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Der Kika/Leiner-Insolvenzverwalter prüft derzeit noch, welche Kundenaufträge entsprechend den insolvenzrechtlichen Bestimmungen erfüllt werden dürfen. Diese Prüfung soll Ende dieser Woche "zum großen Teil" abgeschlossen sein. Für einen Teil der Anzahlungen bestehe "aufgrund ordnungsgemäß abgeschlossener Anzahlungsgarantien ein Aussonderungsrecht", erklärte Leitner am Mittwoch in einer Stellungnahme. Wie viele Gutscheine noch nicht eingelöst wurden und die Höhe der gesamten Kunden-Anzahlungen bezifferte das Möbelhaus bisher nicht.
Die Möbel-Anzahlungen basieren auf einem Kaufvertrag. Der Masseverwalter könnte in die vor Insolvenzeröffnung geschlossenen Verträge eintreten und die Kunden würden die bestellte Ware dann bei Zahlung der kompletten Rechnung auch von Kika/Leiner geliefert bekommen. "Es wird in vielen Fällen wohl dazu kommen, dass der Insolvenzverwalter nicht in diese Verträge eintritt und dann sind die geleisteten Anzahlungen in aller Regel leider nur als Insolvenzforderungen anzumelden im Insolvenzverfahren", sagte Maximilian Eder vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) am Donnerstag im Ö1-"Morgenjournal" des ORF-Radio.
Die Möbelkette befindet sich bereits seit mehreren Jahren in der Krise, seit 2013 gab es drei Eigentümerwechsel. 2023 verkaufte Rene Benkos Signa die Kika/Leiner-Immobilien an die Grazer Supernova und das operative Möbelgeschäft an den Handelsmanager Hermann Wieser. Kurz darauf meldete das Unternehmen Insolvenz an, 23 von 40 Filialen wurden im Zuge der ersten Sanierung geschlossen. Nach der zweiten Insolvenz im November 2024 konnte Wieser weder frische finanzielle Mittel noch einen Investor auftreiben. Allerdings sei die Geschäftsgebarung zu prüfen, so Gläubigerschützer Stephan Mazal von Creditreform: "Weshalb noch im Oktober 2024 mehrjährige Mietverträge abgeschlossen wurden, ist jedenfalls zu hinterfragen", so der Insolvenzexperte.
Mit dem Konkurs steht das Möbelhaus Kika/Leiner nach einem über hundertjährigen Bestehen endgültig vor dem Aus. Angesichts der zweifachen Insolvenz hat sich das zwar abgezeichnet - dass es letztlich so schnell ging, kommt für Creditreform-Geschäftsführer Gerhard Weinhofer ob der geplanten Sanierung dann aber doch etwas überraschend. "Wenn man eine Sanierung will, muss man sich auch über die Fortführung Gedanken machen", sagte er am Donnerstag zur APA.
Dass der Geschäftsbetrieb nurmehr für so kurze Zeit möglich war, "verwundert mich schon", so der Gläubigerschützer. Denn: Bis zur Entscheidung über die Annahme oder Ablehnung eines Sanierungsplanes sei noch Zeit gewesen. Offensichtlich habe es Schwierigkeiten gegeben, keine weiteren Schulden im Rahmen des Insolvenzverfahrens aufzunehmen, so Weinhofer. Das Unternehmen dürfte rasch auf einen neuen Investor gehofft haben, der bekanntlich nicht gefunden wurde.
Bei Gutscheinen können betroffene Kunden den Gutscheinwert als Forderung beim Landesgericht St. Pölten als zuständigem Insolvenzgericht anmelden. Die Anmeldung kostet 25 Euro. Wie viel Gutscheinbesitzer zurückbekommen, hängt vom Ausgang der Abwicklung ab. Die Quote beträgt bei einem Konkurs meist nur einen geringen Prozentsatz des Gutscheinwerts.
Die für den 21. Februar 2025 vorgesehene Kika/Leiner-Sanierungsplantagsatzung wurde aufgrund der Umwandlung in ein Konkursverfahren abgesagt. Stattdessen wurde die ursprünglich für den 17. Jänner 2025 vorgesehene allgemeine Prüfungstagsatzung auf diesen Termin verlegt. "Bei der allgemeinen Prüfungstagsatzung werden die zeitgerecht angemeldeten Forderungen der Gläubiger geprüft", sage Gläubigerschützer Mazal. Zwar bleibe die Forderungsanmeldungsfrist für die Gläubiger mit 10. Jänner 2025 gleich, doch habe der Masseverwalter mehr Zeit, die Anmeldungen zu prüfen. "Aufgrund der zu erwartenden großen Zahl an Forderungsanmeldungen wird der Masseverwalter diese Zeit auch brauchen", sagte Mazal.
Zusätzlich zu den Dienstnehmeransprüchen rechnet der Gläubigerschützer für das Kika/Leiner-Konkursverfahren mit weiteren zahlreichen Anmeldungen von Anzahlungsgläubigern und mit Schadenersatzforderungen. Für den Fall des Scheiterns der Sanierung hatte die Möbelkette die Verbindlichkeiten (Passiva) bereits im Insolvenzantrag Mitte November mit 139 Mio Euro angegeben.
Nach dem Waren-Abverkauf bei Kika/Leiner wird der Insolvenzverwalter die verbliebenen 17 Standorte möglicherweise im Jänner oder Februar schließen. 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Möbelkette verlieren dann ihren Job. Mitbewerber XXXLutz will einen Teil der Betroffenen übernehmen. Der Welser Möbelriese hatte zuletzt zahlreiche offene Jobs in Verkauf, Verwaltung und Logistik. "Unsere Türen stehen offen", sagte XXXLutz-Manager Thomas Saliger Mitte November zur APA. Unter anderem auch die Österreichische Post, Ikea und McDonald's haben Kika/Leiner-Beschäftigte Jobs in Aussicht gestellt.
Kika/Leiner-Zentralbetriebsratsvorsitzender Herbert Sulzer hofft noch auf einen Investor und die Sanierung. "Vielleicht hat noch jemand die Idee, dass er uns retten könnte", sagte Sulzer am Donnerstag im Ö1-"Mittagsjournal" des ORF-Radio. Die Gewerkschaft GPA drängt indes auf eine Arbeitsstiftung für Mitarbeiter der Möbelkette, die ihren Job verlieren. "Wir haben da nächste Woche Gespräche und werden dann die Mitarbeiter darüber informieren", kündigte der Betriebsratschef im Hinblick auf die Arbeitsstiftung an.