Das war das Superwahljahr 2004: FPÖ verzeichnet Rekord-Minus, ÖVP schwach

SPÖ und Grüne legten zu. Fischer wird neuer Präsident PLUS: Alle BILDER der spannenden Wahltage!

Das war das "Super-Wahljahr" 2004: Neu gewählt wurden der Bundespräsident, drei Landtage, die Abgeordneten zum EU-Parlament, in der Arbeiterkammer sowie in zwei Ländern Gemeinderäte und Bürgermeister. SPÖ und Grüne konnten bei allen Wahlen, an denen sie teilgenommen haben, Zuwächse verbuchen - wobei es die SPÖ aber nicht schaffte, in Kärnten den LH-Sessel zu erobern.

Die ÖVP hatte nur ein Mal Grund zur Freude, am 19. September in Vorarlberg. Die FPÖ konnte in Kärnten den einzigen Wahlsieg seit 2000 feiern, verlor aber bei den anderen Wahlen, an denen sie teilnahm, massiv.

Größtes Minus in FPÖ-Parteigeschichte
Vier Rekorde wurden im heurigen Jahr gebrochen: Die FPÖ fuhr das größte Minus ihrer Parteigeschichte bei Bundeswahlen (minus 17,09 Punkte, EU-Wahl) und bei Landtagswahlen (minus 14,47 Punkte, Landtag Vorarlberg) ein. Die SPÖ schaffte in Salzburg mit 13,06 Prozentpunkten den größten Zuwachs, den es in der Zweiten Republik bei Landtagswahlen gab. Und der ÖVP gelang in Vorarlberg das beste Ergebnis dieser Landtagswahl-Runde.

Wahl in Salzburg
Der erste Wahlsonntag des Jahres, der 7. März, bescherte der ÖVP den ersten Einbruch, seit sie Kanzlerpartei ist: In Salzburg musste sie den ersten Platz an die SPÖ abgeben, die seither die Landeshauptfrau stellt. Und in Kärnten stürzte die ÖVP auf 11,64 Prozent ab - das schlechteste Ergebnis jemals bei Landtags- oder Nationalratswahlen. Die FPÖ konnte dafür den ersten Wahlsieg feiern, seit sie mit der ÖVP in der Bundesregierung sitzt: Jörg Haider verteidigte den Landeshauptmannsessel. Die SPÖ verfehlte das Ziel, den LH wieder zu erobern, zwar klar, konnte sich aber immerhin über den ersten Zuwachs seit der Wahl 1979 freuen. Sieger waren in Kärnten auch die Grünen - sie schafften erstmals den Einzug in den Landtag. Nicht geschafft haben sie ihr Ziel, in Salzburg - wie im Jahr zuvor in NÖ, OÖ und Tirol - drittstärkste Partei zu werden.

Bundespräsidenten-Wahl
Für die Bundespräsidenten-Wahl stellten nur ÖVP und SPÖ Kandidaten auf - die ÖVP Außenministerin Benita Ferrero-Waldner und die SPÖ den Zweiten Nationalratspräsidenten Heinz Fischer. Fischer gewann das Duell klar - mit 52,39 Prozent, dem besten Ergebnis, das ein erstmals antretender Kandidat in einem Präsidentschafts-Duell in der Zweiten Republik erreichte.

Arbeiterkammer-Wahlen
Den nächsten Erfolg konnte die SPÖ bei den Mitte Mai zu Ende gegangenen Arbeiterkammer-Wahlen feiern: Die Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) schaffte den Sprung über die 60-Prozent-Marke. Der ÖVP-Arbeitnehmerbund ÖAAB musste Einbußen hinnehmen, die Freiheitlichen Arbeitnehmer wurden fast halbiert. Die Grünen legten zwar zu, konnten die FPÖ aber nicht überholen.

EU-Wahl
Ebenfalls einen Sieg für die SPÖ - sie konnte den ersten Platz vor der ÖVP verteidigen - brachte die Wahl zum Europaparlament am 13. Juni. Dieser wurde aber vom Erfolg Hans-Peter Martins überstrahlt: Der frühere SPÖ-Spitzenkandidat und jetzige Unabhängige schaffte auf Anhieb 13,98 Prozent und damit Platz 3. Für die FPÖ brachte die EU-Wahl eine herbe Schlappe: Sie verlor drei Viertel ihrer früheren Wähler, die Fraktion schrumpfte von fünf auf einen Mandatar - und die Grünen überholten die Blauen.

Wahl in Vorarlberg
Den einzigen ÖVP-Sieg des Jahres gab es gestern in Vorarlberg: LH Herbert Sausgruber eroberte die absolute Mehrheit zurück, er schaffte mit 54,92 Prozent (vorläufiges Endergebnis inkl. Wahlkarten) das beste Ergebnis der letzten Landtagswahl-Runde. Der FPÖ bescherten die Vorarlberger einen weiteren bitteren Wahlsonntag: Sie stützten - mit dem größten je bei Landtagswahlen erlittenen Verlust von 14,5 Prozentpunkten - auf 12,9 Prozent ab, nur etwas mehr als ein Drittel der Wähler konnte gehalten werden. Der SPÖ gelang es, mit dem ersten Zuwachs seit 1979 den zweiten Platz von der FPÖ zurückzuerobern. Die Grünen erreichten wieder Klubstärke - und liegen nun in drei Ländern (auch in Wien und Tirol) über zehn Prozent.

Wenig Aufsehen erregten bundesweit die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen, die auch am 7. März in Salzburg und Tirol stattfanden. Die Gemeindewahlen brachten den beiden Großparteien und den Grünen Zugewinne und der FPÖ Verluste. (apa)