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Analysten hatten mit einem Dämpfer gerechnet, nachdem andere Stimmungsindikatoren zuletzt schwach ausgefallen waren. Sie hatten im Durchschnitt aber nur einen Rückgang des Ifo-Index auf 86,0 Punkte erwartet. Die rund 9.000 vom Ifo-Institut befragten Unternehmen zeigten sich vor allem weniger zufriedener mit ihrer aktuellen Lage. Die Erwartungen an die künftigen Geschäfte haben sich nur leicht verschlechtert.
Deutschland ist mit Abstand der wichtigste Handelspartner für Österreich. "Der deutschen Wirtschaft fehlt es an Kraft", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Im Bereich Dienstleistungen hat sich die Unternehmensstimmung deutlich eingetrübt. Auch in den Industriebetrieben hat sich die Stimmung mit rückläufigen Aufträgen verschlechtert.
"Der Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas im November zeigt, dass der Trend dieses wichtigen Frühindikators noch immer nach unten zeigt", kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Die Probleme kommen vor allem aus der Industrie und wiegen die Lebenszeichen beim Einzelhandelsumsatz leider auf." Das deutsche Bruttoinlandsprodukt dürfte im Winterhalbjahr bestenfalls stagnieren, so Krämer. "Ab dem Frühjahr erwarte ich allenfalls eine blutleere Aufwärtsbewegung. Für das gesamte Jahr 2025 rechne ich nur mit einem Plus von 0,2 Prozent. Die Konjunkturprognosen der meisten Volkswirte sind noch immer zu optimistisch."
"Trump-Schock und Ampel-Aus haben nicht zur Beruhigung der Unsicherheit der Unternehmen beigetragen", sagte Ifo-Forscher Klaus Wohlrabe. Die FDP hat die Regierungskoalition mit der SPD und den Grünen verlassen. Im Februar soll es Neuwahlen in Deutschland geben.
Mit dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl dürfte der Gegenwind für die Wirtschaft zunehmen. Denn der Republikaner hat im Wahlkampf angekündigt, Strafzölle auf Importe aus Europa zu erheben und dürfte die USA weiter abschotten. Exporteuropameister Deutschland könnte darunter besonders leiden.
Im Schlussquartal dürfte es für die deutsche Konjunktur schlechter gelaufen sein als zuvor, sagte LBBW-Analyst Jens-Oliver Niklasch. "Binnenwirtschaftlich herrscht Stillstand, und im Rest der Welt nehmen die Risiken eher zu." Im nächsten Jahr werde die Wirtschaft erneut schrumpfen.
BERLIN - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA (AFP)/CHRISTOF STACHE