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Offiziell bestätigt wurden Angriffe auch auf ein Kraftwerk am südlichen Stadtrand von Moskau sowie auf ein Kraftwerk im Gebiet Twer etwa 100 Kilometer nordöstlich der Metropole. Russische Internetmedien veröffentlichten unbestätigte Videos, die nahelegten, dass es auch in diesen Anlagen brennt. Trümmer von Drohnen fielen im Umland von Moskau nieder, wie Bürgermeister Sergej Sobjanin auf Telegram berichtete.
Wie viele die Ukraine insgesamt auf Ziele in Russland abgefeuert hat, blieb offen. Das ukrainische Militär hat wiederholt die Energieversorgung und Ölraffinerien in Russland ins Visier genommen. Zudem fiel es am 6. August überraschend in die russische Oblast Kursk ein, die an die Ukraine grenzt. Die russischen Streitkräfte ihrerseits kommen seit Monaten langsam aber stetig an der Ostfront vor allem im ukrainischen Donezk voran.
Nach bisherigen Angaben wurde bei dem Drohnenangriff niemand verletzt. Russland gibt das ganze Ausmaß der Schäden durch ukrainische Angriffe allerdings selten bekannt. Unabhängig überprüfen lassen sich Angaben zum Kampfgeschehen nicht.
Moskaus Bürgermeister Sobjanin schrieb auf Telegram, mindestens neun Drohnen seien in Moskau und Umgebung abgefangen und zerstört worden. Mehrere Drohnen hätten auf die Moskauer Raffinerie gezielt. In einem "separaten Technikraum" der Anlage werde ein Feuer gelöscht. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldete unter Berufung auf die Feuerwehr, der Brand sei in die höchste Komplexitätsstufe eingeordnet worden und es seien möglicherweise zusätzliche Rettungseinheiten erforderlich. Die Raffinerie ist im Besitz von Gazprom Neft, der Ölsparte des russischen Gasgiganten Gazprom. Sie befindet sich im Südosten Moskaus. Gazprom Neft lehnte eine Stellungnahme ab.
Die ukrainischen Streitkräfte hätten auch versucht, das Kraftwerk Kaschira in der Oblast Moskau mit drei Drohnen anzugreifen, schrieb Michail Schuwalow, der Verwaltungschef des Bezirks Kaschira, auf Telegram. Es gebe weder Brände noch Opfer. "Die Stromversorgung läuft ohne Probleme." Die Stadt Kaschira liegt gut hundert Kilometer südlich der Hauptstadt Moskau.
In der Oblast Twer, die nordwestlich von Moskau liegt, waren in der Nähe des Kraftwerkes Konakowo laute Explosionen zu hören. Davon berichtete der dem russischen Geheimdienst nahestehende Kanal Basa Telegram. Der Gouverneur von Twer, Igor Rudenja, sagte, in der Stadt Konakowo habe es einen Brand gegeben. Was Feuer gefangen hat, ließ er offen. Er fügte hinzu, dass die Strom- und Gasversorgung nicht unterbrochen sei. Das Kraftwerk ist einer der größten Stromerzeuger in der größeren Region Zentralrussland, zu der unter anderem die Oblaste Moskau und Twer sowie die an die Ukraine grenzenden Oblaste Brjansk, Kursk, Belgorod und Woronesch gehören.
Auch die Gouverneure von Brjansk, Kursk, Woronesch und Lipezk berichteten von ukrainischen Drohnen, die abgefangen und zerstört worden seien. Über Lipezk, Rjasan und Tula wurden den jeweiligen Gouverneuren zufolge ebenfalls Drohnen abgefangen. Die Oblaste liegen zwischen den Grenzgebieten und Moskau und gehören ebenfalls zu Zentralrussland. Dem Verteidigungsministerium zufolge wurden 46 Drohnen über Kursk abgefangen und zerstört, 34 über Brjansk, 28 über Woronesch und 14 über Belgorod.
Nach den jüngsten russischen Luftangriffen gegen ukrainische Städte erneuerte indes Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen Appell an den Westen zur Freigabe von Angriffen weit im russischen Hinterland. Die russischen Luftangriffe könnten nur mit Angriffen gegen die russischen Militärflugplätze tief auf russischem Staatsgebiet "und die Logistik des russischen Terrors" unterbunden werden, sagte Selenskyj am Samstagabend in seiner Videoansprache.
Zu diesem Zweck führe eine ukrainische Delegation Gespräche mit den Verantwortlichen in Washington. Nach ukrainischen Medienberichten wurde der amerikanischen Seite sogar eine Liste mit den potenziellen Zielen dieser ukrainischen Angriffe mit Langstreckenwaffen auf amerikanischer oder anderer westlicher Produktion überreicht.
"Die Säuberung des ukrainischen Luftraums von russischen Lenkbomben ist ein wichtiger Schritt, um Russland zu zwingen, ein Ende des Krieges und einen gerechten Frieden anzustreben", sagte Selenskyj. Allein in Charkiw starben nach jüngsten ukrainischen Angaben sechs Menschen, weitere 99 Menschen wurden bei dem russischen Luftangriff verletzt, der ein mehrstöckiges Wohngebäude traf. "Und das ist nur in Charkiw, und dies ist nur ein Tag der russischen Angriffe", betonte Selenskyj.
Die westlichen Partner haben der Ukraine bisher die Erlaubnis verweigert, mit den gelieferten schweren Waffen Ziele auf russischem Staatsgebiet anzugreifen. Das ukrainische Militär ist daher darauf angewiesen, diese Ziele mit Kampfdrohnen aus eigener Produktion anzugreifen. Die Sprengkraft dieser Drohnen ist jedoch relativ gering. Nach Angaben russischer Behörden hat die russische Luftabwehr in der Nacht auf Sonntag mindestens fünf Drohnen über der Umgebung Moskaus abgefangen. Insgesamt an die 40 Drohnen seien in weiteren Regionen zerstört worden.