Kritik an Superstar Pluschenko

Dem "Eis-Zaren" wird Egoismus und Selbstinszenierung vorgeworfen - Putin verteidigt

Dieser Abschied hatte einen Beigeschmack. Am Tag nach Jewgeni Pluschenkos verletzungsbedingtem Olympia-Ausstieg hagelte es Kritik. Sein großer Rivale Alexej Jagudin und viele aktive Läufer verurteilten Pluschenkos späten Startverzicht als egoistische Selbstinszenierung. Der Doppel-Olympiasieger selbst beteuerte in den Katakomben des "Eisbergs" von Sotschi, dass er kein unfairer Sportsmann sei.

von Yevgeny Plushenko steht traurig nach seinem Olympia-Aus © Bild: YURI KADOBNOV/AFP/Getty Images

"Ich habe Tabletten genommen und auf ein Wunder gehofft", sagte der 31-jährige Putin-Liebling mit Hinweis auf eine Rückenverletzung. Trainer und Ersatzvater Alexej Mischin hielt eine lange Rede und warb für Respekt gegenüber dem Eiskunstlauf-Idol aus St. Petersburg. "Seid nicht zu hart zu ihm, er hat 20 Jahre alles für diesen schönen Sport gegeben", flehte der 72-Jährige. Pluschenkos bekannte Ehefrau und Antreiberin Jana Rudkowskaja weinte. "Es war sehr gefährlich. Es bestand die Gefahr, dass seine künstliche Bandscheibe herausspringt", sagte die acht Jahre ältere Musikproduzentin.

"Warum muss man Pluschenko vergeben?"

"Warum muss man Pluschenko verstehen und vergeben?", fragte dagegen die russische Zeitung "Wedomosti". Viele meinten, er hätte nach dem Gold im Teamwettbewerb den einzigen Herrenstartplatz der Gastgeber für den 18-jährigen Maxim Kowtun räumen müssen. Bis Montagfrüh um 10.00 Uhr hätte der dreimalige Weltmeister aus Verletzungsgründen absagen können. Der fast absehbare Rückzug direkt vor dem Einzel-Wettbewerb schadete allen. "Ich unterstütze Sportler, die ein Ende finden können", sagte Jagudin, Olympiasieger von 2002 und langjähriger Trainingsgefährte von Pluschenko.

Sportfans verglichen Pluschenko bei Twitter mit "Dauer-Präsident" Wladimir Putin, der "ebenfalls nicht loslassen" könne. "Pluschenko ist ein anderes Wort für Enttäuschung", schrieb ein Olympia-Besucher. Kritisiert wurde besonders, dass der siebenfache Europameister nicht an Kowtun gedacht habe. "Maxim war bereit und hätte sofort einsteigen können, aber die Olympia-Regeln lassen das leider nicht zu", sagte Kowtuns Choreograf Pjotr Tschernyschow.

Gold-Medaille als perfekte Werbung?

Kowtun hatte den "Altmeister" bei den nationalen Meisterschaften geschlagen. Dank einer Sonderregelung ermöglichte der russische Verband Putins Liebling aber dennoch einen Start bei den Heimspielen. Kritiker sagen, Pluschenko brauchte das Gold für die Vermarktung seiner eigenen Shows.

Sportminister Witali Mutko verteidigte Pluschenkos Nominierung trotz zahlreicher Operationen als "Frage der sportlichen Ethik". Auch in anderen Kommentaren kam Mitgefühl zum Ausdruck. "Bravo Schenja, die Gesundheit geht vor", sagte Schauspieler Stanislaw Jaruschin. Der Zeitung "Sowjetski Sport" zufolge will Pluschenko von April an auf große Abschiedstournee gehen. "Im Kontext der Olympia-Verletzung ist das eine irritierende Nachricht", schrieb ein Sportfan auf Twitter.

Putin versteht Pluschenko

Russlands Präsident Wladimir Putin hat Pluschenko in Schutz genommen. "Er hatte wirklich große gesundheitliche Probleme, er hatte viele Operationen", sagte der Kremlchef am Freitag beim Besuch des Amerikanischen Hauses. "Er hat am Mannschaftswettbewerb teilgenommen und sein höchstes Potenzial gezeigt."

Bei seinem Besuch stellte der Kremlchef zudem in Aussicht, sich das mit Spannung erwartete Eishockey-Vorrundenspiel der Gastgeber gegen die USA am Samstag persönlich in der Halle anzusehen. "Vielleicht komme ich", sagte Putin nach Angaben der Agentur Itar-Tass. "Ich versichere euch, bei uns gibt es viele Fans, die die amerikanischen Spieler kennen und mögen."

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