So erholen Sie sich
im Urlaub am besten

Der Erholungswert ist am größten, wenn man nichts tut? Stimmt nicht, sagen Experten.

Am besten erholt man sich im Urlaub, wenn man möglichst nichts tut? Stimmt nicht, sagen Experten. Wer sich bewegt, baut Stresshormone schneller ab und lenkt sich von Problemen ab.

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Eine Woche am Strand liegen und aufs Meer schauen oder eine Rad rundfahrt unternehmen? Im Urlaub so faul sein wie möglich oder sich verausgaben? Immer mehr Menschen entscheiden sich für die zweite Möglichkeit, das Bedürfnis, auf Reisen etwas zu erleben, steigt. "Nur im Liegestuhl zu liegen, das ist vorbei", sagt Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit-und Tourismusforschung. "Selbst im Urlaub am See wünscht man sich Abwechslung und geht Wandern und Radfahren."

Der Trend, der in den Neunzigerjahren begann und sich seitdem fortgesetzt hat, habe mit der Veränderung der Lebensstile zu tun, erklärt Zellmann. "Man interessiert sich mehr für Gesundheit, Natur, Ökologie und will bewusster leben. Das spiegelt sich in der Urlaubsplanung wider." Die Gefahr, aus so einem Urlaub erschöpfter zurückzukommen, als man losgefahren ist, besteht nicht. "Bei einem Aktivurlaub kann man Alltagsprobleme sogar intensiver verarbeiten", sagt Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln, der dem neuen Urlaubsaktivismus eine Studie gewidmet hat. "Man nennt das psychophysische Regulation: Der Geist ist über den Körper effizient zu regulieren."

Hormone auf Aktivierung eingestellt

Ist man mit viel Stress in den Urlaub gegangen, sind die Hormone in den ersten Tagen noch auf Aktivierung eingestellt. Wenn der Körper plötzlich drei Tage vollkommen passiv am Strand liegt, gerät er durcheinander. Bewegung hilft, diese Stresshormone schneller abzubauen. "In einem Aktivurlaub sind sie nach zwei bis drei Tagen verschwunden. Bei einem passiven Urlaub sind sie auch dann noch erhöht", sagt Froböse.

Zudem schlafen tagaktive Menschen nachts tiefer und ruhiger, was die Erholung ebenfalls fördert. Beim Wandern großartige Natureindrücke zu sammeln hilft, sich abzulenken, und wer sich am Berg darauf konzentriert, auf keinen losen Stein zu treten, hat ohnehin keine Zeit, Probleme zu wälzen. Dies führt dazu, dass die Nachhaltigkeit eines Aktivurlaubs höher ist, hat Froböse ermittelt: "Nach einem passiven Urlaub waren unsere Testpersonen nach drei bis vier Wochen wieder im Alltagstrott angekommen, nach einem aktiven Urlaub kann der Erholungswert bis zu zwölf Wochen andauern."

Balance ist wichtig

Trotzdem sollte Aktivität freiwillig erfolgen und nicht etwa dem Partner zuliebe. "Erholung hat einen funktionalen Zweck: Sie soll vorausgegangene negative Stresserfahrungen aufhalten und abbauen helfen", sagt der Münchner Freizeit-und Tourismuspsychologe Jürgen Kagelmann. Unfreiwillig Sport zu machen wäre ein zusätzlicher Stressfaktor. Ob und wie aktiv jemand im Urlaub ist, hängt von der Persönlichkeit ab. "Manche Personen streben genetisch bedingt nach einer hohen Dosis Reizen", erklärt Kagelmann. "Die gehen dann im Urlaub paragleiten oder im Revier der Weißen Haie surfen." Wer eine geringere Dosis Reize braucht, lässt es ruhiger angehen. Auch der Arbeitsalltag spielt eine Rolle. Meist wählt man ein Kontrastprogramm. Wer schwer arbeiten muss -etwa am Fließband -, wird eher versuchen, richtig auszuspannen. Wer einen körperlich weniger anstrengenden Job hat, sucht Abenteuer und Action.

Wenig erholsam ist es in jedem Fall, den Urlaub so vollzustopfen, dass der Zeitplan dem Terminkalender im Büro verdächtig ähnlich sieht. Für Untrainierte reichen ein bis zwei Bewegungseinheiten am Tag, empfiehlt Sportwissenschaftler Froböse: "Und ein bis zwei Tage Ruhepause sollten auch dabei sein." Am besten sei es, Körper und Seele zu fragen: Was tut mir heute gut? Und darauf zu hören.

Bewegen Sie sich!

Mit der Bewegung muss es aber nach der Rückkehr nach Hause nicht vorbei sein: Ein Aktivurlaub kann ein guter Ansporn sein, mehr Sport in den Alltag zu integrieren. Das verlängert die Erholung, weil Stress abgebaut wird und ein bisschen Urlaubsstimmung aufkommt, wenn man in der Früh ins Büro radelt und sich dabei erinnert, wie gut der Radurlaub getan hat.

Zwar haben die meisten Menschen neben der Arbeit nicht die Zeit, sich jeden Tag mehrere Stunden zu bewegen, aber Mini-Auszeiten für Sport lassen sich häufig gut einbauen. Wer im Urlaub das Wandern für sich entdeckt hat, kann am nächsten sonnigen Wochenende gleich den nächsten Ausflug unternehmen. Wer im Club-Urlaub Spaß daran hatte, neue Sportarten auszuprobieren, kann dies auch zuhause tun, egal ob man sich für einen Pilates-oder Kickbox-Kurs anmeldet: Abwechslung fördert die Erholung. Damit an den ersten grauen Herbsttagen nicht Schluss ist mit Sport, ist es ratsam, sich nach Indoor-Möglichkeiten umzuschauen, Schwimmen und Klettern kann man auch gut in der Halle. Wichtig ist aber, wie im Urlaub Spaß daran zu haben und Sport nicht zur lästigen Pflicht werden zu lassen, sonst hat er wenig Erholungswert. Helfen kann es auch, Freunde zum Mitmachen zu überzeugen, solange man noch voll motiviert ist: Die helfen einem später über eigene Durchhänger hinweg.

Und wer zusätzlichen Antrieb benötigt, kann gleich den nächsten Aktivurlaub suchen. Dann hält einen schon die Vorfreude in Schwung.

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