Brutale Crashes bei der Abfahrt in Bormio: Grugger-Sturz überschattet Sieg von Rahlves

<b>BILDER:</b> Das ÖSV-Ass erleidet eine Hüftluxation 2. Strobl - Grünenfelder fliegt als 3. verletzt ins Ziel

Das letzte Herren-Weltcup-Rennen des Jahres hat einen Favoritensieg und mehrere verhängnisvolle Stürze gebracht: Der US-Amerikaner Daron Rahlves gewann in Bormio die brutalste Abfahrt der Saison und setzte sich mit seinem insgesamt elften Weltcup-Sieg, dem achten in der Königsdisziplin, auch an die Spitze der Gesamtwertung. "Damit habe ich meine Mission erfüllt", erklärte der 32-jährige Kalifornier.

Der Vize-Weltmeister triumphierte auf seiner Lieblingspiste, auf der er schon 2002 die ÖSV-Siegesserie unterbrochen hatte, vor Österreichs Olympiasieger Fritz Strobl (+0,32 Sek.) sowie dem Schweizer Tobias Grünenfelder (+0,35), der nach einem Sturz beim letzten Sprung auf dem Hintern durchs Ziel gerodelt war. Der Salzburger Michael Walchhofer (+0,36) verpasste Rang drei nur um eine hundertstel Sekunde.

Schwerer Sturz von Grugger
Überschattet wurde das letzte Weltcup-Rennen des Jahres vom schweren Sturz des Salzburgers Hans Grugger. Der Vorjahressieger blutete nach dem Crash am Mund und griff sich sofort auf den rechten Oberschenkel. Nach einer medizinischen Diagnose zog sich Grugger eine Hüftluxation zu.

"Für mich ist wichtig, dass ich gesund herunten bin, denn das war schon vor dem Start ein Nervenkitzel. Ich hatte nach dem erstem Training irrsinnige Kreuzschmerzen und bin daher froh, dass es so ausgegangen ist", lautete der alles andere als erfreute Kommentar von Strobl, der weiter klar im Abfahrts-Weltcup führt.

ÖSV-Abfahrtsteam stark dezimiert
Zum Grugger-Sturz meinte der Kärntner: "Es ist mittlerweile zum Verzweifeln, denn jetzt fehlen uns schon drei Leute aus dem Abfahrtsteam." Vor Grugger hatte sich bereits Werner Franz im Sommertraining in Chile schwer verletzt (offener Unterschenkelbruch sowie eine Trümmerfraktur des Tibiakopfes), und der Steirer Christoph Kornberger hatte Mitte November im Training in Sun Peaks mehrere Frakturen im linken Knöchel erlitten und damit ebenfalls die Olympia-Saison abschreiben müssen.

Für das wohl spektakulärste Finale der Ski-Geschichte sorgte Tobias Grünenfelder in Bormio, der als Dritter sein mit Abstand bestes Abfahrtsresultat verbuchte, doch den durchaus möglichen Weltcup-Premierensieg verpasste. Der Schweizer kam nach Zwischenbestzeit beim Zielsprung zu Sturz, schlitterte aber noch auf dem Hintern mit beiden Ski an den Füßen in die Luft gestreckt über die Linie. Bei Grünenfelder hielt sich die Freude über seinen ersten Top-Ten-Rang in der Königsdisziplin aber in Grenzen, wurde er doch mit einem Innenbandriss im rechten Knie in die Klinik gebracht.

Walchhofer: "Extrem lässig zum Fahren"
"Wahnsinn, er war sauschnell unterwegs! Das war eine bravouröse Fahrt mit einem spektakulären Finish", kommentierte Ex-Weltmeister Michael Walchhofer, der bei der WM in Bormio hinter den US-Amerikanern Bode Miller (diesmal nur Neunter) und Rahlves mit kaputtem Ski Dritter geworden war, die Zieldurchfahrt des 28-jährigen Schweizers, der bisher nur im Super G zwei Mal als Dritter aufs Podest gefahren war. Der Salzburger sprach nach seiner Fahrt mit Ehrfurcht und Bewunderung über die Piste: "Es war sehr schwierig, aber extrem lässig zum Fahren. Von oben bis unten ist es voll zur Sache gegangen."

Kein Wunder also, dass die berühmt-berüchtigte 3.680 m lange "Pista Stelvio" auch diesmal wieder ihren Tribut forderte. Neben Grugger kam auch Sebastien Fournier-Bidoz schwer zu Sturz. Der Franzose überstand den Crash aber im Gegensatz zum Österreicher glimpflich. Allerdings wurde durch die enorme Wucht seines Einschlags beim Sturz kopfüber in die Fangnetze ein großes Stück der Streckenbegrenzung herausgerissen!

Glimpflicher Sturz des Vorläufers
Ein Sturz war auch dafür verantwortlich, dass das Rennen mit mehr als halbstündiger Verspätung begonnen hatte. Der Südtiroler Vorläufer Alexander Ortler war im oberen Teil von der Strecke abgekommen und mit dem Kopf voran bei einem Tempo von über 100 km/h in den Fangnetzen gelandet. Laut ersten medizinischen Diagnosen hat Ortler einen Rippen- sowie Handbruch erlitten.

Ergebnis der Herren-Abfahrt in Bormio:

1. Daron Rahlves USA 1:57,68 Min.
2. Fritz Strobl AUT 1:58,00 +0,32
3. Tobias Grünenfelder SUI 1:58,03 +0,35
4. Michael Walchhofer AUT 1:58,04 +0,36
5. Marco Büchel LIE 1:58,19 +0,51
6. Kristian Ghedina ITA 1:58,25 +0,57
7. Pierre-Emmanuel Dalcin FRA 1:58,34 +0,66
8. Didier Defago SUI 1:58,35 +0,67
9. Bode Miller USA 1:58,58 +0,90
10. Klaus Kröll AUT 1:58,63 +0,95
11. Bruno Kernen SUI 1:58,66 +0,98
12. Christoph Gruber AUT 1:58,86 +1,18
13. Hermann Maier AUT 1:58,87 +1,19
14. Francois Bourque CAN 1:59,16 +1,48
15. Benjamin Raich AUT 1:59,20 +1,52
16. Erik Guay CAN 1:59,22 +1,54
. Yannick Bertrand FRA 1:59,22 +1,54
18. Manuel Osborne-Paradis CAN 1:59,27 +1,59
19. Peter Fill ITA 1:59,30 +1,62
20. Antoine Deneriaz FRA 1:59,36 +1,68
21. Hannes Reichelt AUT 1:59,42 +1,74
22. Didier Cuche SUI 1:59,47 +1,79
23. Werner Heel ITA 1:59,49 +1,81
24. Kurt Sulzenbacher ITA 1:59,51 +1,83
25. Stefan Johann Thanei ITA 1:59,65 +1,97
26. Steven Nyman USA 1:59,70 +2,02
27. Roland Fischnaller ITA 1:59,73 +2,05
28. Ambrosi Hoffmann SUI 1:59,85 +2,17
29. Andreas Schifferer AUT 1:59,99 +2,31
30. Patrick Staudacher ITA 2:00,29 +2,61

(apa/red)