Computerpionier Heinz Zemanek verstorben

Wissenschaftler entwickelte den legendären Rechner "Mailüfterl"

Der österreichische Computerpionier Heinz Zemanek, Erfinder des legendären Rechners "Mailüfterl", ist laut Angaben der Technischen Universität (TU) Wien am Mittwoch im Alter von 94 Jahren in Wien verstorben.

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Todesfall - Computerpionier Heinz Zemanek verstorben

Zemanek gilt als einer der Vorreiter der Computerwissenschaften und erlangte mit seiner Arbeit in einem eigens für sein Team geschaffenen IBM-Laboratorium in Wien Weltruhm.

1950 begann der am 1. Jänner 1920 in Wien geborene Zemanek als Assistent an der damaligen Technischen Hochschule, heute Technischen Universität (TU) Wien, mit dem Bau seines ersten Rechners. Sein Projekt fiel in eine Zeit der Umbrüche, weg von den Elektronenröhren mit ihrer enormen Hitzeentwicklung hin zu Transistoren. "Wenn man damals in einen Raum mit einem solchen Gerät kam, hat einen die Hitze fast zurückgeworfen", so Zemanek in einem Vortrag im vergangenen Jahr.

So ist das "Mailüfterl" entstanden

1954 nahm er deshalb mit einem Team von Studenten die Entwicklung eines vollständig transistorisierten Computers in Angriff. Der Bau des Computers war Handarbeit, musste doch jeder einzelne der rund 3.000 Transistoren und die 5.000 Dioden, die er mangels Budget aus den Niederlanden und den USA zusammengebettelt hatte, auf 1.500 etwa 15 mal zehn Zentimeter große Platten aufgelötet werden. Die Arbeit war mühsam: "Es gab ja noch keine Computerzeitschriften und nur ganz wenige Bücher über Computer, man musste sich die Information also einzeln zusammenholen, damit man genügend weiß, um einen Computer zu bauen." Dadurch sei er aber auch ganz rasch vom Elektroingenieur zum Programmierer geworden.

Der entstandene Rechner hatte äußerlich nicht viel mit heutigen Computern gemein: Ohne Bildschirm und Tastatur erfolgte die Ein- und Ausgabe über Lochstreifen, die Ausmaße waren mit mehreren Metern Länge und Höhe beträchtlich. Den Namen "Mailüfterl" wählten die Techniker aufgrund "der eher langsamen Transistoren, die uns zur Verfügung standen", erinnerte sich Zemanek in einem früheren Gespräch.

Zahlreiche Auszeichnungen erhalten

Im Laufe seiner Karriere erhielt Zemanek, der auch an der TU Wien lehrte, zahlreiche Auszeichnungen und bekleidete hohe Positionen. Er war Präsident der International Federation for Information Processing (IFIP) mit Sitz in Laxenburg bei Wien und Gründungspräsident der Österreichischen Computergesellschaft, die seit 1985 den "Heinz-Zemanek-Preis" vergibt, weiters Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Träger des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich.

Von Google geehrt

2003 wurde Zemanek für sein wissenschaftliches Lebenswerk mit dem Kardinal-Innitzer-Preis ausgezeichnet. Erst im vergangenen Jahr wurde Zemanek von Google im Rahmen des "Computer Heritage Program" als einer der Pioniere der frühen Computerwissenschaften geehrt.

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