich für Flüchtlinge und gegen Hass und Hetze positioniert. Warum war Ihnen das ein Anliegen?
Marcel Hirscher: Als Sportler äußere ich mich normalerweise nicht zu Politik, dafür gibt es Experten. Doch hier geht es nicht um Politik, sondern um Anstand. Wenn in unserem Land immer kälter und kälter wird, und dafür nicht der Winter verantwortlich ist, dann sollten wir – die deutliche Mehrheit - zeigen, dass Österreich anders denkt. Mitgefühl und Verständnis sind angebracht, nicht Angstmache, Hetze und Hass. Deshalb sage ich: Flüchtlinge sind in unserem Land herzlich willkommen. Ich weiß natürlich, dass ich damit die Probleme nicht löse - das muss wahrscheinlich durch die internationale Politik, in den Herkunftsländern passieren. Doch wenn es schon so weit kommt, dass Menschen aus ihrer Heimat fliehen müssen, dann müssen wir ihnen auch helfen.

REFUGEES ARE WELCOME HERE!

Leute, ich wurde von Peter Hörmanseder, besser bekannt als eine Teil von Maschek, für die #showyourfacechallenge nominiert und sage dafür aufrichtig DANKE. Ich äußere mich als Sportler normalerweise nicht zu politischen Themen, dafür gibt es Geeignetere, doch hier geht es nicht um Politik sondern um Anstand. Wenn es kälter wird in unserem Land, und nicht der Winter dafür verantwortlich ist, dann gilt es zu zeigen, dass die große Mehrheit anders denkt. Mitgefühl und Verständnis sind angesagt, anstatt Angst und Hass. Und deshalb sage ich: SAY IT LOUD, SAY IT CLEAR, REFUGEES ARE WELCOME HERE!Und nun nominiere ich den sehr geehrten Herrn Bundespräsident Dr. Heinz Fischer, unseren Fußballstar David Alaba, die beste Skifahrerin der Gegenwart Anna Fenninger, meine geschätzten Kollegen Aksel Lund Svindal und unseren Lieblingsnachbarn Felix Neureuther

Posted by Marcel Hirscher on Wednesday, 2 September 2015

Binnen weniger Stunden haben zehntausende Menschen ihre Botschaft geliked. Hat Sie die Resonanz überrascht?
Ehrlich gesagt nein. Ich war und bin überzeugt, dass die meisten so denken, doch ich weiß auch, dass andere oft lauter schreien und so einen falschen Gesamteindruck vermitteln. Natürlich verstehe ich auch die Ängste mancher Menschen in unserem Land, doch hier muss man Lösungen finden und vermitteln anstatt – wie in manchen Medien geschehen – die Ängste weiter schüren. Mit Ängsten zu spielen, ist das Allerletzte.

Sie haben neben weiteren Sportlern auch Bundespräsident Heinz Fischer eingeladen, an der Challenge teilzunehmen. Ein gutes Gefühl, wenn der Bundespräsident mitmacht?
Ich kenne ihn ja persönlich ganz gut. Zuletzt hat er mich im Frühling auf einen Kaffee in die Hofburg eingeladen. Ich freue mich, dass er sich ebenfalls deutlich äußert.

Danke, Marcel Hirscher, dass Du mich für die #showyourfacechallenge nominiert hast. Auch ich zeige Gesicht: Gegen Hetze und Hass & für mehr Mitgefühl und Menschlichkeit in unserem Land!

Posted by Bundespräsident Dr. Heinz Fischer on Thursday, 3 September 2015

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie in hörten, dass 71 Flüchtlinge vor der Wiener Haustüre tot abgestellt werden?
Ich war geschockt. Das lässt sicherlich niemanden kalt. Da schüttelt es mich noch immer. Fassungslosigkeit beschreibt das Gefühl sehr gut. Entsetzen. Es ist zum Weinen. Es besteht extrem großer Handlungsbedarf. Das sollte ziemlich schnell gehen – weil es eigentlich schon zu spät ist. Wir müssen jetzt dringend drei Schritte vorwärts machen. Da sollten keine weiteren Fehler gemacht werden.

Wo sind Fehler passiert?
Ich will nicht das politische Handeln beurteilen. Mir fällt auf: In der Bevölkerung liegt so viel Nicht-Wissen vor; nicht böse sein, aber da tragen Medien sehr stark dazu bei. Wenn ich mich zurück erinnere an die ersten Schlagzeilen: da ging es um Handys für Flüchtlinge. Mit diesem Thema Hass zu schüren, dafür habe ich kein Verständnis. Da drehe ich voll durch. Es gibt so viele differenzierte Wahrnehmungen in dieser Thematik. Es ist eine große und schwierige Herausforderung für uns alle, doch die gehört angepackt. Welche Lösungen es gibt, das müssen Berufene sagen. Spenden ist eine Option. Wir im Skiverband wollten schon vor einem Jahr, als die erste größere Flüchtlingswelle kam, Kleidung spenden – damals hieß es noch, es gebe kein Bedarf.

Das große Interview über die Licht- und Schattenseiten des Erfolgs und den Alltag des Workaholics Marcel Hirscher lesen Sie morgen, Samstag, in News im Zeitschriftenhandel oder als E-Paper Version

Kommentare

ich bin deiner meinung!

Hirschler muss nicht weinen. Er braucht nur seine Millionen den Flüchtlingen zur Verfügung stellen.
Wie viele Flüchtlinge hat er bei sich aufgenommen?

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