Was heißt da "Come in, we’re open"?

Über den aktuellen Schilder-Trend und warum alle, die hipp sein wollen, mitziehen

von Wolfgang Kralicek © Bild: NEWS

Seit einiger Zeit muss man an amerikanische Roadmovies denken, wenn man ein Wiener Geschäftslokal betritt. "Come in, we’re open" heißt es auf kunstvoll verwitterten Retroschildern. Oder eben: "Sorry, we’re closed". Man kennt diese Schilder aus dem Kino, sie hängen an gottverlassenen Tankstellen irgendwo in der Wüste oder an versifften Motels – an Orten also, an denen die einladende Botschaft "Come in, we’re open" einen leicht sarkastischen Beigeschmack hat. Nicht, dass es nicht auch in Wien solche Locations gäbe; manche Lokale etwa würde man freiwillig niemals betreten. Aber dort hängen solche Schilder ja nicht, sondern an den Türen von schicken Boutiquen oder coolen Coffeeshops – und zwar von fast allen, die in den vergangenen zwei Jahren aufgesperrt haben. Die Firma, die diese Schilder herstellt, ist vermutlich profitabler als viele der von ihr belieferten Geschäfte.

Vermutlich war es so: Irgendwann hat eine Jungunternehmerin im USA-Urlaub ein solches Schild entdeckt und es daheim in ihr Geschäft gehängt. Ein Gastronomie-Quereinsteiger fand das eine superoriginelle Idee und bestellte sich im Internet ein Schild für sein Cupcake-Lokal. Bald kam das Ding so in Mode, dass man schon viel Mut brauchte, ein hippes Geschäft ohne "Come in" zu eröffnen. Das Dilemma dabei: Etwas ist immer nur so lange cool, wie es noch nicht alle haben. Der kritische Punkt dürfte bald überschritten sein, es ist nur eine Frage der Zeit, bis wieder "Geöffnet" oder "Geschlossen" an den Geschäften steht. Wer sich von der Masse abheben will, kann es dann mit einer wienerischen Variante probieren: Kumm eine, wannst di traust.

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