Die mächtigste Frau
ihrer Zeit: Theodora I.

Der Aufstieg des mazedonischen Bauernsohns Justinian und seiner ebenso schönen wie verrufenen Frau Theodora zum Kaiserpaar wurde von der reichen Gesellschaft mit Argwohn und Empörung verfolgt. Doch unter ihrer Herrschaft erlangte das Römische Reich noch einmal seine einstige Größe.

von Macht & Politik - Die mächtigste Frau
ihrer Zeit: Theodora I. © Bild: istock images

Wir befinden uns im Jahr im 6. Jahrhundert nach Christus. Theodora, eine Schauspielerin, und Justinian, ein einfacher Bauer, wissen noch nicht, dass sie sich treffen werden. Geschweige denn, dass sie ein Stück weit die Welt verändern.

Die sündige Jugend von Theodora

Über die frühren Jahre von Theodora ist wenig bekannt. Laut dem Historiker Prokop arbeitete ihr Vater im Hippodrom in Konstantinopel. Dabei handelt es sich um ein riesiges Stadion, in dem Wagenrennen und Bärenhetze veranstaltet worden sind. Es war quasi das sportliche und soziale Zentrum der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches.

© screenshot_civilisation Kaiserin Theodora als Titelheldin des Computerspiels "Civilisation V"

Theodora selbst, die in Aufzeichnungen für ihre Schönheit gelobt wurde, arbeitete als Schauspielerin – was nach spätantiker Auffassung weitgehend mit einer Prostituierten gleichzusetzen war.

Vom Bauern zum Kaiser

Auch ihr späterer Ehemann Justitian stammte aus niederer Herkunft. Er war ein Bauernsohn. Seine sagenhafte Karriere verdankte er seinem Onkel Justin. Dank dessen guter Beziehungen kam er in der Leibgarde des Kaisers unter. Schließlich adoptierte ihn der kinderlose Onkel. Er förderte ihn, ermöglichte ihm Zugang zu Bildung und baute ihn systematisch zum Nachfolger auf. Mit Erfolg: Dank seiner Hilfe sollte Justinian 38 Jahre lang regieren.

Für sein privates Glück setzte der angehende Kaiser einiges aufs Spiel: Trotz des zweifelhaften Rufes Theodoras und gegen die Widerstände am Hof und in der Gesellschaft von Konstantinopel heiratet Justinian sie im Jahr 525 nach Christus.

Buchtipp

Justinian und Theodora. Herrscher in Byzanz*

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Intelligenz und Sozialpolitik

Zwei Jahre später, am 1. August 527 nach Christus wird Justinian zum Kaiser gekrönt. Er legte großen Wert darauf, dass seine Frau Theodora nicht nur formal Mitkaiserin ist, sondern auch mit ihm regiert und eigene Entscheidungen trifft. So erhielt sie den Titel Augusta. Der Nachwelt ist Theodora vor allem wegen ihres starken Einflusses auf ihren Ehemann bekannt.

Darum waren Sie ihrer Zeit voraus

So verließ er sich meist auf ihren Rat zu innenpolitischen Angelegenheiten. Ihr Name scheint in fast allen Gesetzen dieser Zeit auf und sie korrespondierte mit fremden Herrschern - eine Rolle die damals allein dem Kaiser vorbehalten war. Doch sie waren ihrer Zeit voraus, ein wahres Powerpaar. Zusammen schlugen sie den Nika-Aufstand nieder, sorgten für mehr Frauenrechte und ließen einige der größten Wahrzeichen von Konstantinopel (heute Istanbul) erbauen, darunter auch die Hagia Sophia.

© Joachim Schäfer - <a href="www.heiligenlexikon.de">Ökumenisches Heiligenlexikon</a> Die Emporkömmlinge und späteren Herrscher Justitian I. und Theodora I. sind schillernde Persönlichkeiten der byzantinischen Geschichte

Doch auch in ihrer Regentschaft gab es Rückschläge. Die Ära Justinians und Theodora wurde von einer ununterbrochenen Reihe von Katastrophen begleitet: Erdbeben, Feuerbrände, Flutkatastrophen, Kometen, Sonnenfinsternisse, Heuschreckenplagen, Seuchen und schwere militärische Niederlagen.

Frauenrechte lagen ihr am Herzen

In Retrospektive haben die beiden jedoch viel Gutes bewirkt. Durch ihre Beziehung zu ihrem Mann, der sie als intellektuelle Partnerin auf Augenhöhe ansah, hatte Theodora einen großen Einfluss auf die politischen Entscheidungen des Reiches. Sie erließen Gesetze, um die Korruption von Beamten zu beenden. Sie stärkten die Rechte von Frauen, damit sie nach der Scheidung ihr Eigentum und die Vormundschaft ihrer Kinder behielten. Die Zwangsprostitution wurde verboten., Theodora ließ Bordelle schließen und erbaute Klöster, in denen die Ex-Prostituierten Zuflucht fanden und ein selbstbestimmtes Leben führen konnten.