„Toleranz ist immer gut!“

Elyas M’Barek als ESC-Moderator 2015? Der Star aus "Fuck Ju Goethe" winkt nicht ab.

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Interview - „Toleranz ist immer gut!“

NEWS.AT fragte nach, was dem Superstar aus „Fuck Ju Goehte“ in Zukunft noch alles möglich scheint: Eine Arbeit mit Haneke? Oder die Moderation des ESC 2015? Und: der Charismatiker winkt nicht ab. Mit Nadja Sarwat sprach der sympathische Münchner zudem über das Phänomen Conchita Wurst, seine Österreichisch-Tunesischen Wurzeln, wie er mit der Hysterie um seine Person umgeht und warum er seine Fans auf Twitter schätzt.

NEWS.AT: Sie haben mit der Schulkomödie „Fuck Ju Goehte“ einen Sensations-Erfolg gelandet. Wir fragten in ihrem ehemaligen Kloster Internat in Bayern nach. Auch dort ist die Begeisterung groß. „Elyas schenkt uns Lebensfreude“, lobte Pater Erhard, ihr ehemaliger Schuldirektor. Freut Sie das? Zumal ihre persönliche Schulkarriere etwas holprig verlief.
Elyas M’Barek: Es freut einen natürlich immer, wenn man Menschen stolz macht. Es freut mich auch, dass der Pater mich dann doch noch in so guter Erinnerung behalten hat. Und es ist ein nettes Kompliment.

NEWS.AT: Ihr Vater ist Tunesier, ihre Mutter Österreicherin. Ihr Freund und Regisseur Bora Dagtekin sagte mir, sie hätten einige sehr Österreichische Eigenschaften: sie lieben gutes Essen haben Humor und Stil. Was würden Sie selbst als ihre Österreichischen Eigenschaften beschreiben und ist etwas an Ihnen besonders Orientalisch?
Elyas M’Barek: Ein Doppelleben in diesem Sinne führe ich nicht Aber sicher kann man einiges auf die Wurzeln zurückführen. So bin ich vielleicht – Stichwort orientalisch - ein bisschen temperamentvoller als andere. Meine Mutter hat immer besonders darauf geachtet, dass ich höflich bleibe. Das würde ich als sehr Österreichische Eigenschaft bezeichnen. Ich verfüge über einen Österreichischen Pass, mein Lebensmittelpunkt ist aber in Deutschland. Ausserdem spreche ich kein Österreichisch sondern Hochdeutsch.

»Freue mich, dass Österreich gewonnen hat.«

NEWS.AT: Österreich feiert Conchita Wurst. Sie hat beim ESC hat einen internationalen Triumph einfahren. Wie gefällt ihnen diese Kunstfigur und ihre Botschaft der Toleranz gegenüber Homosexuellen?
Elyas M’Barek: Ich habe den Auftritt leider nicht gesehen, kann daher über die Person Conchita Wurst wenig sagen. Aber eine Botschaft der Toleranz ist natürlich immer gut! Zudem freue ich mich, dass Österreich gewonnen hat.

NEWS.AT: In der Frage wer den ESC in Österreich moderieren soll, fiel sogar schon der Name Christoph Waltz. Würden Sie moderieren oder ist Ihnen das zu minder?
Elyas M’Barek: Sollen sie Waltz fragen, da bin ich schon mal gespannt, was der sagt (lacht). Zu minder? Ganz und gar nicht, allerdings bezweifle ich, dass ich gefragt werde. Ich bin Schauspieler, kein Moderator.

NEWS.AT: Im Wim Wenders Spot „Feier den Moment“, der in Cannes Premiere feiert, tanzen Sie mit Rosie Huntigton Whiteley Tango. Den konnten Sie vorher auch nicht, wie sie sagten.
Elyas M’Barek: Ja ich habe in dem Spot zum ersten mal Tango getanzt und es war eine Katastrophe. Allerdings gehörte das zur Dramaturgie. Es sollte bei dieser Rolle ja jemand sein, der überraschend in die Situation gerät, tanzen zu müsen.

NEWS.AT: Wär denn Dancing Stars was für Sie? Was halten Sie denn von Casting-Shows oder Dancing Stars?
Elyas M’Barek: Das kann man nicht über einen Kamm scheren, es gibt gute und schlechte. Ich sehe mich im Moment nicht in so einer Show.

NEWS.AT: Haben Sie wirklich noch kein Angebot aus Österreich bekommen einen Film zu drehen?
Elyas M’Barek: Doch! Die ORF Chefin hat mir bei der Romy Verleihung ein Angebot versprochen!

»Haneke ist eine Riesen-Nummer!«

NEWS.AT: Jetzt haben Sie schon mit Wim Wenders gedreht – da wäre ja Haneke nicht mehr allzufern. Würden Sie gerne mit ihm arbeiten?
Elyas M’Barek: Natürlich! Haneke ist eine Riesen-Nummer! Vor zwei Jahren hätte ich mir auch noch nicht träumen lassen, dass ich einmal mit Wenders arbeite. Meinen Sie, ich stehe nach der Arbeit mit Wim Wenders schon mit einem Bein im Arthouse-Kino? (lacht)

NEWS.AT: Warum nicht? Nach FJG kam immerhin der Bildungsbürgerfilm „Der Medicus“ – eine internationale Großproduktion.
Elyas M’Barek: Stimmt. Aber so war das bei mir eigentlich immer. Wenn man meine Filmografie betrachtet, kann man sehen, dass ich eigentlich immer das Glück hatte, ganz verschiedene Genres auszuprobieren. Dramen, Komödien, jetzt die Arbeit mit Wim Wenders – alles sehr, sehr bunt. Das hatte aber nichts mit Karriere-Strategie zu tun, sondern es hat sich immer so ergeben. Ich hoffe, dass ich weiter das Glück auf meiner Seite habe, dass das auch in der Zukunft so bleibt, ohne dass ich das forciere. Das Schöne an meinem Beruf, der Schauspielerei ist ja, dass es nie langweilig wird, wenn man das Glück hat sich immer wieder neu auszuprobieren.

NEWS.AT: Im Wenders-Spot sieht man sie in einer Doppelrolle, einmal gestresst im Büro – einmal die Lebensfreude geniessend. Fühlen Sie sich auch manchmal zerrissen und wie ist es mit ihrer Work Life Balance bestellt. Welcher der Figuren fühlen Sie sich näher?
Elyas M’Barek: Ich bin Zwilling im Sternzeichen, dem wird ja eine Doppel-Identität nachgesagt. Gemerkt habe ich es noch nicht bewußt. Ich fühle mich auf alle Fälle dem Genießer näher, der rausgeht und etwas erlebt, als dem Bürohengst. Obwohl auch das dazu gehört: ich sitze auch am Computer und schreibe Mails.

NEWS.AT: Oder twittern. Viele US-Stars twittern nicht selbst. Sie schon. Sie gelten als sehr Fan-freundlicher Star. Twittern und Facebooken mit Millionen Fans. Es gibt einen großen Wettbewerb auf Twitter, wer von Ihnen retweetet wird, wie man dort sagt. Ich habe es leider noch zu keinem Retweet von Ihnen geschafft.
Elyas M’Barek: Das holen wir natürlich nach! Bei großen US-Stars werden es einfach zu viele Leute, da schafft man das nicht. Ich merke auch, dass sich das bei mir verschoben hat. Früher habe ich wirklich jeden Kommentar gelesen, das schaffe ich heute nicht mehr. Aber ich versuche es immer noch. Wenn ich eine Minute habe, setze ich mich hin und lese und kommentiere auch Beiträge auf meiner Seite. Und es macht Spaß.

NEWS.AT: Wie geht man mit der Hysterie um, die Sie täglich umgibt und die so ein Reisen-Erfolg mit sich bringt? Nervt das?
Elyas M’Barek: Nein, es hat mich gar nicht genervt. Es hat mich nur überrascht. Weil ich so eine Aufmerksamkeit nicht gewohnt war bis dahin. Aber man sollte nie vergessen, dass das nicht selbstverständlich ist. Was ich am schönsten finde, wenn sich die Leute so freuen, nur weil man ein Foto mit ihnen macht oder Wort mit ihnen wechselt. Für einen selber ist man ja selbstverständlich weil man sich den ganzen Tag selbst ertragen muss. Aber für jemand anders nicht. Das ist oft total berührend, was das bei den Fans auslöst, wenn man sich ihnen zuwendet.

» Der Begriff Migrations-Hintergrund ist schon eine Ausgrenzung für sich.«

NEWS.AT: Warum lehnen Sie es ab, über das Migrations-Thema zu sprechen? Sie könnten doch als Vorbild für Jugendliche, die auch multiethnisch aufgewachsen sind dienen.
Elyas M’Barek: Das Thema lehne ich überhaupt nicht ab! Ich bin ja im Kontakt mit vielen Jugendlichen und hoffe, dass ich für die ein Vorbild sein kann. Aber ich finde es viel wichtiger, es als selbstverständlich zu sehen. Indem man darüber spricht, grenzt man sofort wieder aus. Alleine der Begriff Migrations-Hintergrund ist schon eine Ausgrenzung für sich.

NEWS.AT: Ihre nächsten Kino-Projekte, „Männerhort“ und „Who am i“ kurz skizziert bitte.
Elyas M’Barek: „Who am I“ ist ein sehr düsterer, krasser Hacker-Thriller und „Männerhort“ ist eine Komödie, die Probleme von Männern in einer Frauen-dominierten Welt thematisiert.

NEWS.AT: Sie flüchten darin mit ihren Kumpels in den Heizungskeller, weil die Frauen zu dominant sind. Eine Einstellung, die sie im wahren Leben aber nicht pflegen oder?
Elyas M’Barek: Natürlich nicht. Es sollte sich zwischen den Geschlechtern immer die Waage halten.

NEWS.AT: Glauben Sie nicht, dass Männer heute nach wie vor noch einen Vorteil gegenüber Frauen haben?
Elyas M’Barek: Das kann ich so pauschal nicht beantworten, ich habe ja keine Vergleichswerte, da ich früher ja nicht gelebt habe. Ich bin ja kein Politiker!

NEWS.AT: Politiker würden sie vermutlich auch nie sein wollen?
Elyas M’Barek: Auf keinen Fall! Dann schon lieber Dancing Stars.

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